Kovacs Frust-Rede: Hätte er geschwiegen
Im Moment des Triumphes wird man emotional. Im Gefühl der Genugtuung begeht man die größten Fehler. Das ist menschlich.
Niko Kovac hat 5:0 gewonnen. Gegen Dortmund, gegen seine Kritiker. Für sich. Der Bayern-Trainer hätte sich den Erfolg wie ein wärmendes Frühlingslüftchen entspannt ein paar Tage um die Nase streichen lassen können. Doch auf der Pressekonferenz nach dem Spiel öffnete sich ein Ventil und der ganze, über Wochen und Monate angestaute Frust brach aus Kovac heraus. Auch menschlich. "Wir müssen mal wieder klarkommen mit unserem Leben. Das ist nicht in Ordnung, was hier abgeht", schimpfte er und wurde laut und lauter wie noch nie in seiner Münchner Amtszeit. Es ging um die Frage nach Jérôme Boateng und seiner nächtlichen Party, die Präsident Uli Hoeneß als "Schwachsinn" abgekanzelt hatte. Liberalitas Bavariae? Bedingt.
Doch warum nun diese harsche Medienschelte?
Warum dieser Ansatz, den er aus der galoppierenden Schnelllebigkeit gesellschaftlicher Vorverurteilung auf den Fußball, der mit den Medien von jeher eine Symbiose eingeht, herunterbricht? Er sei "kein Moralapostel", so Kovac, ist es aber doch: "Jeder muss an sich den Anspruch haben: Was ich nicht möchte, das mir einer antut, das tue ich keinem anderen an." Hehre Ansprüche, fürwahr. Doch beim Thema Umgang der Medien mit der Trainergilde wählte er einen übertriebenen, beleidigten und zugleich bärbeißigen Unterton: "Wir sind diejenigen, die alles abbekommen. Wenn du gewinnst, hast du nichts richtig gemacht. Wenn du verlierst, hast du alles falsch gemacht." Doch das war schon immer so, ist Teil des Geschäfts, eine Nebenwirkung, auf die man sich als Trainer einlassen muss, wenn man sich für den Job entscheidet. Wie lautet gleich das Sprichwort mit dem Philosophen und dem Schweigen?
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