Kovac vor dem Aus: Sie sind die möglichen Nachfolger
München - Im Hochsommer war die Welt beim FC Bayern und das Weltbild von Präsident Uli Hoeneß mehr als in Ordnung. "Allen Unkenrufen und Schlaumeiern zum Trotz, die uns einen Thomas Tuchel oder wen auch immer als Wunschtrainer einreden wollten: Ich bin mit der Entscheidung des FC Bayern München, Niko Kovac als neuen Trainer zu haben, der glücklichste Mensch der Welt", sagte er in einem AZ-Interview und fügte hinzu: "Ich bin davon überzeugt, dass wir mit ihm einen Trainer haben, mit dem wir sehr viel Spaß haben werden."
Erstens kommt es anders – und zweitens... – genau.
Kovac beim FC Bayern: Ende des Experiments
Vier Monate später steht das Experiment Niko Kovac vor dem Ende. Was waren die Bosse zu Saisonbeginn happy, einen Trainer gefunden zu haben, der als amtierender Pokalsieger und Finalbezwinger der Heynckes-Bayern nach München kam. Der Respekt der Kabine sollte so einem Coach doch sicher sein. Außerdem setzte der selbsternannte harte Arbeiter Kovac auf Fitness und Kampfgeist sowie Disziplin, die er - etwa das Handyverbot im Kabinentrakt - bald wieder lockerte.
Auch die menschliche Seite des Kumpels von Sportdirektor Hasan Salihamidzic stimmte: Kovac präsentierte sich als sympathischer, gewinnender Typ mit Stallgeruch mit der berühmten Bayern-DNA als Ex-Profi und ohne die berufsimmanente Hybris anderer Kollegen.
Als die sieben Spiele starke Siegesserie mit dem 1:1 gegen Augsburg Ende September plötzlich riss, folgten drei weitere Partien ohne Erfolg. Kovacs Aura nahm Schaden, vor allem auch, weil zunehmend Kabineninterna nach draußen drangen. Aus der zweiten Länderspielpause kam er mit fünf Siegen in sechs Partien, es waren jedoch mühsame Arbeitssiege wie etwa das 2:1 im DFB-Pokal bei Viertligist Rödinghausen.
Dann kam das 2:3 in Dortmund, nach der besten Saisonleistung stand man ohne Punkte da. "Das erste Drittel der Saison ist unterdurchschnittlich", bilanzierte Kovac am Samstag vor Anpfiff, "jetzt haben wir das zweite Drittel, das muss überdurchschnittlich werden, denn wir werden die Punkte brauchen, um uns wieder nach oben zu pirschen." Keine markigen Worte, sondern vorsichtig-zurückhaltend, für viele Beobachter zu defensiv.
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Trainer beim FC Bayern: Die möglichen Kandidaten
Glaubt er selbst noch daran, das große Ganze herumreißen zu können? 17 Gegentreffer in zwölf Spielen bezeichnete er selbst als "zu viel". Das Training am Sonntagvormittag begann erst nach einer längeren Besprechung in der Kabine. Ob Kovac die "Generalschelte", die er am Vorabend nicht vornehmen wollte, nun an seine Männer adressiert hat? Sein ehemaliger Sportdirektor von Eintracht Frankfurt, Fredi Bobic, verteidigte Kovac am Sonntag: "Ihn als einziges Problem hinzustellen, das sehe ich komplett anders. Ein neuer Trainer hin oder her: Was soll der erstmal besser machen?"
Entlassen die Bayern-Bosse Kovac, müssen sie sich die Kernfrage stellen: Holt man einen Routinier wie Arsène Wenger (69), bis Mai knapp 22 Jahre beim FC Arsenal, oder einen anerkannten Weltmann wie Zinédine Zidane (46), der Real Madrid zu drei Titeln in der Königsklasse coachte? Oder es wird erneut eine vergleichsweise "kleine Lösung" wie Ralph Hasenhüttl (51), dessen Vertrag 2018 nach zwei Jahren bei RB Leipzig vorzeitig aufgelöst wurde. Alle drei wären aktuell frei.

Ein Außenseiter-Kandidat: Bayerns ehemaliger Kapitän Mark van Bommel (41), seit Saisonbeginn bei seiner ersten Cheftrainer-Station PSV Eindhoven erfolgreich. Laut Ex-Bundesliga-Trainer Huub Stevens könnte er "in Zukunft" ein Kandidat sein. "Warum nicht? Er hat da gespielt, das wäre eine Möglichkeit. So wie er gespielt hat, versucht er auch, seine Mannschaft spielen zu lassen. Er will immer gewinnen." Aber, so Stevens, weiter: "Ich denke, dass es jetzt noch etwas zu früh ist." Kovac solle die Bayern noch "ein paar Jahre" trainieren, "dann kannst du gucken, ob Mark so weit ist".
Ein paar Jahre noch mit Kovac an der Säbener Straße? Surreale Vorstellung.
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