"Kopf frei, Körper gut"

Für seinen neuen Trainer macht Bayerns Franzose sogar das, was er gar nicht mag: Defensivarbeit. Dafür gibt’s Lob von allen Seiten. Jupp Heynckes schwärmt: „Eine Weltklasseleistung!”
MÜNCHEN Der Held des Abends fand spät zur Ruhe. Erst gegen fünf Uhr in der Früh fielen Franck Ribéry endlich die Augen zu. Zu aufgewühlt war der Franzose noch nach diesem berauschenden Champions-League-Abend gegen Manchester City, nach dem neuerlichen Jubelsturm in der 89. Minute, als Ribéry in angemessener Gemächlichkeit zu seiner Auswechslung schlurfte, gefeiert von den 66000 Zuschauern, geherzt vom sichtbar ungeduldigen Rekonvaleszenten Arjen Robben, umarmt vom neuen Lieblingstrainer Jupp Heynckes. Noch am Tag danach stand er unter dem Eindruck des Erlebten: „Was im Moment passiert, ist unglaublich! Wahnsinn!”
Was im Moment passiert, ist der wohl beste Ribéry, den der FC Bayern erlebt hat. Das nun schon seit vielen Spielen und in der „besten Bayern-Mannschaft, in der ich gespielt habe”, meinte der Franzose, besser sogar als die Truppe in seinem ersten Jahr bei Bayern, damals 2007. Das 2:0 gegen die starken Engländer sei „ein Signal an Europa” gewesen.
Auch gegen Manchester City machte der Flügelflitzer mal wieder den Unterschied aus, neuerdings auch in der eigenen Hälfte: „Ich mag nicht Defensivarbeit, aber ich muss”, sagte er zu seinem neuen Betätigungsfeld, das ihm jedoch sehr viel Kraft abverlangt, wie er zugibt: „In den letzten Minuten war ich ein bisschen tot.” Ob auch er mal eine Rotations-Pause bekommt? „Das ist möglich”, meint Ribéry, schiebt aber sofort hinterher: „Aber ich will natürlich auch am Samstag gegen Hoffenheim spielen.” Natürlich.
Für den wieder entdeckten Eifer gab es dann erneut reichlich Lob. Trainer Jupp Heynckes hatte es nach der Partie nur in großen Scheinen: „Ribéry hat heute eine Weltklasseleistung gezeigt.” Mannschaftskollege Mario Gomez meinte: „Der Franck ist in einer Form, die er halten muss. Er ist für uns unersetzlich und wäre auch für jede andere Mannschaft unersetzlich.” Und auch der Mannschaftskapitän wollte sich nicht zurückhalten: „Es arbeiten alle vorbildlich in der Defensive, auch ein Franck Ribery”, meinte Philipp Lahm, „er marschiert 85 Minuten von vorne nach hinten und gliedert sich ein. Das ist der Unterschied.” Der Unterschied zum vergangenen Jahr, zu einem längst verdrängten Ex-Trainer.
Zum neuen Coach Jupp Heynckes hat Ribéry einfach Vertrauen: „Ich mache, was er will.” Will sagen: sogar Defensivarbeit. „Der Trainer ist gut für alle”, fährt der Franzose fort, „er redet mit allen viel.” Dem 66-jährigen Coach einen seiner gefürchteten Streiche zu spielen, hat er sich bisher jedoch nicht getraut: „Da muss ich noch ein bisschen warten.”
Späße macht er derzeit vor allem zuhause, mit dem „Schwert des Islam”, seinem vor zwei Wochen geborenen Stammhalter namens Saif al-Islam. „Er hat so viele Haare! Ein bisschen lachen mit ihm – das tut gut”, erzählt der stolze Papa. Zum Schlafen muss er in der Nacht zwar manchmal die Tür zum Kinderzimmer schließen, aber seiner guten Laune schadet das nicht: „Mein Kopf ist frei, mein Körper ist gut.” Schlechte Nachrichten für die Konkurrenz aus Hoffenheim und dem restlichen Europa.