Konnichiwa! Usami in der Allianz Arena
München - Die Absagen kamen im Minutentakt. Die Frauen waren Schuld, die japanischen. Sie waren einfach zu gut. Weltmeisterinnen sind sie geworden, Partynacht in Frankfurt inklusive. Also mussten knapp 100 japanische Journalisten ihren geplanten Trip nach München zur Vorstellung von Takashi Usami, dem ersten Japaner in der Bayern-Historie, stornieren. Nur 20 Reporter waren gekommen, den Verantwortlichen kam der geringere Rummel nicht ungelegen.
Zu viel ist auf Usami, gerade 19 Jahre alt, und seine Frau Ran in den ersten Tagen seit der Ankunft am Donnerstag eingestürmt. Kurz: Eine neue Welt, von der er nur die „Maximilianstraße“ in Erinnerung behielt. „Es ist ein Riesen-Schritt für Takashi und seine Frau, ein Kulturwechsel“, sagte Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger dazu. Und: „Wir werden ihn dabei unterstützen.“
Einen Dolmetscher – Kiyoshi Fujii, zu Hause in Aachen – hat der Verein engagiert, der im Training an der Seitenlinie steht und Kommandos von Trainer Jupp Heynckes übersetzt. Allerdings wurde er nicht für ein Jahr, so lange der Leihvertrag mit Gamba Osaka läuft, verpflichtet, sondern nur für die erste Zeit. Die Deutsch-Kurse für die Usamis beginnen bald. „Er ist ein schneller Lerner“, sagte Nerlinger, „ein aufgeweckter Junge.“
Eine Begrüßung, vom Sportchef als „Kostprobe“ angekündigt, hatte sich der Offensivspieler zurecht gelegt für seine Präsentation, die wegen des erwarteten Medien-Andrangs in die Allianz Arena verlegt worden war. „Servus! Mein Name ist Takashi Usami. Nennen Sie mich Takashi.“ Gerne – willkommen in München! Konnichiwa! Zwei Trainingseinheiten hat der Japaner mitgemacht, Heynckes nimmt ihn mit nach Mainz zum „Liga total!“-Cup am Dienstag und Mittwoch.
Er soll lernen, als Joker Einsatzzeiten bekommen, wenn Arjen Robben und Franck Ribéry geschont werden – womöglich schon im Halbfinale gegen den HSV, dem ersten echten Härtetest der Vorbereitung am Dienstag (20.30 Uhr). „Ich habe mir gedacht, dass beim FC Bayern ein hohes Niveau herrscht, dieser Eindruck hat sich jetzt bestätigt“, sagte Usami, „dieser Wechsel ist für mich ein Versuch, in Europa auf höchstem Niveau spielen zu können.“ So sehen es auch die Bayern.
Der Deal soll nicht im Verdacht stehen, ein Marketing-Gag zu sein. „Wir haben ihn aus rein sportlichen Gesichtspunkten ausgewählt“, betont Nerlinger. Nicht ohne Hintergedanken. Für Präsident Uli Hoeneß bringt der Transfer dem FC Bayern „nur dann etwas, wenn er Stammspieler werden würde – was sich jeder wünscht. Dann würde das sicher auf dem asiatischen Markt sehr helfen.“ Die Voraussetzungen sind jedoch eher schlecht. Nicht vom FC Bayern aus. Die Klub-Homepage gibt es seit 2003 auf Japanisch, seit 1. Februar eine Kooperation mit der japanischen Zeitung „Yomiuri Shimbun“ (Sitz in Tokio, Auflage: knapp zehn Millionen täglich).
Doch der DFL-Vertrag in Sachen Auslandsvermarktung mit japanischen TV-Sendern läuft erst ab der Saison 2012/13, Usamis Dribblings („Meine Stärke ist es, wenn der Ball bei mir ist“) werden dieses Jahr nur bruchstückhaft in seiner Heimat zu sehen sein. Usami ist ein Experiment. Ausgerechnet nach Dortmunder Vorbild. Dort schaffte Shinji Kagawa im ersten Jahr den Durchbruch. Inklusive Titel.