Konkurrenzkampf im Mittelfeld des FC Bayern: Vorteil James Rodriguez

Bayerns Kolumbianer macht in Lederhose eine gute Figur – auf dem Platz scheint er Thomas Müller den Rang abzulaufen. Der Weltmeister nimmt es (noch) gelassen: "Wir haben aktuell schon genug Unruhe".
von  az
Angekommen beim FC Bayern: James Rodríguez (l). Thomas Müller muss Gas geben.
Angekommen beim FC Bayern: James Rodríguez (l). Thomas Müller muss Gas geben. © Mohammmed Fyrol Anwar/dpa

München - Warum grinste James Rodríguez eigentlich so vergnügt und ohne Pause? Lag es an der Tracht, die der Kolumbianer beim traditionellen Lederhosn-Shooting am Mittwoch zum ersten Mal trug – oder doch eher an Daphne aus Düsseldorf? Die junge Frau hatte das Treffen mit den Bayern-Stars im Rahmen des Paulaner Fantraums "Selfie deines Lebens" gewonnen. Und nun zog sie die Blicke der Mannschaft auf sich. Besonders Thiago und James, die direkt neben Daphne standen, wirkten glücklich.

"Es gefällt mir, das ist eine neue Erfahrung für mich", sagte James anschließend. Er bezog sich – natürlich – auf sein Outfit. Der 26-Jährige, der seit kurzem wieder Single ist, hatte wie seine Kollegen viel Spaß bei dem Werbetermin in Giesing. Mit Weißbier in der Hand prostete er Niklas Süle und David Alaba zu. Anschließend stieg James bestens gelaunt in den Mannschaftsbus.

"Ein fantastischer Mittelfeldspieler"

Der Neuzugang scheint sich wohlzufühlen in seinem neuen Umfeld, die bayerischen Traditionen gefallen ihm – und auch auf dem Platz hat James nun einen ersten Eindruck hinterlassen. Am Mittwoch im Champions-League-Spiel gegen den RSC Anderlecht gab der WM-Torschützenkönig von 2014 sein Startelf-Debüt für die Bayern, beim 3:0-Sieg deutete er sein Offensivpotenzial zumindest an. Man konnte erahnen, wie viel Gefühl in seinem linken Fuß steckt.

"Er ist ein fantastischer, offensiver Mittelfeldspieler, wir werden die beste Position für ihn finden und damit besser werden", hatte Coach Carlo Ancelotti zuletzt über James gesagt. Die beiden arbeiteten schon bei Real Madrid zusammen, haben ein Vertrauensverhältnis.

Am Mittwoch ließ Ancelotti James auf der Zehnerposition spielen. Zwei gute Chancen arbeitete sich der Kolumbianer heraus, einmal grätschte er energisch in der eigenen Hälfte, insgesamt war es ein ordentlicher Auftritt. 97 Ballkontakte, 92 Prozent erfolgreiche Pässe, 40 Prozent gewonnene Zweikämpfe, vier Torschussvorlagen – so sah die James-Statistik gegen Anderlecht aus. Ob Ancelotti jetzt seine Offensivformation mit James als zentraler Figur gefunden hat?

Müller als großer Verlierer?

Thomas Müller wäre in diesem Fall der große Verlierer. Der Weltmeister wurde am Mittwoch 28 Jahre alt, doch statt zuhause mit der Familie Kuchen zu essen, musste Müller erstmal Fragen zu seiner unbefriedigenden Situation beantworten. Gegen Anderlecht war er erst nach 78 Minuten für Wüterich Franck Ribéry eingewechselt worden.

"Wir haben aktuell schon genug Unruhe", erklärte Müller vielsagend und wollte das persönliche Thema klein halten. "Wie es Arjen (Robben, d.Red.) schon gesagt hat: Wir sollten uns auf die Dinge konzentrieren, die auf dem Platz passieren." Dort spielt Müller aktuell aber nur eine Nebenrolle. Wer ihm am Mittwochabend beim Warmlaufen zusah, konnte Müllers Frust deutlich erkennen. Nach dem Spiel verabschiedete sich der, der sonst immer spricht, rasch aus der Arena.

Müller hat vier Probleme: James, Thiago, Ribéry und Robben. Vier Offensivstars, die im internen Ancelotti-Ranking vor ihm stehen. Sollte sich keiner aus diesem Quartett verletzen, sieht es düster aus mit einem Stammplatz. Erst recht in den ganz wichtigen Partien, in denen Müller schon vergangene Saison draußen saß. "Es ist eine lange Saison mit vielen Spielen", übte sich der Fan-Liebling in Durchhalteparolen. Doch auch Müller weiß: Der Stimmungsvorteil liegt aktuell bei James.

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