Kompanys Handschrift: FC-Bayern-Stars können sich mit neuer Spielweise identifizieren

Seoul/München - Es war nur ein Testspiel, ja. Doch beim 2:1-Erfolg des FC Bayern zum Abschluss der Südkorea-Reise in Seoul gegen Tottenham Hotspur wurde zum ersten Mal in dieser Vorbereitung deutlich, wie die Münchner unter ihrem neuen Trainer Vincent Kompany spielen wollen. Mit extrem hohen Pressing ‒ und allen Risiken und Nebenwirkungen, die dieser Stil mit sich bringt.
FC Bayern-Trainer Kompany nach Sieg: "Die Jungs haben viele Chancen erarbeitet"
"Es macht einen zufrieden, dass wir so eine erste Halbzeit hingelegt haben nach wenigen Tagen im Training", sagte Routinier Thomas Müller: "Wer mich und meine Spielweise kennt, weiß, dass ich schon eher ein Freund des Pressings bin. Dementsprechend habe ich ein Grinsen drauf." Ein sehr breites.

Der Treffer von Talent Gabriel Vidovic zum 1:0 in der 4. Minute entsprang einer solchen Pressingsituation: Mathys Tel gewann den Ball an der Strafraumgrenze, Vidovic staubte ab. Insgesamt agierten die Münchner trotz extremer Hitze von mehr als 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit jenseits der 80 Prozent sehr laufstark und spielfreudig. Kompany war zufrieden. "Die Jungs haben sich viele Chancen erarbeitet, das war ein Zeichen von starker Mentalität", lobte der Coach: "Wir hatten ein gutes Tempo und guten Druck nach vorne."
FC Bayern kann sich mit Kompanys Fußballidee identifizieren
Manchmal wurde das Pressing aber auch überspielt, sodass Bayern in Konter lief. Das ist die Gefahr bei diesem taktischen Überfallplan. "Du gehst irgendwo all-in", meinte Konrad Laimer, "aber ich glaube, dass diese Spielweise sehr dominierend sein wird."

Das war vielleicht die wichtigste Erkenntnis des Kurztrips nach Seoul: Die Bayern-Stars können sich mit Kompanys Fußballidee identifizieren, sie glauben daran. "Nach so kurzer Zeit konnte man schon eine gewisse Handschrift erkennen", sagte Joshua Kimmich. Kompany habe "seine Ideen mit Ball, gegen den Ball, die möchte er reinbekommen. Es macht Spaß."
Und auch das Lob von Müller war beachtlich. "Wir machen gerade alles sehr gewissenhaft, in einer hohen Intensität, sehr abgestimmt ‒ auch im Trainerteam", sagte der 34-Jährige, Kompany und sein Staff würden "mit Einsatz und Disziplin vorweg" gehen, so Müller, "und wir folgen. Das ist auch dringend nötig, denn wir haben einiges vor in dieser Saison."
Eberl über mögliches Interesse an van Gaal: "Ich habe ihn nicht gefragt"
Mit dem Champions-League-Finale in der Münchner Arena als wichtigstem Ziel. Dafür wird die Spielweise bestimmt auch mal angepasst werden. "Ob wir immer so hoch pressen und Mann gegen Mann spielen, wird sich über die Saison zeigen", sagte Sportvorstand Max Eberl ‒ und nannte die Leistung gegen die Spurs "beeindruckend. Wir haben viele gute Dinge gesehen: hohe Energie, hohe Laufbereitschaft, hohe Intensität." Den Kompany-Stil eben.

Spannend: Laut Ex-Coach Louis van Gaal hätte Bayerns Trainersuche auch anders ausgehen können. Er selbst sei "von Bayern München angefragt worden", bevor Kompany zusagte, behauptete van Gaal in einer Show des niederländischen Senders RTL4: "Ich war sehr überrascht." Die AZ hakte am Sonntag bei Eberl nach: Stimmt das? "Also, ich habe ihn nicht gefragt, ich weiß es nicht", sagte Eberl grinsend. Der Sportvorstand ist mit Kompany sehr glücklich. Nicht nur er.
Der FC Bayern besiegt Tottenham Hotspur zum Ende der Südkorea-Reise mit 2:1 und überzeugt dabei mit einer mutigen Spielweise. Die Stars loben ihren neuen Trainer: "Wir machen alles sehr gewissenhaft"