Kompany startet die Mission Titel-Rückkehr – die Vorzeichen ähneln gefährlich dem eines Vorgängers

Mit dem jungen Kompany an der Seitenlinie startet der FC Bayern die Mission Rückeroberung der Meisterschale. Dessen Standing ist wackelig, der Druck vonseiten der roten Granden aber immens.
von  Patrick Strasser
Bayerns neuer Trainer Vincent Kompany soll dafür sorgen, dass nach der gerissenen Serie von elf Titeln in Folge die Meisterschale nach einem Jahr Abstinenz im Mai 2025 nach München zurückkehrt.
Bayerns neuer Trainer Vincent Kompany soll dafür sorgen, dass nach der gerissenen Serie von elf Titeln in Folge die Meisterschale nach einem Jahr Abstinenz im Mai 2025 nach München zurückkehrt. © picture alliance/dpa

München - Erst die Arbeit, dann das Fest, am besten eine Party mit Pokal. Wenn es doch so einfach wäre. Für Uli Hoeneß, das Gesicht des FC Bayern, ist Fußball ein einfaches Spiel. Eine Frage der Arbeit. Während der Vorbereitung berichtete der Vereinspatron nach einem gemeinsamen Abendessen mit dem neuen Trainer der Münchner von Vincent Kompanys Kernbotschaft: "Im Mittelpunkt muss die Arbeit stehen. Und das ist etwas, was mir unheimlich gefallen hat." Unter Thomas Tuchel, dem Taktik-Nerd, habe "uns das gefehlt". Nachtreten auf Hoeneß-Art.

Für Kompany ist der FC Bayern mehr Chance als Risiko

Der Vorgänger von Kompany geht in die Vereinshistorie als der Chefcoach ein, der die erste titellose Saison seit 2011/12 zu verantworten hat, der die Meistertitel-Serie nach elf Triumphen reißen ließ. Dass der Belgier Kompany, zuvor beim RSC Anderlecht und beim FC Burnley ohne Erfahrung mit einem Topstar-Kader, im Zuge der aberwitzigsten Trainersuche aller Zeiten die Nummer sieben der Wunschliste war, dafür kann er nichts. Der Job, den Ralf Rangnick überraschend doch noch ablehnte, bedeutet für den 38-Jährigen mehr Chance als Risiko.

"Für mich ist es nicht so wichtig, dass alle vorher von mir überzeugt sind, sondern nachher durch meine Arbeit auf dem Platz", so der frühere Verteidiger von Manchester City und dem Hamburger SV (2006-08), von allen "Vinnie" gerufen. Sein Standing aber ist gering.

Rummenigge und Hoeneß erhöhen den Druck auf Kompany und Bayern

Und der Druck auf den Bundesligatrainer-Novizen immens hoch. Dafür sorgten die alten Granden der Bayern. "Ich wünsche ihm viel Erfolg - weil, wenn du ein Jahr als Bayern München keinen Titel holst, ist es schon ein Jahr zu viel." Sprach Bayerns ehemaliger Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, heute Aufsichtsratsmitglied.

Und sein langjähriger Kompagnon Uli Hoeneß, der über den Double-Erfolg von Bayer Leverkusen noch nicht hinweggekommen ist, sagte: "Leverkusen hat einen sehr guten Trainer", meinte Hoeneß über Meistermacher Xabi Alonso, der bereits in seiner zweiten Saison aus Vizekusen "Titelkusen" gemacht hatte und daher Top-Kandidat der Bayern war. Als recht junger (42) und unerfahrener Chefcoach während seiner ersten Profistation.

"Den Widerstand aus Leverkusen erwarte ich genau so", sagte Hoeneß und fügte hinzu: "Der Widerstand in München muss aber größer sein. Eines ist klar: Es wird einen Generalangriff von Bayern München geben!" Mit Kompany, dem Frischling. Vinnie will's wissen - und schon im Auftaktspiel am Sonntag beim VfL Wolfsburg (15.30 Uhr, DAZN) die Grundlage für einen guten Start legen.

Bundesliga 2024/25: Der Titelkampf wird zum Gerangel der Jung-Trainer

Um einen erneuten Durchmarsch der Leverkusener, die 2023/24 als erste Mannschaft der Liga-Geschichte eine Saison lang ungeschlagen blieben, zu verhindern. Kann Kompany, der stets ein Cappie tief ins Gesicht zieht, der ruhig und bedächtig spricht, aus dem Schatten von Gentleman Alonso treten?

Oder wird er gar links überholt von einem anderen Liga-Novizen und Jüngling, der bei Borussia Dortmund, ebenfalls ein Meisterkandidat, das Sagen hat? Nuri Sahin, erst 35 Jahre alt, kam zu Jahresbeginn als Assistent ins Trainerteam von Edin Terzic und erhielt nun den Posten des Cheftrainers.

Junge, frische Gesichter. Da muss sich RB Leipzigs Trainer Marco Rose (47), mit 163 Bundesliga-Spielen auf der Bank aktuell der erfahrenste Übungsleiter aller 18 Bundesligaklubs, wie ein Oldie vorkommen. Stuttgarts Sebastian Hoeneß, der den VfB letztes Jahr sensationell auf Rang zwei führte, rangiert mit 42 Jahren und 110 Partien auf dem Buckel im Mittelfeld.

Kompany-Auftakt erinnert an den von Niko Kovac - das Ende ist bekannt

Der letzte Bayern-Trainer, dessen Fleiß und Arbeitsethos von den Bossen zu Beginn gelobt wurden, hieß Niko Kovac. 2018 war er die 1C-Lösung, nachdem Jupp Heynckes nicht weitermachen wollte und Tuchel absagte. Kovac startete mit sieben Siegen in Serie, gewann am Saisonende das Double. Und doch musste er, weil seine Lobby und sein Standing zu gering waren, im Herbst 2019 gehen.

Droht Kompany ein ähnliches Schicksal oder kann er, der bei den Profis bisher gut ankommt, sich freischwimmen?

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