Kommentar zum FC Bayern: Lazarett zeigt verfehlte Transferpolitik von Hoeneß und Rummenigge
München - Vor exakt zwei Monaten kommentierte einer meiner geschätzten AZ-Kollegen das Vorgehen der Bayern-Bosse mit der Überschrift: "Der FC Bayern macht mit seiner Transferstrategie alles richtig". Doch das Grübeln in der Redaktion nimmt zu. Schon damals war ich nicht seiner Meinung und heute bin ich es noch weniger.
Vielmehr haben die Verantwortlichen um Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, Vereinspräsident Uli Hoeneß und Sportdirektor Hasan Salihamidzic in ihrer Transferpolitik ohne Weitsicht gehandelt, ja gar von einer verfehlten Strategie kann mittlerweile die Rede sein.
Sieben Bayern-Stars fallen aus
Das ganze Drama wird schon jetzt, in einer noch recht frühen Phase der Saison, deutlich. Der Bayern-Kader läuft - zugespitzt und bildlich formuliert - am Krückstock. Das vereinseigene Lazarett füllt sich immer weiter – auch hier sei eine Metapher erlaubt. Nach der bitteren Verletzung von Thiago im DFB-Pokal sind nun insgesamt sieben Spieler des Star-Ensembles leicht angeschlagen oder gar schwerer verletzt.
Die Not, die aus der fehlenden Kaderbreite resultiert, zeigte sich am Dienstagabend im DFB-Pokal: Gleich vier Nachwuchsspieler nahmen neben Robert Lewandowski, Serge Gnabry und Joshua Kimmich auf der Bayern-Bank Platz. Wäre dieser Schritt der Tatsache geschuldet, dass Trainer Niko Kovac den Jungen die Chance auf Spielzeit geben möchte, wäre er durchauch löblich gewesen. Vielmehr muss Kovac jedoch zusehen, seinen dezimierten Kader mit Spielern zu füllen!
Bilder: Das sind die Spieler des FC Bayern München
"Gut und günstig"-Strategie rächt sich
Spätestens jetzt dürfte den Verantwortlichen klar sein, dass sie mit ihrer "Gut und günstig"-Strategie nicht den cleversten Weg eingeschlagen haben. Leon Goretzka, Serge Gnabry, Alphonso Davies – drei hochtalentierte junge Spieler als Neuzugänge sind beachtenswert, für die internationale Konkurrenzfähigkeit auf höchstem Level aber zu wenig! Hinzu kommen insgesamt fünf Abgänge aus der Profimannschaft (Arturo Vidal, Juan Bernat, Sebastian Rudy, Douglas Costa, Tom Starke) sowie drei aus der zweiten Mannschaft.
Der Kader sei breit genug aufgestellt, hieß es immer wieder. Auf fast jeder Position ist der FC Bayern sicher doppelt besetzt – da möchte ich den Bossen überhaupt nicht dazwischengrätschen. Allerdings haben sie wohl nicht bedacht, dass eine Mannschaft eine Saison im Normalfall nie ohne (schwere) Verletzungen durchsteht. Vor allem nicht, wenn es sich dabei um den FC Bayern handelt, der viele Englische Wochen absolviert und dadurch einen engen Spielrhythmus hat.
Schon jetzt muss klar sein: Rummenigge und Hoeneß müssen im kommenden Sommer auf dem Transfermarkt aktiv werden, um brenzlige Situationen wie die aktuelle zu vermeiden.