Kommentar: Er hätte besser geschwiegen

"Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben“ - Diesen Satz, den Uli Hoeneß an Jürgen Klinsmann richtete, hätte er wohl besser auf sich bezogen. Über das Nachtreten beim FC Bayern - ein Kommentar von AZ-Sportchef Gunar Jans
von  Abendzeitung

"Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben“ - Diesen Satz, den Uli Hoeneß an Jürgen Klinsmann richtete, hätte er wohl besser auf sich bezogen. Über das Nachtreten beim FC Bayern - ein Kommentar von AZ-Sportchef Gunar Jans

An dieser Stelle beschäftigt uns ein Missverständnis, für das wir uns zurückversetzen auf die Schulbank und bei Boethius (ca. 475–525 n. Chr.) nachschlagen, dem römischen Brückenbauer zwischen Antike und Christentum, von dessen Philosophiae Consolatio (Trost der Philosophie) sich Uli Hoeneß scheinbar beeindruckt zeigt: „Si tacuisses, philosophus mansisses“, sagte der Bayern-Vordenker am Samstag zu Fußballreportern und zitierte seinen alten Lateinlehrer: „Wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein Philosoph geblieben.“ Er hat das auf Jürgen Klinsmann bezogen und dessen Auftritt bei Günther Jauchs „stern-tv“, wo der geschasste Zauberlehrling Bayerns Alphatiere attackierte.

Eigentlich war es die richtige Sprache, um der amerikanischen Attitüde zu begegnen, doch leider funktioniert die old school beim FC Bayern noch immer wie im Alten Testament: Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Hoeneß also schlug zurück, (wütend wie immer, wenn er gereizt wird), machte Klinsmann lächerlich und desavouierte ihn für weitere Arbeitgeber. Es war ein Nachtreten gegen einen, der nach seiner zweiten Demission bei Bayern ohnehin durch ist. Und überflüssig war es obendrein, nachdem die Bayern dank der Hilfe von Jupp Heynckes diese durchwachsene Saison doch noch mehr recht als schlecht beendeten und sogar die Größe aufbrachten, Wolfsburg und Felix Magath, einst ebenfalls geschasst, als würdigem Meister zu gratulieren.

Klinsmann aber ist Geschichte in München (eine unsägliche freilich). Hoeneß hätte besser auf seinen Lateinlehrer gehört und selbst geschwiegen. Ein Gutes freilich hat der Rosenkrieg am Ende doch unmissverständlich: Ein drittes Engagement Klinsmanns beim FC Bayern ist nun ausgeschlossen.

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