Köppel: "Wir haben es krachen lassen"

Ein alter Weggefährte von Heynckes erinnert sich an große Zeiten – und intensive Abende.
von  Florian Bogner
1994/1995 gemeinsam bei Eintracht Frankfurt auf der Trainerbank: Jupp Heynckes und Horst Köppel (r.), die in den 70ern gemeinsam für Mönchengladbach spielten.
1994/1995 gemeinsam bei Eintracht Frankfurt auf der Trainerbank: Jupp Heynckes und Horst Köppel (r.), die in den 70ern gemeinsam für Mönchengladbach spielten. © imago

Horst Köppel, ein alter Weggefährte von Jupp Heynckes, erinnert sich an große Zeiten mit Borussia Mönchengladbach – und intensive Abende in Günter Netzers Disco.

AZ: Herr Köppel, herzlichen Glückwunsch zum 65. Geburtstag! Ihr Freund Jupp Heynckes wird wenig Zeit zum Mitfeiern haben, oder?

HORST KÖPPEL: Stimmt, der soll sein letztes Spiel genießen. Ich erreiche ihn auch in letzter Zeit kaum noch, er ist ja furchtbar viel unterwegs. Seine Frau habe ich dafür letztens getroffen.

Heynckes stand dafür zuletzt am Rathausbalkon und schrie "Super Bayern, Super Bayern!" Im wievielten Frühling ist er?

Mindestens im dritten! Für mich ist es eine kleine Sensation, was Jupp auf die Beine stellt – er hatte seine Karriere vor Jahren fast schon beendet.

Bis Uli Hoeneß anrief.

Jupp hat Glück gehabt, dass Hoeneß 2009 nach Klinsmann jemanden brauchte, dem er vertrauen konnte. Dann nahmen die Dinge ihren Lauf.

Bayern, dann Leverkusen, zurück nach München, zwei Champions-League-Finals – und das Triple als Krönung?

An Jupps Stelle würde ich nach dem Triple Schluss machen. Was soll noch kommen? Holt er aber einen Titel nicht, ist ihm alles zuzutrauen. Ich hätte beispielsweise auch nicht geglaubt, dass er 2006 mein Nachfolger bei Gladbach wird. Er ist immer für Überraschungen gut!

Kennengelernt haben Sie sich 1970 in Gladbachs Fohlen-Elf.

Jupp war Mittelstürmer, ich Außenstürmer. Er war dynamischer, kopfballstärker, ein Torjäger. Ich war dafür technisch besser, filigraner.

Also war Heynckes eher der Gomez, Sie eher Pizarro.

Kann man so sagen, ja! (lacht)

Samstagabends sind damals aus den Fohlen dann regelmäßig Partyhengste geworden.

Wir haben es schon krachen lassen. Günter Netzer hatte damals die Diskothek "Lover’s Lane" in Mönchengladbach. Nach Siegen sind wir oft mit vier, fünf Pärchen noch auf einen Absacker hin. Wobei Jupp an der Theke disziplinierter war als der ein oder andere.

Was gab’s?

Für mich meistens Pils, zu vorgerückter Stunde auch mal ein paar härtere Sachen. Aber nur, wenn wir Grund zum Feiern hatten. Sonst sah man uns dort nicht. Zum Glück haben wir zu der Zeit fast alle Heimspiele gewonnen…

Apropos Feiern: Als die Bayern 1974 den ersten Landesmeister-Titel holten, mussten Sie am Tag drauf am letzten Spieltag in Gladbach spielen.

Fünf Stück haben wir ihnen mitgegeben, Jupp schoss zwei. Und damit waren wir noch gnädig! Kein Wunder: Die Bayern hatten alle zwischen 1,2 und 1,8 Promille...

War Heynckes immer schon der geborene Trainer?

Jupp gehörte jedenfalls mit mir zu den Lieblingsspielern von Hennes Weisweiler. Der war kein einfacher Mensch, zu einigen Spielern hatte er aber einen guten Draht: zu Netzer, Vogts, zu uns beiden. Da ist was hängen geblieben. (lacht)

Wenn Heynckes nun das Triple holt – was ist ihm dann noch für den Lebensabend zu wünschen?

Gesundheit – alles andere hat er schon!

Halten Sie nun im Champions-League-Finale zu Heynckes oder zu Dortmund, wo Sie acht Jahre als Trainer und Scout tätig waren?

Schwierig! Meine Beziehungen zu Dortmund sind enger als nach München. Lassen Sie es mich so sagen: Wenn Dortmund gewinnt, ist es mir recht. Wenn Bayern gewinnt, freue ich mich für den Jupp!

Und Heynckes bekommt dann ein Denkmal.

Wenn er das Triple holt, hätte er sich redlich verdient, in einem Atemzug mit den Legenden des Vereins genannt zu werden.

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