Klub-WM: Abgeschirmt am Lehmhügel
Der FC Bayern bereitet sich in Agadir unter skurrilen Umständen auf den Gewinn der Klub-Weltmeisterschaft vor, die AZ ist dabei. Und Präsident Hoeneß freut sich: "Mit uns kommt man halt rum, nachts um halb zwei in Marokko!"
Agadir - Solch ein Stadion haben auch die weltreisenden Bayern noch nie gesehen. Das "Stade Adrar" in Agadir ist komplett auf einen Sockel gebaut, erdbebensicher. 1960 zerstörte ein Erdbeben große Teile Agadirs. Doch für die erste Trainingseinheit mussten Lahm & Co. am Sonntag kurzfristig ausweichen.
Lesen Sie hier: Müder FC Bayern startet Mission Marokko
Weil nicht alle Teams der Fifa-Klub-WM ihre Trainingseinheiten im Stadion absolvieren dürfen, der Rasen nach bereits drei Spielen geschont werden musste, hielt der Bus nebenan. So gerieten die Triple-Sieger in eine skurrile Szenerie: Der Nebenplatz hinter dem Stadion, direkt neben dem Parkplatz, war ein sattes Grün von der feinsten Sorte - abgeschirmt von Polizei und Militär.
Außen rum: Geröll und Lehmhügel. Während die Journalisten bald gebeten wurden, das Feld zu räumen, konnten die Einheimischen des angrenzenden Dorfes an der einen Seite des Zaunes die Pep-Einheit beobachten.
Spätestens seit der Ankunft in der Nacht auf Sonntag war der Bayern-Delegation klar, dass dies kein gewöhnlicher Ausflug sein würde. Trainer Pep Guardiola wollte unbedingt, dass der gesamte Bayern-Tross noch am späten Samstagabend nach dem 3:1 gegen den HSV nach Marokko fliegt, um sich schon am Sonntag, zwei Tage vor dem Halbfinale gegen Asien Champions-League-Sieger Guangzhou Evergrande (20.30 Uhr, ARD) an die 20 Grad Temperatur-Unterschied zu gewöhnen.
Und an den Trubel vor Ort. Nach der Landung am Flughafen "Al-Massira" bekamen die Bayern zu spüren, wie beliebt sie an der Nordwestküste Afrikas sind. Schon auf dem Rollfeld und in der Ankunftshalle legten die Flughafenangestellten jegliche Scheu und vornehme Zurückhaltung schnell ab.
Die Profis, insbesondere Franck Ribéry, zum Islam konvertiert, wurden bedrängt und belagert für Fotos und Autogramme. Erstaunlich gelassen ertrug er die teils chaotische Szenerie. Coach Guardiola wurde in einen anderen Raum gebracht, Uli Hoeneß dagegen genoss den nächtlichen Trubel.
"Mit uns kommt man halt rum, nachts um halb zwei in Marokko", rief der Präsident vergnügt und schlürfte den zuckersüßen marokkanischen Minz-Tee, auf das ebenso süße Gebäck verzichtete er. Gegen zwei Uhr erreichte man das Quartier.
Wecken war dann erst um 11 Uhr am Sonntag, ausschlafen angesagt im Mannschaftshotel "Tikida Golf Palace", danach Regeneration und Pflege. Alles ist ausgerichtet auf Mission fünf, den letzten Titel 2013: den Gewinn der Fifa-Klub-WM.
Lesen Sie hier: FC Bayern ist Mannschaft des Jahres 2013
Zwei Tage bereiten sich die Bayern auf Teil eins der WM in Agadir vor. Sportvorstand Matthias Sammer bekannte, er könne den Namen des Gegners aus China, "ja noch nicht einmal aussprechen".
Bei den Bayern ist die gesamte Planung auf das Finale am Samstag in Marrakesch ausgerichtet, die Reha-Patienten Schweinsteiger, Robben und Badstuber sollen am Freitag nachfliegen - wenn's Sinn macht. Die Ärzte haben das letzte Wort. 23 Spieler sind dabei inklusive der Jungspunde Höjbjerg, Weiser, Green und Torhüter Raeder.
"Ich glaube, dass wir uns zum Abschluss des Jahres noch mal steigern müssen, sowohl im Kopf als auch in den Füßen", bekräftigte Sammer und Guardiola, der gierige Coach des Nimmersatt, meinte: "Die Leute reden vielleicht nicht von der Klub-WM. Aber wenn du erst einmal da bist, verstehst du, um was es geht. Es steht viel, viel Prestige auf dem Spiel."
Und Geld. Der Sieger kassiert 3,65 Millionen Euro Preisgeld. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge: "Unsere Mannschaft wird alles reinschmeißen!"