Klose reizt der Rekord von "Bomber" Müller
Die „abfällige“ Kritik von Uli Hoeneß könnte Miroslav Klose gegen Irland mit Toren kontern. Im 125. Länderspiel will sich der Wahl-Römer dem Torrekord von „Bomber“ Müller weiter annähern.
Dublin – Der „ewige Klose“ soll's in Dublin mal wieder richten. Immerhin bringt der 34 Jahre alte Torjäger auch die Erfahrung mit, ein Tor gegen Irland zu erzielen, selbst wenn die Erinnerung daran fast verblasst ist. Am 5. Juni 2002 erzielte der damals 23 Jahre alte Senkrechtstarter Miroslav Klose im japanischen Ibaraki bei der ersten Fußball-Weltmeisterschaft in Asien nach Flanke von Michael Ballack mit dem Kopf das Führungstor für die deutsche Nationalmannschaft beim 1:1. Es war das vierte von insgesamt fünf Toren des gebürtigen Polen bei seinem ersten WM-Turnier.
„Man kann vor Miro nur den Hut ziehen, was er für den deutschen Fußball geleistet hat“, sagte Lukas Podolski vor der Abreise nach Dublin voller Anerkennung für den langjährigen Teamkollegen, der am Freitagabend im Aviva-Stadion sein 125. Länderspiel bestreitet. Es war auch eine indirekte Antwort auf Bayern-Präsident Uli
Hoeneß, der Klose zu Wochenbeginn in einem „Spiegel“-Interview beim Vergleich mit Rekord-Torjäger Gerd Müller heftig abqualifizierte. Im Gegensatz zum Münchner „Bomber“ (68 Tore in 62 Länderspielen) habe Klose „80 Prozent seiner Tore gegen Liechtenstein und Co. erzielt, mindestens!“ Müller dagegen haben sie vorzugsweise gegen die großen Nationen wie England, Frankreich und Italien geschossen. Klose hat öffentlich nicht geantwortet auf die populistischen und faktisch auch unzutreffenden Aussagen von Hoeneß, die Teammanager Oliver Bierhoff als „abfällig“ verurteilte. Der Angreifer von Lazio Rom, den nur noch vier Treffer von Müllers nationaler Bestmarke trennen, hat ohnehin stets betont, dass er sich nicht mit dem „Bomber“ vergleichen wolle. Müller bleibe für ihn immer Deutschlands Torjäger Nummer eins, schon wegen der überragenden Quote von 1,1 Toren pro Länderspiel. Die eigene liegt bei 0,52. Trotzdem möchte er natürlich Müller am Ende seiner Laufbahn überboten haben. „Wer meinen Ehrgeiz kennt, weiß, dass mich das reizt“, sagte Klose.
In Italien war er zuletzt in glänzender Form. Zwei Tore erzielte Klose am vergangenen Wochenende bei Lazio Roms 3:0-Sieg in Pescara. Fünf Saisontreffer kann er damit in der Serie A vorweisen. Als „unersättlichen Bomber“ und „die deutsche Lokomotive“, die Lazio mitziehe, feiern ihn die italienischen Medien. Der einzige „Ü 30“-Akteur im aktuellen DFB-Aufgebot denkt nicht ans Karriereende. „So lange ich mich körperlich topfit fühle, scheue ich nicht den Konkurrenzkampf“, sagte er unlängst. Da Bayern-Torjäger Mario Gomez, der ihm bei der EM den Stammplatz entrissen hatte, verletzt ist, ist Klose in der Sturmspitze gerade konkurrenzlos.
In Irland und am kommenden Dienstag in Berlin gegen Schweden will Klose dazu beitragen, dass Deutschland Kurs hält auf die WM 2014. Das Turnier in Brasilien wäre seine vierte Weltmeisterschaft – mit 36. „Miro ist ein Spieler, bei dem ich die Altersgrenze nicht sehe“, sagte Joachim Löw zu Saisonbeginn. Der Bundestrainer plant bis 2014 mit dem „ewigen Klose“, er bescheinigt ihm überragende Qualitäten: „Miro ist ein komplett ausgebildeter Spieler, der es über Jahre hinweg hervorragend gemacht hat: Technische Möglichkeiten, Kombinationsspiel, Kopfballstärke, Torabschluss, flaches Passspiel.“
Im Aviva-Stadion von Dublin gibt es für Klose auch ein Wiedersehen mit dem Mann, der 2002 in Japan verhindert hatte, dass er gegen die Iren zum Matchwinner wurde: Robbie Keane, inzwischen 32, erzielte damals in der letzten Minute den ärgerlichen 1:1-Ausgleich, ist aber vor dem Deutschland-Duell angeschlagen.