Klose in Quarantäne: Söhne haben Schweinegrippe
Luan und Noah, die vierjährigen Zwillinge des Bayern-Profis, sind erkrankt. Der Stürmer steht unter Quarantäne. Auf eine kollektive Impfung der Spieler verzichtet der Klub trotzdem noch
MÜNCHEN Bastian Schweinsteiger, Mario Gomez und Philipp Lahm trainierten am Donnerstagvormittag an der Säbener Straße unter Louis van Gaal. Einheiten, um ein wenig Ablenkung zu finden. Um etwas Abstand zu gewinnen nach den schrecklichen Momenten von Bonn, als die drei Nationalspieler am Dienstagabend beim Abendessen die Nachricht erhielten, dass sich Robert Enke das Leben genommen hatte.
Nicht mit dabei beim Bayern-Training war Miroslav Klose. Schon am Dienstag war der 31-Jährige nicht zum Treffpunkt der Nationalmannschaft nach Bonn gereist. Über die wahren Beweggründe herrschte Unklarheit, der DFB und der FC Bayern hatten Stillschweigen vereinbart. Es hieß, dass Klose wegen eines unaufschiebbaren Termins verspätet zur Mannschaft stoßen werde. Somit fehlte er beim ersten kurzfristig angesetzten Training.
Nun ist klar, warum. Bei Kloses vierjährigen Zwillingen Luan und Noah ist Schweinegrippe diagnostiziert worden. Nachdem sich die Kinder mit dem Virus infiziert hatten, war Klose am Dienstag auch nicht zum DFB nach Bonn gereist. An Trainingseinheiten darf Klose, der selbst nicht infiziert ist, momentan nicht teilnehmen. Der Stürmer steht wegen der Schweingrippe mit seiner gesamten Familie bis auf weiteres unter Quarantäne. Die Gefahr wäre zu groß, dass sich Klose doch angesteckt hat oder noch ansteckt und das Virus auf die Teamkollegen überträgt.
Klose steht mit seiner Frau Sylwia unter Beobachtung, beide sind aber beschwerdefrei und ohne Symptome. „Die Familie muss zu Hause bleiben“, sagt Bayerns Mediendirektor Markus Hörwick, „keiner geht aus dem Haus, keiner darf rein. Man wartet jetzt, bis die Schweinegrippe bei den Kindern abgeklungen ist, dann wird auch bei Miro nochmal ein Test gemacht.“
Ob der 31-Jährige am Sonntag in Hannover zur Gedenkfeier für den verstorbenen Nationaltorhüter Enke sowie das Länderspiel am kommenden Mittwoch gegen die Elfenbeinküste wieder zum Team stoßen wird, ist derzeit ungewiss. Spätestens am Samstag wird sich Klose mit Bundestrainer Joachim Löw darüber verständigen.
Die komplette Profi-Mannschaft aus aktuellem Anlass gegen den H1N1-Virus impfen zu lassen oder zumindest die Impfung anzubieten, wird beim FC Bayern nicht in Erwägung gezogen. Hörwick: „Es werden ständig Gespräche mit der medizinischen Abteilung in Abstimmung mit der sportlichen Leitung geführt. Aber es ist auch zu bedenken, dass die möglichen Nebenwirkungen von Experten kontrovers diskutiert werden.“ Eine sofortige Schutzimpfung des Teams sei nicht von Nöten, da Klose selbst nicht infiziert ist.
Beim TSV 1860 denkt man anders. Am Montag waren knapp die Hälfte aller Profis und Verantwortlichen des Vereins dem Appell der Klubführung zur freiwilligen Immunisierung in der Praxis von Vereinsarzt Willi Widenmayer gefolgt.
Patrick Strasser