Klopp zu Kahn: "Hatten wir je ein Verhältnis?"
Nach Dortmunds 1:2 geraten der BVB-Coach und der ZDF-Experte aneinander – wegen Sammer. Das Protokoll.
München - Stell Dir vor, Du ziehst in die Runde der besten Acht in Europa ein – und hast nur Zoff. BVB-Trainer Jürgen Klopp geht’s derzeit so. Erst gab es nach dem 1:2 gegen St. Petersburg – trotz des Einzugs von Borussia Dortmund ins Viertelfinale – Ärger mit den eigenen Fans.
Und dann hatte Klopps Scharmützel mit Bayern-Vorstand Matthias Sammer („Der muss jeden Tag, wenn er an die Säbener Straße einbiegt, dem lieben Gott danken, dass er bei Bayern arbeiten darf“) noch ein Nachspiel – beim Disput mit ZDF-Experte und Ex-Bayernkapitän Oliver Kahn, der zuletzt in einer Kolumne Klopps Kritik gegeißelt und Sammer verteidigt hatte.
Nun trafen sie im ZDF aufeinander. Buchstäblich. Lesen Sie selbst:
OLIVER WELKE (ZDF–Moderator): „Wie ist das aktuelle Binnenverhältnis zwischen den beiden Herren?“
KLOPP (kratzt sich am Bart): „Wir hatten noch nie eins.“
WELKE: „Kein Verhältnis?“
KAHN (grinst)
KLOPP: „Nein. Olli Kahn hat immer in Ligen gespielt, mit denen ich nichts zu tun hatte. Und deswegen kann er sagen, was er will. Und ich glücklicherweise auch. Und deswegen gibt’s dazu auch nicht viel mehr zu sagen.“
KAHN (beißt sich auf die Lippe)
WELKE: „Alles klar, dann bedanke ich mich...“
KAHN (lacht)
WELKE: „Ach so, Olli möchte doch noch – wir hängen schon, aber: Bitte!“
KAHN (süffisant grinsend): „Nee, ich möchte nicht. Aber, hehe, um Gottes willen, ich glaub’, es geht schon darum, dass wenn der eine oder andere mal austeilt, dann muss man auch mal einstecken können. Und nicht immer auf alles so sensibel reagieren.“
KLOPP (angewidert schauend): „Nee, ich bin überhaupt nicht sensibel. Nur, er hat mich ja nach dem Verhältnis gefragt. Also, hatten wir jemals eins...? So! Er (geringschätzend auf Kahn deutend) hat gesagt, was ich gesagt hab, war respektlos und unverschämt. Das war das, zu dem ich mich geäußert habe übrigens auch, und wie soll man darauf reagieren? Das war schon alles.“
KAHN (energisch): „Ich find’s schon wichtig. Man kann sich auseinandersetzen im Fußball, damit hab ich gar kein Problem...“
KLOPP: „Weiß ich!“
KAHN: „... auf einer sachlichen Ebene. Oder auf einer inhaltlichen. Ich find’s nur problematisch, wenn’s auf einer persönlichen Ebene wird.“
KLOPP (mürrisch): "Das war nicht persönlich!“
KAHN: (gönnerhaft): „Aber wie gesagt: Ich versteh das auch. Wenn man als Trainer in so einer Situation ist, wie sich jetzt bei Borussia Dortmund darstellt.“
KLOPP (schüttelt den Kopf, grinst dann)
KAHN: „... und dann mit vielen Widrigkeiten einfach auch umgehen muss.“
KLOPP (runzelt die Stirn)
KAHN: "...das zehrt! Das zehrt auch an den Nerven, das versteh ich.“
KLOPP (verständnislos): „Das hat damit gar nichts zu tun!“
Freunde werden die beiden wohl nicht mehr. Und auch mit den Fans gab es Ärger – die pfiffen gegen das eigene Team. Verständnis dafür hatten die BVB-Profis nicht.
„Normalerweise sollten Heimspiele ein positives Erlebnis sein und nicht das Gefühl vermitteln, dass man ein Verbrechen begangen hat“, sagte Kapitän Sebastian Kehl nach dem 1:2. Erstmals seit Jahren litt beim Revierklub das traditionell gute Verhältnis zwischen Team und Tribüne. Das sorgte noch in der Kabine für lebhafte Diskussionen. „So etwas hat die Mannschaft nicht verdient“, klagte Routinier Kehl, „einige Spieler beschäftigt das sehr.“
Das Dortmunder Urgestein Kevin Großkreutz wurde noch giftiger: „Immer das Gestöhne bei jedem Ballverlust! Wir haben trotz Rückschlägen und vieler Verletzter Großes geleistet. Wir sind Zweiter in der Bundesliga und in allen Wettbewerben noch dabei. Das ist ein Riesending für uns. Und wer damit nicht umgehen kann, der ist falsch bei Borussia Dortmund“, wetterte der 25-Jährige.
Auch Trainer Jürgen Klopp monierte die überzogene Erwartungshaltung: „Wir haben in der Vergangenheit schon tolle Sachen erlebt, aber so geht es nicht weiter. Und wer dachte, dass wir durch die Gruppe und das Achtelfinale nur so durchrauschen, dem kann ich nicht helfen.“
Vielleicht kann Kahn da helfen.