Klinsmanns Klausur
Für den Coach, der für ein gutes „Sommerzeugnis“ arbeitet, wird das Champions-League-Spiel in Lissabon zur wichtigen Prüfung in vier Fächern
LISSABON Man könnte nicht behaupten, dass sie einen Lauf haben. Über eine Stunde musste der Bayern-Tross am Dienstagvormittag auf dem Münchner Flughafen im Airbus auf den Abflug Richtung Lissabon warten. Dichtes Schneetreiben in Erding, Enteisen der Tragflächen war notwendig – also hinten anstellen. Das Kabinenpersonal meinte es gut, lieferte Getränke und ließ eine Nachrichtensendung über die Bildschirme laufen – mit Sport. Und weil’s gar so schön war: Noch mal die Highlights des Köln-Spiels. Als Folter oder Extra-Motivation – je nachdem.
Jürgen Klinsmann war bestens gelaunt, das demonstrierte er zumindest nach außen. Von Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bekam er demonstrativ Rückendeckung: „Ich weiß nicht, ob man nach zwei Niederlagen schon eine Krise hat. Deshalb führen wir keine Diskussion um den Trainer. Er hat unsere Unterstützung und unser Vertrauen.“ Eine Krise? Wo denn? Wer denn? Erstmals seit zwei Jahren stehen die Bayern wieder im Achtelfinale der Champions League, den Einzug hatten sie im Herbst sicher gestellt, jetzt wird aussortiert, Runde für Runde. Sporting Lissabon ist der erste Prüfstein, für Klinsmann mehr als das.
„Entscheidend ist das Sommerzeugnis“, hat Rummenigge gesagt und Schüler Klinsmann – er ist ja Erstklässler als Vereinstrainer – damit keine Jobgarantie über das Saisonende hinaus gegeben. Am Abschneiden in der Champions League, sagte Klinsmann, Klinsmann, „will ich mich auch messen lassen.“ Und so wird das Hinspiel in Lissabon (Rückspiel am 10.3.) zur Schulaufgabe für den Coach, Klinsmanns Klausur. In welchen Fächern er Bestnoten erzielen sollte:
Patrick Strasser