Klinsmanns FC Buddha München: "Reiner Aberglaube"

Die Neuzugänge des FC Bayern kommen aus Burma und sind mit Gold besetzt. Sie sitzen nicht nur auf dem Dach des neuen Leistungszentrums, auch auf den Fensterbänken und auf dem Boden. Buddhas für Klinsmanns Profis - mehr als nur ein Modegag?
MÜNCHEN Am Freitag wurden sie der Öffentlichkeit vorgestellt, die Neuzugänge des FC Bayern. In den Tagen seit dem Trainingsauftakt am Montag hatte es nur Foto-Abschüsse gegeben. Sie waren auf der neuen Dachterrasse an der Säbener Straße 51 gesichtet worden, vier an der Zahl. Inzwischen haben sie ihren Platz in den Räumlichkeiten gefunden. Sie, die Bayern-Buddhas.
Es war die Idee des Innenarchitekten Jürgen Meißner, der im Auftrag des neuen Bayern-Trainers Jürgen Klinsmann das Leistungszentrum gestalten und für einen „guten Energiefluss“ (Klinsmann) sorgen sollte. Meißner hatte schon das WM-Quartier Schlosshotel Grunewald für die Nationalspieler lounge-gerecht konzipiert. Nun hatte er freie Hand, da Klinsmann eine „carte blanche“ von den Bayern-Bossen erhalten hatte. „Sie haben einfach gesagt: Macht es! Ich habe alles erst dem Kalle, dann dem Uli vorgeführt.“
Sie waren „begeistert“ (Uli Hoeneß) und nennen es die „perfekte Oase“ (Karl-Heinz Rummenigge) – mit all den in Gold gehaltenen Statuen. Die Neuzugänge stehen nicht nur auf dem Dach, auch im Interieur an Fensterbänken oder auf dem Boden. Wie das größte Exemplar, ein historischen Buddha Shakjamuni – tibetisch „sangs-rgyas shakya thub pa“ – aus Burma. Genpo Döring, Ehrenvorsitzender der Deutschen Buddhistischen Union (DBU) erklärt den schweigenden Weise aus dem Geschlecht der Shakyas, einen Asketen: „Das ausgestreckte Liegen auf der rechten Seite, mit dem Kopf auf dem angewinkelten Arm, wird als die Löwenstellung bezeichnet.“ Auch das noch! Ein sitzende Figur „ist ein lehrender Buddha, mit der Geste der Erdberührung, die Erde als Zeuge für die Wahrheit seiner Lehre anrufend“ (Döring). Wahre Inspiration: Im Buddhismus soll aus eigener Kraft die Reinheit und Vollkommenheit des Geistes erreicht werden. Die Bayern sollen in sich ruhen.
Also mehr als nur ein Modegag? „Wohl kaum. Seit längerem beobachte ich, dass es bei vielen Menschen im Westen sehr beliebt ist, sich eine Buddhafigur ins Regal, ins Schaufenster oder ins Büro zu setzen“, sagt Döring, „hier im Westen spielen religiöse Gründe meistens keine Rolle.“ Ansonsten würde man sich doch sehr wundern über den FC Buddha. Winfried Römel, Sprecher des Ordinariats von Reinhard Marx, dem Erzbischof von München und Freising, zur AZ: „Man soll dem Fußball geben und lassen, was des Fußballs ist, und Gott geben, was Gottes ist. Erfolg oder Niederlagen im Fußball oder im Sport allgemein vom Aufstellen religiöser Symbole abhängig machen zu wollen, wäre reiner Aberglaube."
Und was sagen die Spieler? „Wer beim Anblick seine Ruhe findet, für den ist es okay“, findet Mark van Bommel und fügte lächelnd hinzu: „Ich habe das Gefühl, dass die Figuren uns beobachten.“ Christian Lell meinte: „Die Figuren schauen nett aus.“ Daniel van Buyten etwa hat eine Figur zu Hause, „den ich mal in Frankreich gekauft habe. Für mich ist es nicht nur Dekoration, der Buddha gibt mir Ruhe und Kraft. Ich habe ihn in einem Leseraum stehen, in den ich mich zurückziehe.“ Wohl bekomm’s.
P. Strasser, R. Franke