„Klinsmann ist einer wie ich“

Milan-Star Clarence Seedorf über seinen Kick in München, die Stärken des Trainers und Schweinsteiger, mit dem er gern in Mailand spielen würde.
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Clarence Seedorf: vierfacher Champions-League-Sieger
firo/Augenklick Clarence Seedorf: vierfacher Champions-League-Sieger

MÜNCHEN - Milan-Star Clarence Seedorf über seinen Kick in München, die Stärken des Trainers und Schweinsteiger, mit dem er gern in Mailand spielen würde.

AZ: Herr Seedorf, Sie scheinen ja ein echter Seuchenvogel zu sein. Sie sind der beste Spieler, der weder an der WM vor zwei Jahren noch an der EM teilgenommen hat. Wieso?

CLARENCE SEEDORF: Was soll schon passiert sein? Natürlich bin ich sehr traurig, aber vor zwei Jahren war ich viel trauriger, dass ich die WM nicht spielen durfte. Es war die beste Saison, die ich je in meiner Karriere gespielt hatte. Das war emotional sehr grausam. Diesmal war es ja meine eigene Entscheidung, nicht zu spielen, aus Rücksicht zum Team und für mich selbst. Mein Background, meine Geschichte hätte zu Spannungen führen können, das wollte ich nicht. Es ist schade, dass Marco van Basten (bei der EM Hollands Trainer, d. Red.) an mich nicht so geglaubt hat wie an andere Spieler.

Van Basten und Sie werden also keine Freunde mehr?

Wir waren niemals gute Freunde. Der Trainer hat mich in zweieinhalb Jahren nie angerufen. Ich habe mit ihm persönlich kein Problem, aber von Tag eins seiner Amtszeit hat er sich nicht mehr für mich interessiert. Aber ich habe sehr viele Freunde im Team und hoffe, dass ich bald zurückkehre.

Der Ex-Dortmunder Trainer Bert van Marwijk übernimmt die holländische Nationalelf. Hat er sich schon gemeldet?

Nein, das noch nicht. Aber ich hoffe natürlich, er ruft mich an. Ich jedenfalls stehe zur Verfügung. Die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika ist mein Ziel. Mit meiner Geschichte, ich bin in Surinam geboren und aufgewachsen, würde ein Traum in Erfüllung gehen, wenn ich überhaupt bei einer Weltmeisterschaft dabei sein könnte. Da würde sich mein Kreis schließen.

Würden Sie sagen, dass es ein kleines Wunder ist, dass aus Clarence Seedorf ein Weltstar des Fußballs geworden ist?

Nein, denn ich hatte ein gutes Leben. Wir hatten nicht viel Geld, aber ich hatte alle Liebe meiner Eltern. Und da war ich schon sehr privilegiert. Da, wo ich herkomme, ist es einfach nicht normal, dass man noch beide Elternteile und ein sehr stabiles Familienleben hat. Ich hatte das. Ich bin sehr dankbar dafür und möchte das heute zurückgeben. Jeder Mensch hat eine Mission im Leben. Und meine Mission ist es, Kindern zu helfen, ihren Traum verwirklichen zu können, so wie ich meinen Traum verwirklichen konnte.

Reden wir über die neue Saison. Milan spielt nicht in der Champions League – so wie Bayern letztes Jahr.

Und man hat gesehen, wie gut es Bayern getan hat. Die sind wieder top, und ich würde einiges auf sie setzen in der neuen Saison. Wir müssen es den Bayern nachmachen. Milan muss sich erneuern, wenn wir wieder dahin wollen, wo wir vor ein paar Jahren waren. Wir hatten einmal diese ganz seltene Kombination aus schönem und erfolgreichem Fußball, aber da muss alles passen. Die Struktur im Team, die nötige Erfahrung einerseits und das frische Blut der Jungen. Und das Allerwichtigste: Wir brauchen die Siegermentalität, wie sie die Deutschen bei der EM wieder gezeigt haben.

Milan soll von der deutschen Nationalmannschaft lernen?

Ja, warum nicht? Die Deutschen glauben immer an sich selbst. Da gibt es keine Selbstzweifel, die der Gegner spürt. Warum schießen die immer die Last-Minute-Tore? Die haben eine Siegermentalität, von der wir lernen können. Die Deutschen kommen immer ein bisschen weiter als andere. Die haben den richtigen Spirit und tun alles dafür. Schauen Sie sich die letzten dreißig Jahre an: War Deutschland nicht immer mindestens im Halbfinale oder Finale?

Wer gefiel Ihnen besonders?

Podolski und Schweinsteiger. Und Ballack ist natürlich sehr wichtig als Leader. Aber Schweinsteiger ist schon ein toller kreativer Typ. Der gefällt mir wirklich. Wenn der bei Bayern Probleme hat, soll er mich anrufen, dann hole ich ihn zu Milan (lacht). Verstehen Sie mich nicht falsch: Bayern ist ein großartiger Klub, ich hatte immer ein Faible für ihn: Dass wir am 12. Juli hier in München spielen, auch dass Rummenigge unsere „Goal4Africa“-Kampagne mit einer großen Spende unterstützt, zeigt doch die Klasse der Bayern.

Werden die unter dem neuen Trainer Jürgen Klinsmann noch größer?

Daran zweifle ich keinen Augenblick. Klinsmann ist einer wie ich: Der hat vor niemandem Angst, und er lebt auch nicht so. Der ist ein positiver Typ und sagt: Wir gewinnen die Meisterschaft, wir gewinnen die Champions League. Weil das die Ziele sind. Da ist sie wieder, diese Siegermentalität, die ich so verehre. Und wer so denkt, der spielt auch so.

Interview: Thilo Komma-Pöllath

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