Klinsmann: In der Pause macht er alles richtig

Der zweite Spieltag, das zweite Unentschieden. Die Bayern retten nach dem Rückstand durch das Tor des eingewechselten Tim Borowski ein 1:1 - Klinsmanns erster echter Punkt. In der Halbzeit wurde der Coach richtig laut, glänzte in der Kabine als Motivator. Daniel van Buyten meinte: „Wenn er dich so anschaut, gibt er dir Kraft“
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Klinsmann, der 15-Minuten-Motivator.
AP Klinsmann, der 15-Minuten-Motivator.

Der zweite Spieltag, das zweite Unentschieden. Die Bayern retten nach dem Rückstand durch das Tor des eingewechselten Tim Borowski ein 1:1 - Klinsmanns erster echter Punkt. In der Halbzeit wurde der Coach richtig laut, glänzte in der Kabine als Motivator. Daniel van Buyten meinte: „Wenn er dich so anschaut, gibt er dir Kraft“

DORTMUND Ja, sicherlich, sagt Franz Beckenbauer so gerne, man kann es so sehen. Es folgt ein Zitat von Uli Hoeneß: „Wenn wir jetzt schon vorn wären, wäre es doch langweilig.“ Super, Bayern. Danke, Uli. Die Liga juchzt. 2:2 gegen den HSV, nun ein 1:1 in Dortmund. Wunderbar, kein Alleingang. Die ganze Liga im Energiefeld, dank des neuen Trainers Jürgen Klinsmann.

Für Hoeneß war das 1:1 völlig okay – nach Rückstand und in Unterzahl nach dem Platzverweis für den erneut unbeherrschten Kapitän Mark van Bommel. Des Managers Spielanalyse ergab: „Das Ergebnis ist völlig okay. Wir waren geschockt, und wir kamen zurück. Oder gewinnt man hier mal eben so 3:0?“ Nein, sicher nicht, aber die Bayern waren gegen Ende kurz davor, zu gewinnen. Die Zweite-Halbzeit-Bayern, die Augen- und Ohrenzeugen des Kabinenevents im Dortmunder Stadion.

Mit 0:1 ging es in die Halbzeit, der Kapitän war von Bord, eine schlimme Vorstellung – die Krise zog wie ein nahendens Gewitter heran. Da holte Klinsmann seinen ersten, ganz persönlichen Punkt. Die Ärmel seines hellblauen Hemdes hatte er schon heraufgekrempelt, jetzt galt es. Für den Kabinenflüsterer? Ein Flüsterer, nein, gewiss nicht. „Er war sauer. Es wurde laut“, sagte Christian Lell später, „Klinsmanns Ansprache war gut und deutlich. Er hat uns motiviert, wir sollten weiter Stoff geben. Das haben wir dann getan.“ Erst sprach Klinsmann zur Mannschaft, dann zu jedem Einzelnen. „Er schaut jedem in die Augen, sucht den Blickkontakt“, sagte Daniel van Buyten der AZ, „wenn er dich so anschaut, gibt er dir Kraft und Energie.“ Da ist das Ding – das Energiefeld, von dem Klinsmann sprach. Es holt Punkte.

Und wieder war es Dortmund. Bei der WM 2006 hatte der damalige Bundestrainer die Nationalspieler vor der Partie gegen Polen (1:0) mit den Worten „Wir klatschen die Polen durch die Wand!“ scharf gemacht. Am Samstag folgte Teil zwei. Tim Borowski, ein Spieler, den Klinsmann unbedingt haben wollte, traf zum 1:1. „Jetzt greifen wir voll an“, sagte er, als wiederhole er des Trainers Halbzeit-Ansprache.

Klinsmann, der 15-Minuten-Motivator. In der Pause macht er alles richtig, da schlägt seine große (Viertel-)Stunde. Und das ganz ohne Buddha-Figuren.

Patrick Strasser

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