„Klinsmann hat die Wand durchbrochen“ - Paul Breitner im AZ-Interview

Bayern-Berater Paul Breitner erklärt, warum die Spieler vom neuen Trainer mittlerweile begeistert sind – und warum Franck Ribéry Bastian Schweinsteiger stark macht.
von  Abendzeitung

Bayern-Berater Paul Breitner erklärt, warum die Spieler vom neuen Trainer mittlerweile begeistert sind – und warum Franck Ribéry Bastian Schweinsteiger stark macht.

AZ:Herr Breitner, wie ist das Gefühl bei Ihnen eher zu umschreiben nach Ende der Vorrunde, nach 25 Pflichtspielen unter dem neuen Coach Jürgen Klinsmann: Ist es eher Erleichterung oder Zufriedenheit über das Erreichte?

PAUL BREITNER: Wir alle verspüren eine Zufriedenheit. Und zwar, weil wir uns bestätigt fühlen, dass wir diesen Schritt mit Jürgen Klinsmann gegangen sind. Wir wussten doch: Änderungen oder gar Neuerungen bringen Probleme. Wir wussten, dass es Stotterer geben wird im Spiel, wir sind ein bisschen ins Schlingern gekommen. Und dass eine Unruhe entsteht, bis sich das alles einspielt und klärt, war auch klar.

Wurden Sie nicht zwischendrin unruhig? Ab September bis Mitte Oktober – nach dem 2:5 gegen Werder Bremen etwa oder dem 3:3 nach 3:1 gegen Bochum?

Nein. Wir hatten die anfänglichen Probleme einkalkuliert.

Hat Klinsmann sich in dieser Phase verändert? Manager Uli Hoeneß riet ihm damals, einfach mal auszuschlafen und nicht so viel zu arbeiten.

Jürgen packt die Dinge mit einer unglaublichen Begeisterung an – das ist seine Art. Auch er wusste: Jeder, der neue Wege geht, geht ein Risiko ein. Wer kein Risiko eingeht, erlebt Stillstand. Aber Klinsmann glaubt an sich. Immer weiter an sich zu glauben, trotz Rückschlägen, das kostet eben immens viel Kraft. Das geht an die Substanz. Aber nun ist es um so schöner: Denn Jürgen hat die Wand durchbrochen. Die Spieler sind begeistert von der Arbeit von ihm und von der Arbeit, die das ganze Trainer-Team macht. Einzig und allein das zählt.

Neben den sportlichen Erfolgen konnte Anfang der Woche die Vertragsverlängerung von Bastian Schweinsteiger bis 2012 bekannt gegeben werden. Er selbst sagte der „SZ“: „Ich habe einfach das volle Vertrauen gemerkt, das hat mich beeindruckt, und Bayern hat mir, wenn ich ehrlich bin, auch keine finanziellen Argumente gelassen, den Verein zu wechseln.“

Ich drücke es mal so aus: Es lässt sich weiterhin sehr angenehm für ihn leben hier. Der FC Bayern hatte immer das Ziel, die eigenen Leute in den eigenen Reihen zu halten. Wenn du einen jungen, so guten Nationalspieler wie Bastian hast, dann wirst du alles in Bewegung setzen, ihn zu halten.

Wie beurteilen Sie seine Entwicklung seit der WM 2006?

Er hat aus der WM gelernt und das schon bei der EM umgesetzt. Was sehr wichtig ist: Er lässt sich nicht mehr blenden von einem guten oder schlechten Spiel. Er geht seinen Weg. Und er hat enorm profitiert.

Von wem denn?

Von Franck Ribéry. Ich habe beobachtet, wie Bastian schon im ersten Jahr immer wieder seine Nähe gesucht hat, wie ihn das Spiel von Franck fasziniert und begeistert. Wie gerne er mit ihm Doppelpässe spielt. Das war bei mir früher ganz genau so, als ich jung war. Da habe ich den Franz (Beckenbauer, d.Red.) und den Gerd (Müller, d.Red.) aus den Augenwinkeln immer beobachtet: Was machen sie? Wie machen sie es? Daraus habe ich gelernt.

In der Hinrunde war Schweinsteiger einer der Besten bei Bayern.

Er hat eine ganz, ganz starke Vorrunde gespielt – vor allem in der Phase, als es bei uns noch nicht so lief, also in den ersten Wochen, als Ribéry verletzt fehlte. Da war er mit Philipp Lahm der konstanteste Spieler. Bastian hat nicht mehr so viele Schnörkel in seinem Spiel, setzt seinen Körper besser ein. Zuletzt hatte er einen kleinen Leistungsknick, aber das ist normal, er hat mit die meisten Minuten gespielt bei uns.

Ist er Ihr Spieler der Vorrunde?

Da gibt es viele. Bastian, Philipp und natürlich Franck. Luca Toni kam zurück, trifft wieder, auch Miro Klose wird immer besser, viel selbstbewusster. In seiner Körpersprache ist er ein ganz anderer. Zé Roberto spielt brillanten Fußball. Ich würde sagen: Wir haben viele Spieler auf der sportlichen Habenseite.

Interview: Patrick Strasser

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