Klinsmann: Big Ottmar is watching you!

Nach dem Pokal-Aus benennt ausgerechnet Hitzfeld die Schwächen der Klinsmann-Elf .
von  Abendzeitung
Ottmar Hitzfeld, jetzt Schweizer Trainer, behält die Bayern (kritisch) im Blick.
Ottmar Hitzfeld, jetzt Schweizer Trainer, behält die Bayern (kritisch) im Blick. © sampics/Augenklick

Nach dem Pokal-Aus benennt ausgerechnet Hitzfeld die Schwächen der Klinsmann-Elf .

DÜSSELDORF Das „Rote Pferd“. Immer wieder spielten sie das „Rote Pferd“. Die Bayern musste es ertragen, die Leverkusener tanzten nach dem 4:2 im Pokal zum Party-Hit von „Markus Becker und den Mallorca Cowboys“. Mit Indianergeheul hüpften die Sieger des Abends feixend in die Kabine.

Und die Bayern? Kleinlaut. Hängende Köpfe, hängende Schultern, schlurfender Gang. Erklärungen Mangelware, ein wenig Trotz als höchste Gefühlsregung. „Es war nicht so, dass wir hier hätten verlieren müssen“, sagte Kapitän Mark van Bommel. Oh doch, das 2:4 war deutlich. Und ganz und gar nicht einmalig schlecht. Zé Roberto meinte auf die vorsichtige Frage eines Reporters, was denn heute nicht gepasst habe: „Wieso heute? Wir haben nicht nur heute Probleme gehabt.“ Treffer.

Versenkt hatte Leverkusen vier Bälle im Bayern-Tor. Einen „Rückschlag“ nannte es Manager Uli Hoeneß. Ein Trainer wurde deutlicher. „Das ist schon eine Blamage“, sagte Ottmar Hitzfeld (60), der Coach der Schweizer Nationalmannschaft, der Ex-Bayern-Trainer, der Titelsammler. Es tat ihm weh, seine ehemaligen Spieler so verlieren zu sehen – das konnte und wollte er so deutlich nicht sagen, seine Mimik aber verriet es.

Vor der Partie war Hitzfeld, engagiert als Experte für TV-Sender „Premiere“, mit einem Kamera-Team in der Bayern-Kabine der Düsseldorfer LTU-Arena gewesen. „Da kommen schon Erinnerungen auf an schöne Zeiten“, sagte er beim Blick auf die aufgehängten Spielertrikots und fügte leicht wehmütig hinzu: „Mit fast allen Spielern bis auf Oddo und Borowski habe ich ja noch zu meiner Zeit zusammengearbeitet.“ Und mit Uli Hoeneß geschäkert. Am Mittwoch war das. Vor dem Spiel standen Hitzfeld, Hoeneß und Bayer-Sportdirektor Rudi Völler zusammen, als Völler sprach, tuschelte die anderen beiden. Text mit dem Ex.

„Die Niederlage nervt“, sagte der aktuelle Coach Jürgen Klinsmann, ausgerechnet an der Seite von Hitzfeld musste er das Pokal-Aus erklären. Mehr Substanz dabei lieferte allerdings Hitzfeld. Schonungslos deckte er die Bayern-Schwächen auf: „Leverkusen war fantastisch, sie haben die Bayern an die Wand gespielt.“ Die Gründe laut Hitzfeld: „Das Mittelfeld war äußerst schwach, es hat viele Bälle verloren. Bis auf Mark van Bommel ist es auch komplett ausgefallen. In der Offensive fehlte die Spritzigkeit und klappte nicht viel. Klose braucht einen zweiten Stürmer neben sich. Dazu kommt ein Kopfproblem.“

Treffer. Auf den Punkt. Der lange Schatten Hitzfelds, mit seinem charakteristischen Mantel der Bayern-Geschichte. Andererseits: Es ist Hitzfelds Job, das Spiel als Experte zu lesen und für die TV-Zuschauer aufzuarbeiten. Auch das macht er hundertprozentig. Später wurde er von Reportern bedrängt, bereitwillig gab er über die Bayern Auskunft. Man konnte sehen, dass es ihm schmeichelte, so gefragt zu sein. Auf den Samstag, das Bundesliga-Spiel gegen Hannover, angesprochen, meinte Hitzfeld lächelnd, als sei es eine Selbstverständlichkeit: „Gegen Hannover verliert Bayern nicht zwei Mal in einer Saison (das Hinrundenspiel endete 1:0 für 96, d.Red.), da wird nichts schief gehen.“ Er lächelte, verabschiedete sich. Mit diesen Aussagen wollte er Klinsmann beistehen, hat aber zugleich auch den Druck auf den aktuellen Coach erhöht. Big Ottmar is watching you.

„Es sind dieselben Spieler, die letzte Saison gespielt haben. Wir rufen aber nicht das ab, was wir können“, sagte Hamit Altintop. Woran das liegt? Er hatte keine Antwort darauf.

Patrick Strasser

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