Klinsis Einsichten: "Bin kein Sturkopf"

Der Bayern-Trainer über seine Zusammenarbeit mit Manager Uli Hoeneß und wie sich die beiden zusammengerauft haben.
von  Abendzeitung
Uli Hoeneß und Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann. Der Vorstand hat dem Coach das Vertrauen ausgesprochen.
Uli Hoeneß und Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann. Der Vorstand hat dem Coach das Vertrauen ausgesprochen. © dpa

DUBAI - Der Bayern-Trainer über seine Zusammenarbeit mit Manager Uli Hoeneß und wie sich die beiden zusammengerauft haben.

Jürgen Klinsmann musste erst einmal herzhaft lachen. Als er im Trainingslager am Persischen Golf mit der Aussage von Uli Hoeneß konfrontiert wurde, dass er im ersten halben Jahr beim FC Bayern angeblich mehr Gelassenheit gelernt habe und nun „auch einmal Fünfe gerade sein lassen“ könne, staunte der für seinen Ehrgeiz und Arbeitseifer bekannte Trainer nicht schlecht.

Klinsmann glaubt nicht, dass er sich groß verändert hat. „Das können Leute wie der Uli (Hoeneß) oder andere, die täglich mit mir zusammenarbeiten, besser beurteilen“, meinte der Coach, der in den Vereinigten Arabischen Emiraten akribisch die Jagd des deutschen Fußball-Rekordmeisters nach drei Titeln vorantrieb. „Tempo, Tempo“ - das Trainings-Motto von Dubai gilt auch weiterhin bei Klinsmann.

Eingebremst haben ihn Vereinsführung und die Spieler dennoch. Man habe sich „zusammengerauft“, berichtete der französische Star-Kicker Franck Ribéry. Manager Hoeneß erzählte: „Jürgen wollte Rom in zwei Monaten erbauen, das ging nicht.“ Klinsmann gestand am Montag auf der Internetseite des Vereins: „Ich habe keinen Sturkopf, sondern kann auch mal zuhören. Und ich habe viel zugehört.“

Exakt ein Jahr nach seiner spektakulären Präsentation als Nachfolger von Ottmar Hitzfeld verriet der 44-Jährige, dass die Neuerungen und Experimente zu Beginn seiner Tätigkeit ebenso wie die zeitweise Verbannung von Kapitän Mark van Bommel auf die Ersatzbank Teil seines Konzeptes gewesen waren. „Wenn alles bleibt, wie es ist, ist kein Fortschritt möglich – das ist meine Prämisse.“

Er habe die Spieler aus ihrer „Comfort-Zone“ herausholen wollen, wie es im Amerikanischen heißt. „Es war wichtig, dass wir die ersten Monate mit viel Elan und hohem Tempo die Arbeit angegangen sind“, betonte Klinsmann, der in diesen „sehr intensiven Tagen“ durch einen schweren Bandscheibenvorfall „körperlich angeschlagen“ war. „Und wenn es dann mal nicht gleich so läuft, macht es noch mehr Mühe, um alles ins richtige Lot zu bringen. Aber das ist überstanden“, glaubt er, wohlwissend, dass man als Bayern-Trainer stets „auf einem schmalen Grat“ wandelt: Siege und Titel sind durch nichts zu ersetzen.

Der „Bienenschwarm“, wie Hoeneß das hektische Treiben des neuen, großen Trainer- und Betreuerstabes umschrieb, habe sich inzwischen in „eine Oase der Ruhe“ verwandelt. „Wir haben viel Vertrauen in unsere Arbeit“, erklärte Klinsmann: „Wir wissen schon, warum wir gewisse Dinge tun.“ Die Spieler aber hätten mit der Zeit gemerkt, dass die Arbeit immer mehr fruchte. „Wir haben sie überredet, noch mehr zu tun.“ Tatsächlich zeigte die Klinsmann'sche Fitness-Welle schon in der Hinrunde Wirkung. „Die Spieler können den Fußball spielen, der international gefordert wird. Sie können Spiele in letzter Minute umdrehen, den Schalter umlegen“, stellte der Coach fest.

Bastian Schweinsteiger fühlt sich an die Anfangszeit der Nationalmannschaft unter dem Bundestrainer Klinsmann erinnert. „Es ist sehr vergleichbar mit dem Beginn dort. Auch da gab es am Anfang Probleme mit den Ergebnissen“, sagte Schweinsteiger. Oliver Kahn setzte Klinsmann 2004 gleich vor dem ersten Länderspiel als DFB- Kapitän ab und trieb ihn in den Konkurrenzkampf mit Jens Lehmann. Er tauschte Betreuer aus, holte amerikanische Fitnesstrainer. Am Ende gab es eine rauschende WM 2006 – wenn auch ohne den großen Triumph. Das soll und muss mit dem FC Bayern anders sein, so Klinsmann: „Ich bin hungrig auf den einen oder anderen Titel in dieser Saison.“

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