Kleinsteiger
Bastian Schweinsteiger, im Rückspiel gegen Marseille gesperrt, will sein drittes Comeback mit Bedacht angehen – und erklärt, dass es auch ohne ihn läuft
MARSEILLE - Draußen vor dem Stade Vélodrome hielt Madame um kurz vor Mitternacht Hof. Margarita Louis-Dreyfus, die Eigentümerin von Olympique, ließ sich nach dem 0:2 gegen die Bayern interviewen, während ein Atlatus hinter ihr das schneeweiße Hündchen auf Händen trug. Ein paar Meter weiter trafen sich am Spielerausgang Bastian Schweinsteiger und Alou Diarra, der einst bei der Amateur-Mannschaft des FC Bayern in die Lehre gegangen war. Große Gesten, Smalltalk.
Diarra eröffnete: „Und?” Schweinsteiger: „Ja, alles gut. Bei dir?” „Passt. Ja.” – „Wir sehen uns nächste Woche in München?!” – „Nein, ich bin wohl nicht da.” – „Wieso?” – „Gesperrt. Dritte Gelbe Karte.” Da lachte Schweinsteiger: „Ach, du auch?!”
Fußball kann so schön einfach sein. Oder doch bestimmt von taktischem Kalkül?
Das wurde Bastian Schweinsteiger vorgeworfen, nachdem er sich während seines 20-minütigen Comebacks, dem dritten in dieser Saison, in Minute 82 eine Gelbe Karte abgeholt hatte. Nun ist der Mittelfeld-Chef für das Rückspiel gegen die Franzosen am Dienstag in der Allianz Arena gesperrt. Für die sehr wahrscheinlichen Halbfinals gegen Real Madrid stünde er dann zur Verfügung.
Der Gesperrte und sein Coach Jupp Heynckes waren bemüht, glaubhaft zu versichern, „dass dies völlig unnötig war”. Schweinsteiger sei gerade erst von einer Verletzung genesen, „er braucht Spielpraxis”. Ihn selbst, so sagte er, „ärgerte” dies. Nach wochenlanger Verletzungspause und nur zwei Kurzeinsätzen seit Anfang Februar wäre es „gut gewesen, zu spielen”.
Er habe Schiedsrichter Carballo darauf hingewiesen, dass es sein erstes Foul gewesen sei. „Der meinte zu mir, er sei auch nicht perfekt.” Nun muss Schweinsteiger damit leben. Er und die Bayern können das ganz gut. Es kommen noch genug Spiele. Etwa am Samstag schon in Nürnberg.
„Ich hatte ein sehr gutes Gefühl und keine Schmerzen mehr, alles okay”, meinte der 27-Jährige, „ich bin aber noch nicht wieder bei 100 Prozent, muss mich erst wieder an das Tempo gewöhnen, regelmäßig trainieren und dann spielen.” Beim 7:0 gegen Basel hatte er sich erneut verletzt, war umgeknickt. Die Blessur, die zum Rückschlag führte, hatte nichts mit dem Außenbandriss von Anfang Februar zu tun. Er will es nun behutsam angehen lassen. Das Heimspiel gegen Augsburg am 7. April dürfte der Startelf-Härtetest für das wohl Titel-vorentscheidende Duell vier Tage später bei Borussia Dortmund sein. Da braucht der FC Bayern Schweinsteiger – nicht unbedingt beim Club am Samstag. Deshalb macht er sich klein. „Gegen Nürnberg? Das muss nicht sein, glaube ich. Es muss jetzt nicht von heute auf morgen klappen. Die Mannschaft funktioniert auch ohne mich. Das ist das Entscheidende.” Für Bastian Kleinsteiger.
Luiz Gustavo hat seine Position und Form vor der Abwehr gefunden, Toni Kroos spielt zuverlässig, ob als Sechser oder Zehner. Dennoch warnte Schweinsteiger: „Wir müssen die Dinge, die nicht perfekt sind, noch besser machen.”
Er wollte nicht ins Detail gehen. Die Botschaft aber war klar: Im April ist der Chef zurück. Rechtzeitig für die Operation Viererpack, inklusive EM-Titel.