Klaus Sammer: "Matthias will nur helfen"

Klaus Sammer erklärt, wie sein Sohn Matthias tickt – und warum der Sportdirektor des FC Bayern München so ehrgeizig rüberkommt.
Filippo Cataldo |
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„Das war mit dem Trainer abgesprochen“, sagte Matthias Sammer. „Worum es grundsätzlich geht in so einer Phase, ist, dass man sensibel bleibt“, sagte Sammer weiter. Sie
würden von allen Seiten gelobt. Da müsse man sich mit diesem Thema auseinandersetzen.
Rauchensteiner/Augenklick „Das war mit dem Trainer abgesprochen“, sagte Matthias Sammer. „Worum es grundsätzlich geht in so einer Phase, ist, dass man sensibel bleibt“, sagte Sammer weiter. Sie würden von allen Seiten gelobt. Da müsse man sich mit diesem Thema auseinandersetzen.

Klaus Sammer erklärt, wie sein Sohn Matthias tickt – und warum der Sportdirektor des FC Bayern München so ehrgeizig rüberkommt. 

AZ: Herr Sammer, wir würden gerne Ihren Sohn Matthias verstehen und hoffen, dass Sie uns helfen können.

KLAUS SAMMER: Und da rufen Sie mich in Dresden an? Sie sind doch in München viel näher dran!

Aber es gibt bestimmte Charaktereigenschaften, die Sie als sein Vater, der zudem selbst erfolgreicher Fußballer und Trainer war, vielleicht besser erklären können.

So? Ich höre!

Erst am Wochenende ist er sehr deutlich geworden nach dem Sieg der Bayern gegen Bremen, er sprach von „zu viel Käse”, einer „lätscherten” Leistung. Auch zuvor hatte er mehr Gier von den Spielern gefordert. Bayern hat bislang nur gewonnen. Wir würden gerne wissen, kann Ihr Sohn nicht zufrieden sein?

Zunächst mal verstehe ich die ganze Aufregung nicht. Matthias hat nichts gesagt, was so oder so ähnlich nicht auch schon Trainer Jupp Heynckes den Spielern gesagt hatte. Soweit ich weiß, war Matthias’ Ansprache am Samstag mit dem Trainer abgesprochen. Ich habe die Szenen am Samstag zufällig im TV gesehen – und fand sie nicht unter der Gürtellinie. Im Gegenteil: Alles war im Rahmen. Und außerdem...

Ja, bitte?

Nennen Sie mir einen guten Trainer, der es anders gemacht hätte! Ebenso wie du als Trainer oder Sportverantwortlicher deine Mannschaft nach Niederlagen schützen musst, ebenso musst du sie auch kritisieren dürfen, wenn sie gewinnt. Denken Sie an Ottmar Hitzfeld oder Uli Hoeneß! Es war der richtige Zeitpunkt für seine Kritik, ich hätte genauso gehandelt wie Matthias. Man darf als Fußballer, als Sportler allgemein nie zufrieden sein mit dem Erreichten. Wehret den Anfängen, das ist das Stichwort.

Nochmal zum Charakter Ihres Sohnes: Sein Lieblingsthema scheint die Gier zu sein. War er schon immer so ehrgeizig?

Wissen Sie, Matthias war als Jugendlicher immer Stürmer. Er konnte Tore schießen, aber sein Spiel war körperlos. Deswegen könnte ich mich totlachen, wenn die alten Geschichten ausgegraben werden vom Grätscher und Beißer Sammer. Das sind Dinge, die er erst erlernt hat im Lauf der Jahre. Er war immer bereit, zu lernen, sich zu entwickeln, das ist das, was ihn auszeichnet. Das, was Sie als Ehrgeiz bezeichnen, würde ich eher Bereitschaft, sich ständig zu entwickeln und zu lernen nennen, immer die Augen und Ohren offen zu halten und für den Erfolg zu arbeiten. Er ist fleißig. Aber das ist die Grundvoraussetzung für Erfolg.

Ist Lachen dabei verboten? Er wirkt doch arg verbissen...

Ach, dann kennen Sie ihn aber schlecht! Matthias ist doch nicht verbissen. Privat lacht er viel.

Mag sein. Aber selbst alte Weggenossen und Freunde von ihm charakterisieren ihn in Bezug auf seinen Beruf so. Wir hörten sogar, während seiner Zeit in Dortmund soll er noch verbissener gewesen sein!

Noch mal: Ich halte ihn nicht für verbissen. Aber es mag sein, dass er, als er in Dortmund als Trainer angefangen hat, sehr angespannt und vielleicht auch überehrgeizig rübergekommen ist. Aber das müssen Sie verstehen. Er ist plötzlich Trainer geworden, musste den Klub vor dem Abstieg bewahren. Dass man da vielleicht zu viel will und die Spieler auch etwas überfordert, das kann schon mal passieren. Aber das ist mit heute überhaupt nicht vergleichbar. Matthias hat einen langen Weg hinter sich, hat seinen Beruf ordentlich erlernt, hat genug Erfahrung. Er weiß, was er tut – und warum er Dinge macht. Er will nur helfen. Damit die Spieler besser werden, Erfolge zu feiern.

Die berühmten Prozentpunkte, von denen er immer spricht.

Genau.

Dafür opfert er viel. Ihr Sohn meinte kürzlich, er hätte noch keinen Tag richtig frei gemacht, seit er bei Bayern wäre.

Richtig so. Er will ein guter Chef werden, also muss er sich reinhängen, dann kann er nicht eben mal so frei machen und seinen Vater in Dresden besuchen. Wenn er dann mal zehn Jahre Sportvorstand beim FC Bayern ist, dann kann er immer noch kommen und mit seinem Vater den 90. Geburtstag feiern.
  

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