Klaus Augenthaler im AZ-Interview über die Dominanz des FC Bayern München in der Bundesliga

Mit Klaus Augenthaler gelang dem FC Bayern 1986/1987 eine Saison mit nur einer Niederlage. Hier spricht er über den möglichen Durchmarsch des Kovac-Teams.
Julian Buhl |
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"Wie die Bayern momentan auftreten und welche Gier auf Erfolg sie ausstrahlen, ist beeindruckend", sagt Bayern-Legende Klaus Augenthaler.
Rolf Vennenbernd, Andreas Gebert/dpa "Wie die Bayern momentan auftreten und welche Gier auf Erfolg sie ausstrahlen, ist beeindruckend", sagt Bayern-Legende Klaus Augenthaler.

Klaus Augenthaler (60) spielte von 1976 bis 1991 für die Profis des FC Bayern. Er wurde 1990 Weltmeister und sieben Mal deutscher Meister.

AZ: Herr Augenthaler, nach dem 0:2 gegen den FC Bayern sagte Schalkes Manager Christian Heidel am Samstag: "Ich kann mir schwer vorstellen, dass sie ein Spiel verlieren."
KLAUS AUGENTHALER: (lacht) Den Gedanken hatte ich heute ehrlich gesagt auch schon. Aber eigentlich ist es auch ein bisschen unverschämt, dem FC Bayern jetzt schon zur Meisterschaft zu gratulieren.

Müssen Heidels Aussagen nach dem vierten Spieltag nicht auch als Kapitulation der Gegner gewertet werden? Es wurde zuletzt ja viel darüber diskutiert, wie man den Bayern Paroli bieten kann, über Härte, Zweikampfstärke und "Freiwild". Härte ist schön und gut. Nur kommen die Gegner ja gar nicht in die Zweikämpfe, bevor der Ball schon wieder weg ist.

In einer kompletten Ligasaison ungeschlagen zu bleiben, gelang bisher noch keiner deutschen Mannschaft.
Das ist schon ganz, ganz selten im Fußball und dafür müssen viele Faktoren zusammenkommen. Aber unabhängig davon: Wie die Bayern momentan auftreten und welche Gier auf Erfolg sie ausstrahlen, ist beeindruckend. Bayern hat schon einen qualitativ hochwertigen Kader, aber das ist der Verdienst von Niko Kovac und seinem Trainerteam. Das ist anders als zu meiner Zeit, in der man vielleicht zwölf, 13 Stammspieler hatte, heute sind es 18, 20, die bei jeder anderen Mannschaft spielen würden. Das muss man erst mal so handeln, wie Kovac das tut. Hut ab davor.

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Augenthaler über Kovac: "Da hat ein Rädchen ins andere gegriffen"

Sie sind ja richtig angetan von Kovacs Arbeit.
Absolut. Ich habe ein paar mal beim Training zugeschaut und muss sagen: Es ist der Respekt da und auch die notwendige Einstellung beim Training, aber auch eine gewisse Lockerheit im Umgang miteinander. Das macht Niko Kovac schon sehr, sehr gut.

Trauen Sie Kovac und seiner Mannschaft also tatsächlich die perfekte Saison zu?
Wenn sie weiter so durchziehen wie momentan, derart gierig auftreten, schon. Die Qualität dazu ist definitiv vorhanden. Aber die musst du eben auch weiterhin erst mal auf den Platz bringen. Wenn sie das weiterhin tun, ist es schwer, den FC Bayern in der Liga zu schlagen.

Welcher Mannschaft ist am ehesten zuzutrauen, den FC Bayern zu ärgern?
Wenn ich die vor der Saison genannten Bayern-Jäger sehe: Schalke hat noch keinen Punkt, Leverkusen erst drei, die Dortmunder haben schon wieder vier Zähler Rückstand. Für mich geht es aber eher darum, wie Niko Kovac seine Mannschaft weiterhin führt. Bis jetzt hat es funktioniert, egal, wen er aufgestellt hat. Da hat ein Rädchen ins andere gegriffen, auch wenn er auf zwei oder drei Positionen gewechselt hat.

Augenthaler: "Sehe bei den Spielern großen Hunger auf Erfolg"

Sie stellten ja mit Bayern 1986/1987 mit nur einer Liga-Niederlage einen Rekord auf.
Nach dem Saisonstart habe ich da jetzt schon wieder daran gedacht, dass wir damals fast kein Spiel verloren haben. Es ist vor der Saison aber keine Zielsetzung einer Mannschaft, ungeschlagen zu bleiben. Trotzdem gehen die Bayern in jedes Spiel, um es zu gewinnen und sind auch überzeugt davon, dass die Qualität dazu da ist.

Wie ist so eine Serie zu erklären, bekommt man das Gefühl der Unverwundbarkeit?
1986 war Udo Lattek unser Trainer. Er hat schon genau gemerkt, wenn mal ein wenig der Schlendrian reingekommen ist. Dann hat er die Zügel wieder umso mehr angezogen. Auch jetzt sehe ich bei den Spielern einen großen Hunger auf Erfolg. Wenn man nach 15 Spielen vielleicht immer noch ungeschlagen ist, darf man nicht nachlassen. Dafür zu sorgen, ist der Job des Trainers.

2012/2013 wurde Ihr Rekord eingestellt, als Bayern unter Jupp Heynckes nur ein Spiel verlor. Unter Pep Guardiola kassierten die Bayern ein Jahr später zwei Niederlagen, als sie schon als Meister feststanden. Wären Sie traurig, den Rekord abgeben zu müssen?
Überhaupt nicht. Wenn ich Bayern momentan spielen sehe, muss ich einfach sagen: Es macht richtig Spaß, da zuzuschauen. Manchmal gehört da aber auch ein bisschen Glück dazu.

Was ist dieses Jahr für Bayern und Kovac insgesamt drin?
Es sagt ja jeder: Bei dem Kader musst du Meister werden. Das ist sowieso die Zielsetzung in diesem Verein, und das weiß Niko Kovac. Aber gemessen wird er sicherlich auch am internationalen Erfolg. Da kommt es dann auf viele Faktoren an, und es kann eng werden. Aber gegen Benfica – und das ist ja auch keine Laufkundschaft – ist Bayern schon mal sehr souverän in die Champions League gestartet.

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