Klaus Allofs: "Wenn Bayern nicht den besten Tag hat..."

  Klaus Allofs, Geschäftsführer des VfL Wolfsburg, spricht über die Dominanz des FC Bayern München, Thomas Schaaf und die Wolfsburger Ziele.
von  Frank Hellmann
Klaus Allofs.
Klaus Allofs. © GES/Augenklick

Klaus Allofs, Geschäftsführer des VfL Wolfsburg, spricht über die Dominanz des FC Bayern München, Thomas Schaaf und die Wolfsburger Ziele.

AZ: Herr Allofs, erinnern Sie sich noch an den 21. Oktober 2006?

KLAUS ALLOFS: Ehrlich gesagt, nein.

Damals hat Werder Bremen mit Spielern wie Pierre Womé, Jurica Vranjes oder Aaron Hunt den FC Bayern mit Oliver Kahn, Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger förmlich zerlegt und 3:1 gewonnen. Wie präsent ist diese Epoche noch?

2006 ist so lange her, siebeneinhalb Jahre sind im Fußball eine sehr, sehr lange Zeit. Natürlich kann ich mich an das Spiel und die Spieler noch erinnern, aber ich möchte daraus keine Hoffnungen für diesen Samstag ableiten.

Sie haben es als Werder-Manager jedoch geschafft, den FC Bayern über Jahre nachhaltig zu ärgern – war das damals einfacher als heute?

Es scheint so zu sein. Im Moment haben alle das Gefühl, weit von den Bayern weg zu sein. Um ihnen Paroli bieten zu können, müssen ein paar Dinge zusammenkommen: Die Münchner selbst müssen Fehler – und der Gegner vieles richtig machen. Das war damals mit Werder der Fall, da waren wir wirklich eine Zeit lang dicht dran. Und zuletzt hat Dortmund es ausgenutzt.

Was ist passiert, dass ein Klub einer ganzen Liga enteilt?

Weil die Bayern 2011 und 2012 die Meisterschaft verpassten und noch ein Champions-League-Endspiel verloren, ist dort vieles infrage gestellt worden. Danach mündeten gute Personalentscheidungen zusammen mit den finanziellen Möglichkeiten und der herausragenden Stellung in die aktuelle Situation.

Verliert Bayern noch ein Bundesligaspiel?

Ich glaube schon.

Am Wochenende?

Ich hätte nichts dagegen. Aber das ist nicht das, was mich am meisten beschäftigt. Für uns ist das eine wichtige Standortbestimmung. Gerade nach dem 2:6 in Hoffenheim, das gezeigt hat, dass wir noch nicht stabil genug sind. Ich hoffe jetzt einfach, dass die Bayern nicht ihren besten Tag haben; dann könnte es zumindest etwas knapper werden als zuletzt. Bayern-Spiele sind im Moment vom Ergebnis gerade wenig interessant, das sollte aber für die anderen ein Riesenansporn sein.

Was muss passieren, dass Sie am Saisonende sagen: Ja, wir sind mit dem VfL Wolfsburg auf dem richtigen Weg....

Wenn die Rückrunde ähnlich gut verläuft wie die Hinrunde, wären wir ein ganzes Stück voran gekommen. Wir wollten besser abschneiden als Platz elf im Vorjahr und wollen dann mittelfristig in den internationalen Wettbewerb.

Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke behauptet, auf absehbare Zeit könne nur der VfL Wolfsburg dem FC Bayern gefährlich werden. Was halten Sie von solchen Vergleichen?

Ich halte die Einschätzung schlicht für falsch. Ich glaube nicht, dass eine Stadt mit 130000 Einwohnern wirklich Bayern München gefährlich werden kann. Da sind die Voraussetzungen nicht gegeben. Wir finden sicherlich mit unseren Partner Volkswagen gute Bedingungen vor, aber solche Phantasien und Sehnsüchte werden auch dort nicht geschürt. Unser Ziel ist die internationale Bühne.

Ex-Bayer Luiz Gustavo ist gesperrt. Außenstehende sagen, der Brasilianer sei noch nicht in Wolfsburg angekommen.

Die Sperre lag allein an unserer Fehlerhaftigkeit; er musste nach einem unnötigen Ballverlust hinterher und hat wie so häufig beim Schiedsrichter wenig Gnade gefunden. Luiz ist ehrgeizig und erfolgsbesessen, aber er war bei Bayern nicht der Schlüsselspieler – die Führungsrolle in Wolfsburg muss er noch stärker verinnerlichen.

Täuscht der Eindruck, dass Sie mit Trainer Dieter Hecking schon so harmonieren wie mit Thomas Schaaf? Von Dissonanzen zwischen Ihnen ist gar nichts zu hören.

Heißt das, mit mir kann man nicht streiten? (lacht) Im Ernst: Die Kompetenzen sind klar geregelt, wir sprechen jeden Tag. Die Art und Weise, wie Dieter Hecking arbeitet, gefällt mir zu 100 Prozent. Nur es wäre sicherlich verkehrt, ihn als Abziehbild von Thomas Schaaf anzusehen.

Haben Sie zu Thomas Schaaf eigentlich noch Kontakt? Er ist für viele Wegbegleiter ja völlig abgetaucht.

Ich habe ihn erst am Montag vor der Trainertagung vom Bund Deutscher Fußballlehrer in Wolfsburg gesehen. Da haben wir auch mal wieder ausführlich miteinander gesprochen. Wir haben weiterhin ein sehr gutes Verhältnis...

 

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