Kingsley Coman, der Barbar: Nie war der Franzose wichtiger als jetzt für den FC Bayern

München - Natürlich ist Kingsley Coman kein Muskelpaket, nicht im Ansatz Arnie-like. Aber aktuell eben doch Bayerns Gladiator. Beim 1:1 der Münchner im Champions-League-Achtelfinalhinspiel wirkte es zeitweise so, als sei der Flügelstürmer ein Einzelkämpfer mit den Waffen eines Fußballers: den flinken Füßen.
Acht Torschüsse (die meisten), sieben Dribblings (die meisten) sowie - und das ist ungewöhnlich - sieben Luftduelle (ebenfalls die meisten), so zählten Statistiker. Am wichtigsten: das Tor zum 1:1 in der 90. Minute. Nach einem weiten Brechstangen-Ball aus dem Halbfeld von Benjamin Pavard verlängerte Thomas Müller mit dem Kopf auf Coman - und der schob in Bedrängnis von RB-Verteidiger Rasmus Kristensen zum Ausgleich ein.
Kingsley Coman, der Fighter
"Das war ein sehr wichtiges Tor", freute sich der Franzose, "ich habe alles gegeben und ich war richtig platt am Ende. Man darf niemals aufgeben und muss es immer weiter probieren. Das hat gut geklappt." Ein Fighter eben - dieser Coman, der Barbar - angelehnt an den Schwarzenegger-Klassiker Conan, der Barbar.
Dickes Lob von Nagelsmann
Bayerns Bester erhielt ein dickes Lob von Trainer Julian Nagelsmann, verpackt in eine kleine Rüge: "Er ist in den ersten 25 Minuten nicht gut drin gewesen, hat sich dann aber reingearbeitet. Man sieht, wie wichtig er für uns ist - nicht nur mit dem Tor.
Er gewinnt fast jedes Eins-gegen-Eins." Damit riss der 25-Jährige immer wieder Löcher über die linke Seite, nutzte die zunehmende Müdigkeit der Salzburger Verteidiger für seine Tempo-Vorstöße.
Coman in den letzten vier CL-Spiel an einem Treffer beteiligt
"The trend is your friend", sagt Uli Hoeneß so gerne und bei Coman stimmen zuletzt sämtliche Werte: Die acht Torschüsse sind teamübergreifend Rekord in dieser Königsklassen-Saison. Zudem war Coman in jedem seiner letzten vier Champions-League-Partien an mindestens einem Treffer beteiligt (zwei Tore, zwei Vorlagen). Chapeau!
Die Leistungssteigerung in dieser Saison hat mit der Fürsorge von Trainer Nagelsmann zu tun, der bei Coman offenbar die richtigen Knöpfe in Sachen Torgefährlichkeit drücken konnte. Er agiert mutiger, traut sich mehr Abschlüsse zu. Und: Coman lässt den Kopf nicht mehr hängen, wenn die Dribblings nicht funktionieren.
Kingsley Coman: Vertragsverlängerung bis 2027
Er hat gelernt, sich selbst aus den negativen Gedanken herauszuziehen. "Wichtig ist an solchen Momenten wie in den ersten 25 Minuten, wo er nicht so im Spiel war, dass er sich mehr Aktionen holt und in einen Rhythmus kommt", hat Nagelsmann beobachtet, "in der zweiten Halbzeit hat er für sehr viel Betrieb gesorgt, ein wichtiges Tor und ein gutes Spiel gemacht."
Sein gestiegener Wert fürs Team wurde vom Verein mit der Vertragsverlängerung bis 2027 honoriert - inklusive einer Gehaltsaufbesserung. Laut der französischen Zeitung "L'Équipe" verdoppelte sich Comans Salär fast, soll nun bei 17 Millionen Euro brutto pro Jahr liegen.
Stockende Verhandlungen bei Gnabry
Dagegen stocken die Verhandlungen bei Serge Gnabry, dem Pendant auf dem rechten Flügel, der ähnlich wie Coman im 3-2-4-1-System von Nagelsmann als Schienenspieler auf der Außenbahn Kilometer fressen muss. Nicht jedermanns Sache. Gnabry (26) sollte schon im Herbst das 2023 auslaufende Arbeitspapier um einige Jahre verlängern.
Laut "Kicker" gehe es ihm neben dem Gehalt und der Vertragslaufzeit auch um die sportliche Perspektive. Seine bevorzugte Zone ist zentraler, näher am Tor. Um seine Abschlussstärke ausspielen zu können.
Fragen, die sich Coman nicht stellen muss dieser Tage. Der Siegtorschütze des Finals von Lissabon 2020 (1:0 gegen PSG) kann befreit aufspielen und zocken wie die Fußballer zu den Eins-gegen-Eins-Dribblings sagen. Nach dem 1:1 in Salzburg meinte Coman: "Mit unseren Fans im Rücken haben wir in München alle Chancen und noch mehr Selbstvertrauen." Er sowieso.