Kimmich lobt Kaltstarter Boateng - Weltmeister gegen Mainz plötzlich zurück in der Startelf
Unmittelbar vor dem Mainz-Spiel verletzt sich Mats Hummels, deshalb muss Jérôme Boateng spontan ran. "Es ist eine Qualität, da zu sein, wenn du gebraucht wirst", sagt Kimmich.
Mainz - Auch Jérôme Boateng hat das dringende Bedürfnis – zu spielen. Wie jeder Profi. Am Samstag hatte der 30-Jährige außerdem nach Abpfiff ein weiteres, offenbar sehr dringendes Bedürfnis. Schlusspfiff in Mainz, 2:1 für Bayern, die Spieler klatschen ab. Nicht alle. Boateng zog nach den insgesamt 95 Minuten Spielzeit einen letzten Sprint an. In die Kabine. Leistenprobleme oder ähnliches hatte er augenscheinlich nicht, er musste wohl für große Jungs. Sprechen wollte er nach dem Duschen nicht, er verließ die Opel Arena mit Kopfhörern und twitterte am Sonntag "+3", womit die Punkte gemeint waren plus: "Aber immer noch viel Arbeit, um dorthin zu kommen, wo wir sein wollen." Und er selbst?
Hummels und Süle hatten Boateng zuletzt aus der Startelf verdängt
Hat schon bessere, aber auch – vor allem in der jüngsten Vergangenheit – schlechtere Spiele gemacht. Dabei war er gar nicht vorgesehen, in der Innenverteidigung aufzulaufen. Niko Kovac hatte sich wie schon vor dem Wolfsburg-Spiel (3:1) und in der Champions League in Athen (2:0) für das Duo Mats Hummels und Niklas Süle (23) in der Abwehrmitte entschieden, "weil wir mit den beiden sehr zufrieden sind. Die nötige geistige Frische ist da", erklärte der Trainer vor der Partie. Drei Mal hintereinander Bankdrücker, das hatte Kovac Thomas Müller wiederum nicht zumuten wollen, der stand in Mainz auf dem Aufstellungsbogen.
Kimmich: "Es ist eine Qualität, da zu sein, wenn du gebraucht wirst"
Doch Hummels verletzte sich beim Sprinten während des Aufwärmens am Oberschenkel und musste kurzfristig passen. Boateng also legte einen Kaltstart hin, kam plötzlich zu seinem ersten Einsatz nach 14 Tagen, seit dem verheerenden 0:3 der Nationalelf in der Nations League in Amsterdam, als er vor allem bei den beiden späten Gegentreffern schlecht aussah. Nun also das ungeplante Comeback. Joshua Kimmich, rechter Mann der Viererkette, lobte den Rückkehrer: "Jérôme hat es super gemacht, gerade weil er die letzten beiden Spiele nicht gespielt hat. Wenn du dann zehn, 15 Minuten vor Anpfiff Bescheid bekommst, dass du doch spielst, musst du mental kurz umswitchen. Es ist eine Qualität, da zu sein, wenn du gebraucht wirst."
Drei Zweier - aber Serge Gnabry und Thomas Müller enttäuschen
Kimmich beschrieb Boatengs Defensiv-Leistung ("Er ist in den Zweikämpfen immer wieder griffig dazwischengefahren, war in den Kopfbällen und im Spielaufbau sehr wichtig") ebenso detailliert wie dessen Offensiv-Qualitäten: "Er hat es mit seinen langen, punktgenauen Bällen von hinten super gemacht. Dann ist es für die gegnerische Mannschaft extrem schwierig, das zu verteidigen und Zugriff zu bekommen. Vor allem in der ersten Halbzeit sind auch ein paar Bälle auf meine Seite geflogen. Dadurch haben wir Kontrolle ins Spiel bekommen."
Hängt Boateng der geplatzte Paris-Wechsel noch nach?
Ob Boateng nach seinem achten von insgesamt 14 Pflichtspiel-Einsätzen dieser Saison (mit 720 Einsatzminuten) nun wieder häufiger in der Bayern-Startelf steht? Nur, falls Hummels (elf Einsätze mit 953 Spielminuten) ausfällt. Denn Süle (elf Einsätze mit 900 Spielminuten) und Hummels haben sich seit der letzten Länderspielpause, und auch währenddessen mit der soliden Partie im Nationaltrikot in Frankreich, einen Leistungsvorsprung erarbeitet, harmonieren gut. Boateng, so hieß es, sei fit und bereit, kam jedoch seit dem Amsterdam-Match nicht mehr zum Zuge. Er trainierte gewohnt engagiert, doch rein mental könnte es sein, dass er dem geplatzten August-Wechsel zu Paris Saint-Germain etwas nachhängt.
In jedem Fall hat er sich nach dem Sommer-Theater mit dem ganzen Hin und Her erstmal schütteln müssen. Doch jetzt beginnt ja der Winter.
Neue Jahreszeit, neues Glück für Boateng?