"Keinen Kompromiss": Das macht Kompany beim FC Bayern anders als Tuchel

Trainer Vincent Kompany kommt in der Chefetage des FC Bayern sehr gut an – vielleicht auch, weil er sich damit stark von seinen Vorgängern unterscheidet.
von  Maximilian Koch
Klare Ansage: Der neue Bayern-Coach Vincent Kompany weist per Pfiff, Individualgespräch oder Zuruf die Bayern-Spieler auf taktische Kniffe und Korrekturen hin.
Klare Ansage: Der neue Bayern-Coach Vincent Kompany weist per Pfiff, Individualgespräch oder Zuruf die Bayern-Spieler auf taktische Kniffe und Korrekturen hin. © IMAGO/MIS

Rottach-Egern – Während der Spielformen auf dem Rasenplatz in Rottach-Egern unterbricht Vincent Kompany seine Stars immer wieder, gibt ihnen Anweisungen auf Deutsch und Englisch. Es soll schneller gespielt werden, fordert der Trainer ein, auch die Seitenverlagerungen gefallen ihm noch nicht. Als Eric Dier dann einen präzisen langen Pass spielt, ist Kompany zufrieden.

"Guuuuuuut, Eric, guuuuuut!", ruft er über den Platz und klatscht in seine Hände. Wenig später korrigiert Kompany wieder: "Rhythmus, Boys. Spielt die Pässe wie Musik."

Kompany möchte mit dem FC Bayern zeigen, "dass wir Bock haben"

Kompany ist in seinem Element, man merkt ihm das Feuer an, seine Motivation. Und es wird zugleich deutlich, dass der neue Coach die höchsten Ansprüche an seine Spieler stellt.

Zu harter Arbeit gebe es "keinen Kompromiss. Ich will Intensität im Training haben", sagte der Belgier zum Start des Tegernsee-Trainingslagers, nachdem er am Tag zuvor den 1.722 Meter hohen Wallberg bestiegen hatte: "Wir brauchen keine großen Sprüche machen. Aber es ist wichtig für mich, dass wir zeigen, dass wir Bock haben."

Genau diese Einstellung ist es, die den Bossen gefällt. Uli Hoeneß, Max Eberl, Christoph Freund – sie alle sind von Kompanys Herangehensweise überzeugt. "Seine Kernbotschaft ist: Im Mittelpunkt muss die Arbeit stehen", sagte Hoeneß: "Und das ist etwas, was mir unheimlich gefallen hat."

Wer bleibt, wer geht? Kompany möchte nicht über einzelne Spieler sprechen

Im Sommer 2023 hatten Hoeneß und Co. noch ein ganz anderes Trainingslager erlebt. Damals betonte Ex-Coach Thomas Tuchel öffentlich und mit Nachdruck seinen Wunsch, einen defensiven Mittelfeldspieler ("Holding Six") verpflichten zu wollen, was im Führungskreis nicht gut ankam. Zumal die Münchner gerade ein 95-Millionen-Paket für Harry Kane schnürten.

Solche Tuchel-Ansagen, die inhaltlich zweifellos berechtigt waren, sind Kompany fremd. "Sie haben gesprochen über Einkauf, Verkauf. Das ist nicht mein Job", sagte Kompany zu einer entsprechenden Frage über die Zukunft von Leon Goretzka, Serge Gnabry, Joshua Kimmich oder auch Matthijs de Ligt.

Auf einzelne Spieler wollte der Cheftrainer, der taktisch wohl auch mal vom etablierten 4-2-3-1-System abrücken wird, nicht eingehen. "Ich verstehe die Frage, ich verstehe sie wirklich", sagte Kompany: "Aber da könnten wir alle Namen durchgehen: Harry Kane, Jamal Musiala, was denke ich über Goretzka, Gnabry – ich könnte so den ganzen Abend weitermachen, aber das ist nicht meine Absicht. Namen gehören nicht zu meinem Denken."

Eberl lobt Kompany: "Die ersten Schritte fühlen sich sehr gut an"

Sondern: intensives Training, Detailarbeit, Taktik, Mentalität. Der Kompany-Weg eben. "Ich will jeden Tag mit diesen talentierten Spielern arbeiten und etwas Besonderes kreieren", sagte der Coach, der intern seine Transferwünsche sehr wohl hinterlegt hat.

"Wir haben uns die letzten Wochen sehr intensiv über den Kader ausgetauscht", betonte Sportvorstand Eberl. Und so wird bis zum Ende der Wechselperiode noch der eine oder andere Topspieler dazukommen, sofern vorher Stars (de Ligt, Kingsley Coman, Noussair Mazraoui) verkauft werden. Unter anderem gelten Jonathan Tah und Xavi Simons als mögliche Neuzugänge.

"Es ist eine neue Energie und neue Motivation in der Gruppe", lobte Eberl, der sich die Trainingseinheiten mit Freund anschaut: "Klar zeigen erst die Ergebnisse, ob es funktioniert hat, aber die ersten Schritte fühlen sich sehr gut an."

FC Bayern bestreitet erstes Testspiel unter Neu-Trainer Kompany

An diesem Mittwoch (18.30 Uhr im AZ-Liveticker) bestreiten die Münchner ihr erstes Testspiel unter Kompany, es geht zum Abschluss des Trainingslagers gegen den ortsansässigen FC Rottach-Egern aus der Kreisklasse. Am Ende der Saison soll dann das Champions-League-Finale (31. Mai) in der Allianz Arena stehen. Dieses Endspiel sei "ein großes Ziel", sagte Eberl und betonte, "alles gewinnen" zu wollen: "Das habe ich beim FC Bayern so gelernt."

Dabei setzt der Sportvorstand nicht zuletzt auf Kompany. "Vincent ist ein Menschenfänger, der klar weiß, wie er Fußball spielen möchte", sagte Eberl: "Wir sind zu 100 Prozent überzeugt, dass dieser spannende, neue Weg der richtige für den FC Bayern ist."

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