Keine Top-Transfers mehr: Ist der Supercup die Bestätigung für die Bayern-Bosse?

München - Zu dünn, zu klein, zu wenig: Unter anderem mit diesen Beschreibungen wurde der Kader FC Bayern zuletzt bedacht. Denn vor allem die Vorbereitung der Münchner unter Neu-Trainer Julian Nagelsmann hat deutlich gemacht, dass es an einigen Stellen in der Mannschaft zwickte.
Weil neben den vielen EM-Fahrern im Urlaub auch noch Verletzungsprobleme hinzukamen, setzte sich die erste Elf in den Vorbereitungsspielen häufig größtenteils aus Nachwuchsspielern zusammen. Auch deshalb blieben die Siege vorerst aus – auch im ersten Pflichtspiel kamen die wenig eingespielten Stars um Robert Lewandowski, Thomas Müller und Joshua Kimmich gegen Gladbach nicht über ein 1:1 hinaus.
Bayerns erste Elf überzeugt im Supercup
Am Dienstag durfte Nagelsmann nun seinen ersten Sieg als Bayern-Coach feiern – und dabei mit dem Supercup auch gleich seinen ersten Profi-Titel einheimsen. In Dortmund bezwangen stark aufspielende Münchner die Borussia mit 3:1. Das Team überzeugte, die erste Elf lieferte in jedem Mannschaftsteil ab.
Möglicherweise könnten sich die Bosse um Sportvorstand Hasan Salihamidzic nun in ihrer bisherigen Transfer-Taktik bestätigt fühlen. Denn bis auf 42,5-Millionen-Euro-Neuzugang Dayot Upamecano (von RB Leipzig) ging beim deutschen Rekordmeister bislang recht wenig auf dem Transfermarkt. Neben Upamecano kamen lediglich Omar Richards und Sven Ulreich dazu – beide als Ergänzungsspieler, beide ablösefrei.
Keine großen Transfers mehr beim FC Bayern
Groß nachlegen wollen die Verantwortlichen in Sachen Neuzugänge auch nicht mehr. Fast schon mantra-artig stellten Salihamidzic, Präsident Herbert Hainer und Vorstands-Boss Oliver Kahn in den letzten Wochen immer wieder klar, keine Kracher mehr zu verpflichten. Wegen Corona seien weitere Ausgaben in der Kategorie Upamecano nicht mehr möglich.
Transfers würde es wohl nur noch geben, wenn Spieler verkauft werden – unter anderem gelten Corentin Tolisso und Michael Cuisance als Verkaufskandidaten. Von letzterem ist sogar schon nicht mehr das Trikot im Online-Shop erhältlich – ein erstes Anzeichen für einen bevorstehenden Wechsel?
Vielmehr bauen die Bayern darauf, Positionen, auf denen Handlungsbedarf besteht, intern zu lösen. Neuestes Beispiel: Josip Stanisic. Das Talent zeigte überzeugende Leistungen in der Vorbereitung und ersetzt aktuell den verletzten Benjamin Pavard als Rechtsverteidiger.

Es gibt aber auch Positionen, auf denen es keine interne Ideallösung gibt. Auch deshalb werde der Markt weiterhin beobachtet, wie Nagelsmann nach dem Spiel gegen Dortmund erklärte. "Wir prüfen immer, was auf dem Transfermarkt geht – es ist keine leichte Situation für alle Klubs."
Wechselt Sabitzer noch zum FC Bayern?
Ein Kandidat, der aktuell noch auf dem Bayern-Zettel steht, ist Nagelsmanns ehemaliger Spieler Marcel Sabitzer. Mit dem Österreicher selbst sollen die Bayern Berichten zufolge bereits eine Einigung erzielt haben. Der zentrale Mittelfeldspieler will nach München. Mit RB Leipzig soll allerdings noch nichts konkret sein. Die Ablösesumme von 18 Millionen Euro, die im Raum steht, wollen die Bayern wohl nur zahlen, wenn noch Geld aus Spielerverkäufen generiert wird.

Nagelsmann würde sich mit Sicherheit über Sabitzer im Bayern-Trikot freuen. Doch der Coach verfolgt in der Öffentlichkeit weiterhin sein übliches Vorgehen bei den Transfers, gibt sich in Sachen Neuzugänge (noch) recht diplomatisch. "Wenn noch Spieler kommen, dann freuen wir uns drüber. Wenn nicht, freue ich mich auch, weil ich eine sehr gute Mannschaft habe", sagte er etwa am Dienstag.
Salihamidzic: "Der FC Bayern ist immer für ein bisschen was gut"
Sportvorstand Salihamidzic, der hauptsächlich für die Transfers zuständig ist, wollte sich vor dem Spiel gegen Dortmund im Fall Sabitzer nicht festnageln lassen. "Ich verstehe, dass in den Medien über Namen spekuliert wird. Ich werde mich dazu nicht äußern, zumal der Spieler bei RB Leipzig unter Vertrag steht", sagte er. Dennoch schloss er weitere Transfers nicht gänzlich aus: "Wir beobachten aber den Markt, der FC Bayern ist immer für ein bisschen was gut. Und wir werden sehen, ob noch was passiert."
Damit es am Ende im Hinblick auf den Bayern-Kader vielleicht doch irgendwann wieder heißt: Breit genug, gut gemischt und schlagkräftig.