Keine Strafe für Noussair Mazraoui: Der FC Bayern setzt auf den "Mia san Mia"-Weg

München - Noussair Mazraoui und der FC Bayern – das ist bislang nicht nur sportlich keine sonderlich glückliche Verbindung. Für den Rekordmeister wäre es nach dem tagelangen Wirbel um den marokkanischen Nationalspieler, der irritierende Pro-Palästina-Posts in seinen Social-Media-Kanälen geteilt hatte, geradezu ein Leichtes gewesen, sich von dem umstrittenen Profi zu trennen – großer Applaus der breiten deutschen Öffentlichkeit wären ihm dabei zudem sicher gewesen.
Insofern ist es eher überraschend, dass die Verantwortlichen des FC Bayern den anderen, den abwägenden – den am Ende aber womöglich sogar verbindenden – Weg gewählt haben.
Noussair Mazraoui versicherte dem FC Bayern glaubwürdig, kein Antisemit zu sein
Leicht gemacht haben sich die Bosse um CEO Jan-Christian Dreesen diese Entscheidung sicher nicht. Gerade ein Klub wie der FC Bayern mit seiner durch den früheren Präsidenten Kurt Landauer geprägten jüdischen Geschichte kann – und darf – weder in seinem Umfeld noch unter seinen Angestellten den Hauch von Juden- oder Israel-Hass tolerieren, sonst sind all die Werte-Proklamationen und Gesinnungsparagraphen in der Vereinssatzung nicht mal das Papier wert, auf dem sie geschrieben sind.
Umso mehr muss es sehr gute Gründe geben, warum sich der FC Bayern trotz des Risikos eines enormen Imageschadens für den Verbleib des gebürtigen Niederländers mit marokkanischen Wurzeln ausgesprochen hat. Mazraoui hat in dem vorab angekündigten Gespräch an der Säbener Straße am vergangenen Mittwoch offensichtlich glaubwürdig und nachhaltig den Antisemitismus-Vorwurf ausräumen können.
Vermutlich spielte auch Daniel Peretz bei der Mazraoui-Entscheidung des FC Bayern eine Rolle
Übrigens: Dass im Zuge der Entscheidungsfindung auch mit Mazraouis Mitspieler Daniel Peretz, dessen Familie und Freunde in Israel unter dem grauenvollen Terror der Hamas leiden, gesprochen wurde, erscheint mindestens ebenso logisch. Wie sonst wäre ein künftiges Zusammenspiel der beiden Profis auch nur ansatzweise denkbar?
Genau diese Spaltung der Kabine wäre für den FC Bayern – noch vor dem enormen Imageschaden – ein Worst-Case-Szenario. Denn das berühmte "Mia san Mia" der Münchner steht eben nicht nur für den maximalen Erfolg – sondern vor allem für das große Miteinander.