Keine Stammelf, keine Hierarchie, kein System

Der Bayern-Trainer wollte Energiefelder aufbauen, tatsächlich hat Jürgen Klinsmann Probleme geschaffen. Eine Bilanz nach sechs Spieltagen - derzeit ist Bayern nur Tabellen-Neunter.
von  Abendzeitung
Genervt und wütend: Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann litt an der Seitenlinie beim 0:1 in Hannover. Doch die Fehler hatte er vorher begangen.
Genervt und wütend: Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann litt an der Seitenlinie beim 0:1 in Hannover. Doch die Fehler hatte er vorher begangen. © sampics / Augenklick

Der Bayern-Trainer wollte Energiefelder aufbauen, tatsächlich hat Jürgen Klinsmann Probleme geschaffen. Eine Bilanz nach sechs Spieltagen - derzeit ist Bayern nur Tabellen-Neunter.

HANNOVER Natürlich verteidigte Uli Hoeneß seinen Trainer. Mit Vehemenz. „Die Niederlage hatte nichts mit der Rotation zu tun“, stellte er fest und kürte den brasilianischen Verteidiger Breno zum „besten Mann“ der Bayern. Was die neutralen Beobachter verwunderte. Aber es ging ja nicht um den ersten Einsatz des 12-Millionen-Einkaufs Breno von Beginn an, es ging um das Langezeit-Projekt FC Bayern, neu gestartet von Trainer Jürgen Klinsmann. Hoeneß machte die Spieler an, nicht den Coach: „Wir sind viel zu nachlässig mit dem Spiel umgegangen.“

Und Klinsmann mit seinem Job? Der Vereinstrainer-Novize macht sich angreifbar, schafft sich Probleme, weil er – vergleichbar mit seinen Entscheidungen als WM-Bundestrainer – extreme, teils absonderliche Maßnahmen ergreift. Energiefelder wollte er aufbauen, geschaffen hat er Problemfelder – für sich selbst:

Es gibt keine Stammelf: Nur Philipp Lahm sei gesetzt, betonte Klinsmann. Aber warum? Was ist mit Lucio? Demichelis? Toni? Die Mannschaft weiß nicht, woran sie ist. Die Rotation ist zu extrem und kommt zu früh in der Saison. „Wir haben 20 Spieler im Kader“, spricht Miroslav Klose die Worte des Trainers nach, sagt aber auch: „Wir haben keine Stammelf.“

Es gibt keine Hierarchie: Mark van Bommel, der Kapitän, der Chef im defensiven Mittelfeld, ist geschwächt, spielt daher gehemmt (siehe nächste Seite). Die Mitspieler stehen ihm ungern zur Seite, weil sie merken, dass er nicht die volle Rückendeckung von Klinsmann hat. Lucio und Demichelis sind zu still, verstecken sich hinter van Bommels Amt. Lahm würde gerne, darf aber nicht Kapitän sein.

Kein Spielsystem: Auffällig, wie ideen- und konzeptlos Bayern versuchte, den Rückstand aufzuholen. Die Bälle wurden meist aus der Abwehr hoch und weit über das Mittelfeld zu Toni und Klose geschlagen. Auch Ribéry brachte keinen zusätzlichen Esprit. Dass etwas nicht stimmt, hat auch er bemerkt. „Ich weiß nicht, was los ist“, meinte er, „ich weiß nicht, ob meine Mitspieler sich im Kopf oder physisch nicht wohlfühlen.“ Wer ist dafür zuständig?

ps

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