Keine Rotation beim FC Bayern: Welches Risiko geht Tuchel mit seiner Top-Elf in Münster ein?

Am Dienstag trifft der FC Bayern auf Preußen Münster im DFB-Pokal. Thomas Tuchel will das Momentum des 7:0 gegen den VfL Bochum mitnehmen. Aber das birgt auch Risiken.
von  Victor Catalina
Bislang wirbelte der Hurri-Kane immer von Beginn an. Auch in Münster?
Bislang wirbelte der Hurri-Kane immer von Beginn an. Auch in Münster? © IMAGO / ActionPictures

München – Es geht doch! Das 7:0 über den VfL Bochum hatte alles, was man von einem FC-Bayern-Auftritt erwartet: Dominanz, Spielfreude, Entschlossenheit, Konzentration. Das Einzige, was nicht zu finden war: Schwächephasen, die den Gegner wieder zurück ins Spiel holen. Dementsprechend will Thomas Tuchel auch im DFB-Pokal und den kommenden Wochen auf diese 90 Minuten aufbauen. 

Obwohl der nächste Gegner Drittligist Preußen Münster ist, wird der Rekordmeister in Bestbesetzung anreisen. Tuchel habe "keine Lust, auch nur das kleinste Signal in die Gruppe zu geben, dass irgendjemand zu Hause bleiben kann, weil es nicht so wichtig ist. Oder weil es wichtig ist, aber nicht so schwer."

Tuchel will das Momentum aus dem Bochum-Spiel mitnehmen – aber zu welchem Preis?

Deshalb könne es auch sein, dass nahezu dieselbe Startelf auch in Münster beginnt, "um das gegenteilige Signal zu geben, dass wir auf uns schauen und es nicht davon abhängig machen, wer gegenüber steht." Damit wird es der SC Preußen 06 am Dienstag mit Harry Kane zu tun bekommen, dem Tuchel bereits nach dem 0:3-Debakel im Supercup gegen RB Leipzig eine Einsatzgarantie ausstellte: "Er spielt jedes Spiel, fertig, aus". 

Diesem Motto wurde Bayerns Trainer bislang gerecht und wird es wohl auch weiterhin, damit Münster nicht in eine Liste mit den Blamagen von Vestenbergsgreuth, Magdeburg oder Weilheim kommt. Das birgt allerdings auch Gefahren.

Am Wochenende wartet RB Leipzig: Schickt Tuchel dennoch die Stammelf gegen Münster ins Rennen?

Verletzungen: Das Preußenstadion wurde 1926 eröffnet und fasst insgesamt 15.050 Zuschauer. Der Rasen ist mit dem in den meisten Bundesliga- und Champions-League-Stadien nicht zu vergleichen. Das allein bietet ein höheres Verletzungsrisiko. Dazu kommt die rustikalere und risikovollere Gangart des Drittligisten. Bei Münsters Ligarivalen aus München beispielsweise bekam Fabian Greilinger Szenenapplaus von der Stehhalle, als er vergangene Saison im Heimspiel gegen SC Freiburg II, mit vollem Risiko einem eigentlich verlorenen Ball hinterherjagte und einen Einwurf statt des Abstoßes fabrizierte.

Reminder: Die letzten beiden Duelle gegen RB Leipzig verlor der FC Bayern 1:3 und 0:3. Am kommenden Wochenende braucht es das seit Jahren gewohnte "Bayern-Statement".
Reminder: Die letzten beiden Duelle gegen RB Leipzig verlor der FC Bayern 1:3 und 0:3. Am kommenden Wochenende braucht es das seit Jahren gewohnte "Bayern-Statement". © imago/Ulmer/Teamfoto

Es sind genau diese Szenen, die auch die Münsteraner Fans am Dienstag sehen wollen. Diese Gangart, vor allem in den Zweikämpfen, sorgt ebenfalls für eine höhere Verletzungsgefahr. Ob Tuchel dennoch bereit ist, seine beste Elf komplett starten zu lassen, im Wissen, dass am Samstag das Spitzenspiel in Leipzig ansteht? Und vor allem im Wissen, wie die letzten beiden Partien gegen die Elf von Marco Rose liefen?

Brennpunkt Belastungssteuerung: Dem FC Bayern droht ein Teufelskreis

Müdigkeit: So früh in der Saison eigentlich (noch) kein Thema. Besonders bei dem kleinen Kader gilt es allerdings genau auf Belastungssteuerung zu achten. Jamal Musiala kommt gerade aus einer Muskelverletzung und hatte, nach den Spielen gegen Leverkusen und Manchester United eine erste Reaktion auf die Belastung, bestätigte Tuchel vor dem Pokalduell.

Mit mehreren Spielern wie Konrad Laimer oder Raphaël Guerreiro, die verschiedene Positionen bekleiden, wird auch durch Müdigkeit und Überbelastung das Verletzungsrisiko erhöht. Schlimmstenfalls gerät man in einen Teufelskreis, dass Spieler fehlen, andere überbelastet werden müssen, um den Verlust zu kompensieren, diese sich dadurch auch verletzen und die ursprünglich verletzten Spieler (zu) früh zurückkehren und sich erneut verletzen. Dieses Domino könnte sich sogar bis spät in die Saison ziehen. 

Mathys Tel liefert sich mit Stuttgarts Serhou Guirassy ein Rennen um den formstärksten Spieler der Liga. Lässt ihn Thomas Tuchel am Dienstag von Beginn an ran?
Mathys Tel liefert sich mit Stuttgarts Serhou Guirassy ein Rennen um den formstärksten Spieler der Liga. Lässt ihn Thomas Tuchel am Dienstag von Beginn an ran? © IMAGO / Langer

Rotation: Wie viel ein paar Wechsel bringen können, bewies Thomas Tuchel am Wochenende selbst. Eric Maxim Choupo-Moting hatte gleich nach 40 Sekunden die erste Großchance. In der 4. Minute traf er zur Führung. Matthijs de Ligt, ebenfalls neu in die Startelf gekommen, belohnte sich mit dem Tor zum 3:0. Der Niederländer wird zwar ausfallen. Stattdessen könnte Mathys Tel in der Startelf stehen und mit einigen Treffern, besonders für die Partie in Leipzig, weiter Selbstvertrauen tanken. Selbiges gilt auch für Youngster Frans Krätzig, der am Wochenende sein Bundesligadebüt gab. 

Fokus und Signale senden ja. Aber egal, welche Elf des FC Bayern auf dem Platz steht, sie sollte in der Lage sein, Preußen Münster zu bezwingen. 

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