Kein ganz normaler Besuch: Julian Nagelsmann und das Duell zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern

München – Das Duell zwischen RB Leipzig und dem FC Bayern verspricht ohnehin genug Brisanz. Vierter gegen Erster der Bundesliga. Punktgleicher Zweiter gegen Erster der Marco-Rose-Tabelle, seit seiner Amtsübernahme am 8. September 2022. Dazu kommen noch die beiden jüngsten Leipziger Siege in der Allianz Arena am 33. Spieltag (3:1) sowie im Supercup (3:0).
Bundestrainer beim Topspiel zwischen RB Leipzig und FC Bayern: (K)eine normale Situation
Dass bei einer solchen Partie, an der zahlreiche deutsche Nationalspieler beteiligt sind, auch der Bundestrainer ins Stadion kommt, ist ganz normal, befand auch Thomas Tuchel. Ganz so normal gestaltet sich die Angelegenheit diesmal jedoch nicht.
Jener Bundestrainer ist kein Geringerer als Julian Nagelsmann, den der FC Bayern Mitte März nach einem 1:2 in Leverkusen ziemlich geräuschvoll vor die Tür setzte. Der 36-Jährige kennt das Duell zwischen RB und FCB von beiden Seiten und musste dabei nur eine Niederlage einstecken: Anfang April 2021 gegen seinen doppelten Vorgänger Hansi Flick (0:1).

Nun trifft Nagelsmann erstmals seit seiner Entlassung auf einige der Verantwortlichen und seinen Nachfolger beim FC Bayern. Pikant dabei: Wäre Tuchel damals nicht auf dem Markt gewesen, wäre Nagelsmann womöglich aufgrund fehlender Alternativen gar nicht entlassen worden.
"Es ist kein Treffen geplant und wir hatten auch noch keinen Kontakt", verriet Tuchel. Wenngleich die beiden größten Protagonisten für die Nagelsmann-Entlassung nicht mehr im Amt sind, Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn, sind einige der Schattenleute noch da.
Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge legen gegen Julian Nagelsmann nach
Uli Hoeneß beispielsweise, der in der "Süddeutschen Zeitung" verriet, dass man im März "kritisch über Julian Nagelsmanns Zukunft reden" müsse, die Entlassung, zehn Tage vor dem Dortmund-Spiel (4:2) jedoch falsch sei. Auch den Skiausflug des ehemaligen Bayern-Trainers nach der Pleite in Leverkusen, die Entlassung von Torwarttrainer und Neuer-Intimus Toni Tapalovic sowie die Gesamtentwicklung unter Nagelsmann kritisierte Hoeneß.
Karl-Heinz Rummenigge konnte sich Anfang Juni eine kleine Spitze ebenfalls nicht verkneifen: "Wir hatten in Julian Nagelsmann einen jungen Trainer. Ich bin immer ein Freund gewesen von Erfahrung", erklärte der ehemalige Vorstandsboss und führte als Beispiel Jupp Heynckes an.
Auch bei RB Leipzig machte sich Julian Nagelsmann nicht nur Freunde
Aber auch in Leipzig hat sich Nagelsmann mit seinem abrupten Abgang nicht nur Freunde gemacht: "Ich werde jetzt nicht einen T6 (VW-Bus; d. Red.) mieten, um nach München zu fahren und im Schlepptau noch den ein oder anderen guten Spieler von Leipzig dabei zu haben", scherzte der Coach auf seiner Abschieds-Pressekonferenz.
Ein T6 hat sieben Sitze. Am Ende nahm Nagelsmann Dayot Upamecano, Marcel Sabitzer und Konrad Laimer sowie die Co-Trainer Dino Toppmöller, Xaver Zembrod und Benjamin Glück mit.

Nun kommt es auf beiden Seiten zum Wiedersehen. Die freie Zeit nach seiner Entlassung hat Nagelsmann, laut eigener Aussage dazu genutzt, "um die Zeit bei Bayern München zu reflektieren. Ich bin froh, dass ich die Chance habe, die Fehler, die ich bei Bayern gemacht habe, nun nicht mehr zu machen."
Als Anfang soll es eine Aussprache mit Manuel Neuer gegeben haben. Auch freue er sich, sowohl seine Ex-Spieler des FC Bayern als auch Spieler aus anderen Vereinen zu treffen. Auf Münchner Seite wird sich besonders Joshua Kimmich auf das Wiedersehen freuen, bei Bayern hatte beide eine besonders enge Verbindung. Die Partie am Samstagabend wird zeigen, inwieweit all das auf Gegenseitigkeit beruht.