Interview

Katar-Kritiker Ott: "Ich will das Feld nicht kampflos überlassen"

Bayern-Fan Michael Ott kämpft gegen das Katar-Sponsoring seines Lieblingsklubs. In der AZ erklärt er, was er Hainer und Co. vorwirft.
Autorenprofilbild Maximilian Koch
Maximilian Koch
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
11  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
"Für Geld waschen wir alles rein": Ein Protest-Plakat der Bayern-Fans gegen die Katar-Geschäfte des FC Bayern um Ex-Vorstandsboss Oliver Kahn (l.) und Präsident Herbert Hainer.
"Für Geld waschen wir alles rein": Ein Protest-Plakat der Bayern-Fans gegen die Katar-Geschäfte des FC Bayern um Ex-Vorstandsboss Oliver Kahn (l.) und Präsident Herbert Hainer. © imago images/ULMER Pressebildagentur

München - AZ-Interview mit Michael Ott: Der 28-Jährige ist Rechtsreferendar in Mainz und Mitglied des FC Bayern.

AZ: Herr Ott, seit wann sind Sie schon Bayern-Fan?
MICHAEL OTT: Bei der WM 2002 bin ich Fan von Oliver Kahn geworden – und dadurch auch zum FC Bayern gekommen. Mitglied bin ich seit 2007.

Hätten Sie jemals gedacht, Klage gegen Ihren Lieblingsklub einzureichen?
Nein, ich hätte tatsächlich auch nicht damit gerechnet, dass dies irgendwann einmal nötig wird und sich der Verein derart unsportlich verhält.

Michael Ott hat vor dem Münchner Amtsgericht einen Antrag auf einstwillige Verfügung gegen den FC Bayern eingereicht, doch der wurde abgelehnt.
Michael Ott hat vor dem Münchner Amtsgericht einen Antrag auf einstwillige Verfügung gegen den FC Bayern eingereicht, doch der wurde abgelehnt. © ho

Der FC Bayern reagierte erst gar nicht, das Amtsgericht lehnte den Antrag ab

Sie hatten beim FC Bayern einen Antrag eingereicht, auf der Jahreshauptversammlung an diesem Donnerstag über das Ende der Sponsorengeschäfte mit Katar abzustimmen. Der Klub reagierte darauf nicht – und das Amtsgericht München hat Ihren Antrag auf einstweilige Verfügung wegen "fehlender Dringlichkeit" abgewiesen. Warum stellt sich der FC Bayern dieser Debatte nicht?
Ich kann es mir nur so erklären, dass der Klub keine stichhaltigen Argumente hat, sonst wären diese ja hervorgebracht worden. Und Bayern hat taktiert, auf Zeit gespielt. Wenn der Antrag vorab nicht genehmigt wird, braucht er als Spontanantrag in der Versammlung eine 75-Prozent-Mehrheit, um überhaupt erst zur Abstimmung zugelassen zu werden. Das ist natürlich eine sehr hohe Hürde. Aus meiner Sicht ist das perfide und niederträchtig, mich in diese Situation zu drängen. Deshalb haben wir die Klage eingereicht – in erster Instanz leider ohne Erfolg. Aber wir haben Beschwerde eingereicht. Das Landgericht München I wird an diesem Donnerstagvormittag entscheiden.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Was wollen Sie auf der Jahreshauptversammlung genau erreichen?
Ich will den Antrag vorstellen und eine Abstimmung ermöglichen. Wenn der Antrag zugelassen wird, reicht eine einfache Mehrheit, um gegen eine Fortsetzung des Sponsorendeals über 2023 hinaus zu stimmen. Für die FC Bayern München AG, die den Vertrag mit Qatar Airways geschlossen hat, wäre das zwar rechtlich nicht unmittelbar und bindend, der FC Bayern eV als 75-prozentiger Anteilseigner der AG kann seine rechtlichen Hebel aber nutzen und die AG zum Ende der Geschäfte zwingen – etwa in der AG-Satzung, um neuen Verträgen mit Katar vorzubeugen. Und ich kann mir auch nur schwer vorstellen, dass sich die Klubspitze gegen das Votum des Vereins, also gegen die eigenen Mitglieder stellen wird.

Geld und Spiele: Der FC Bayern reist regelmäßig ins Katar-Trainingslager.
Geld und Spiele: Der FC Bayern reist regelmäßig ins Katar-Trainingslager. © picture alliance/dpa

Wie wollen Sie auf der JHV vorgehen, falls Ihr Antrag endgültig abgelehnt wird?
Zu Katar kann ich mich nur in den Wortmeldungen am Ende der Veranstaltungen äußern, da wird aber oft die Redezeit begrenzt. Das wird schwierig. Ich habe noch zwei weitere Anträge eingereicht, die zugelassen sind. Da geht es allerdings um Satzungsänderungen, da kann ich nicht zehn Minuten über Katar sprechen. Ganz ohne Satz über Katar wird es aber sicher nicht gehen.

Experten: Ohne öffentlichen Druck verbessert sich in Katar nichts

Bayern-Präsident Herbert Hainer sagt, dass er sich einem kritischen Austausch "mit Fakten und sachlichen Argumenten nicht verschließen" werde. Was sind konkret Ihre Kritikpunkte an der Partnerschaft mit Katar?
Alle Experten sagen, dass sich ohne öffentlichen Druck nichts verbessert in Katar. Es muss Aufmerksamkeit für die Probleme vor Ort geschaffen werden, etwa für die Einhaltung der Menschenrechte. Das Sponsoring des FC Bayern mit Qatar Airways lenkt aber nur von den Problemen ab, Katar profitiert von dem positiven Image des Klubs. Die Trainingslager in Katar würden eigentlich dazu dienen, auf öffentlicher Bühne Kritik zu äußern. Das müsste in Zukunft dann aber auch passieren vonseiten des FC Bayern.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Was erwarten Sie vom DFB mit Blick auf die WM 2022 in Katar?
Man spürt beim DFB nicht die größte Motivation, etwas Kritisches gegen Katar zu sagen. Dabei wäre das die Aufgabe, wenn man dort an einer Weltmeisterschaft teilnimmt.

Denken Sie nun sogar darüber nach, Ihre Mitgliedschaft beim FC Bayern zu kündigen?
Austreten werde ich nicht, aber der ganze Umgang mit meinem Antrag war erschreckend. Die Aussage, dass man keine Zeit gehabt hätte, den Antrag zu bearbeiten, war so unglaubwürdig und respektlos, dass es mich schon verletzt hat. Trotzdem will ich das Feld nicht kampflos überlassen, sondern ein unbequemes Korrektiv im Umfeld des FC Bayern bleiben. Das kann ja nicht schaden.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
11 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Lupinglui am 25.11.2021 20:52 Uhr / Bewertung:

    Ott hat nichts aber auch gar nichts verstanden, sollte schleunigst noch mal in Geschichtslehre nen Crashkurs belegen.

    Was macht man mit jemanden der nicht so ist wie man sich das vorstellt? Isolieren?

  • Green Point am 25.11.2021 13:57 Uhr / Bewertung:

    Glaubt wirklich jemand daran das wenn sich Bayern von Katar abwendet, das danach alles besser wird.
    Traeumt weiter.

  • KUMMUC am 25.11.2021 12:34 Uhr / Bewertung:

    Ein Wichtigtuer, Querulant und Jemand der wohl Aufmerksamkeit für seine Kanzlei braucht. Den brauchen wir nicht im FC Bayern.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.