Karneval im Juli - und der FC Bayern mittendrin

Lukas Podolskis Rückkehr zum 1. FC Köln versetzt die im Feiern geübten Kölner in einen Freudentaumel. Wenn der FC Bayern am Freitagabend antritt, erklingt sogar eine Hymne für den Star: „Geißbock auf der Brust“.
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Der Prinz ist wieder da: Lukas Podolski
dpa Der Prinz ist wieder da: Lukas Podolski

KÖLN - Lukas Podolskis Rückkehr zum 1. FC Köln versetzt die im Feiern geübten Kölner in einen Freudentaumel. Wenn der FC Bayern am Freitagabend antritt, erklingt sogar eine Hymne für den Star: „Geißbock auf der Brust“.

Eine Hymne, das auch noch. Am Denkmal hämmert bestimmt schon jemand rum, und die Selig- beziehungsweise Heiligsprechung ist sicher schon höheren Orts beantragt. Wofür das alles? Für einen im polnischen Gliwice geborenen jungen Mann, der mit dem Ball gut umgeht und auf den Namen Podolski hört.

Für ihn hat die Combo „5 vor 12“ zur Melodie von „Football’s coming home“ den Song „Geißbock auf der Brust“ gebastelt. Und der klingt so: „Für den Traum brauchen wir keinen Daum, holen den Jung nach Haus, und dann läuft er raus.“ Die Weltpremiere dieses epochalen Lieds findet am Freitag (20.45 Uhr, RTL live) im Rahmen eines Testkicks der Bundesligisten aus Köln und München statt. Nur noch wenige Karten sind zu haben. Also: Nix wie hin!

Aber das muss man dem Kölner eh nicht mehr sagen. Der ist seit Monaten schon „janz jeck“ vor lauter Poldi. Noch nie hat sich eine Stadt derart mit einem Fußballer beschäftigt, hat die lokale Wirtschaft so kräftig bei der Finanzierung eines Transfers geholfen. Und noch nie war der Druck auf den Helden in spe so gewaltig. In welche Kölner Zeitung man schaut: Poldi-Mania allerorten. „Poldi kütt no hus“, „Hä es widder do!“, „Nur mit Prinzen werden Märchen wahr“ und so weiter. Von „Zeitenwende“ und „Meilenstein“ ist die Rede.

Der „Express“ suchte „die jecksten Poldi-Fans“, begleitete den Heimkehrer ins Ernest-Pohl-Stadion von Zabrze, wo sein polnischer Lieblingsklub Gornik spielt, erzählte Dönekens von seinen Freunden, dem Ex-Profi Matthias Scherz, Zeugwart Volker Hartjens oder Ex-FC-Physiotherapeut Baybora Acemi, beleuchtete die „schale Zeit in München“.

Zum ersten Training Ende Juni kamen 21000 Zuschauer - man musste vom beschaulichen Trainingsgelände im Grüngürtel ins benachbarte Stadion ausweichen. Podolski musste, wie auch später bei den Testspielen, von mehreren Personenschützern eskortiert werden. Ein Hype, wie ihn sonst nur noch die übergalaktischen Geldverbrenner von Real Madrid mit ihren neuen Megaeinkäufen Cristiano Ronaldo oder Kaka hinbekommen. Beim FC Bayern äußerte sich das Willkommens-Hallo für die Neuen mit ein paar müden „Hey, Anatoli!“-Rufen für den Ukrainer Timoschtschuk. Nach Ivica Olic oder dem 35-Millionen-Euro-Stürmer Mario Gomez krähte (beinahe) kein Hahn.

Und was sagt Podolski zu dem Wahnsinn um seine Person? „Die Leute in Köln sind ein bisschen verrückt, aber positiv. Alle freuen sich auf den FC. Warum sollte man den Leuten ihre Freude nehmen? Ich gehe positiv damit um. Das gehört zu meinem Beruf dazu.“

So wie der PR-Termin beim Chefsponsor. Kaum war Podolski am Donnerstag vom Trainingslager in Velden am Wörthersee aus dem Flugzeug gestiegen, ging’s schon auf die A4 Richtung Hürth-Efferen, Ausfahrt Köln Klettenberg. Zwischen der Autowerkstatt Stenzel & Kurschatke und dem Sport- und Fashion-Shop Station-Leder gab Podolski in einem Supermarkt des Hauptsponsors eine Pressekonferenz - ein bizarres Bild: Der Nationalspieler zwischen Schweinrückensteak (5,97 Euro/Kilo) und Nektarinen gelbfleischig (0,88 Euro/Kilo).

Circa zehn Millionen Euro hat der 1. FC Köln für die Heimholung des verlorenen Sohnes berappt – ein Entgegenkommen des Bauchmenschen Uli Hoeneß, dem Podolski sehr dankbar ist. „Die Ablösesumme ist zum Großteil refinanziert“, sagt Kölns Manager Michael Meier. Die Partie gegen den FC Bayern ist Teil dieses Deals. Poldis Mätzchen-Spezl Ribéry ist wohl nicht dabei, dafür aber Poldis neues Schuhwerk: silberweiße Kickstiefel namens „Podolski 10“. Sohn Louis ist namentlich darauf verewigt und das Kölner Stadtwappen. Mehr geht nicht. Es langt dann auch.

Thomas Becker

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