Kapitänsbinde = Stammplatz

MÜNCHEN - Bayern-Trainer Louis van Gaal bestätigt Mark van Bommel als Spielführer – zumindest für die Testspiele. Der Holländer will das auch gerne bleiben, seine Konkurrenten heißen Miroslav Klose und vor allem Philipp Lahm, der schon vor Beginn der letzten Saison bereit war
Der Mann ist nicht zu überhören. Wenn man als Besucher eines Trainingsspiels der Bayern an der Säbener Straße einmal kurz die Augen schließt, hört man drei Stimmen besonders heraus. Harte, knackige Kommandos zischen über den Platz. Oder auch mal ein zustimmendes, nettes Lob. Die Hitliste der Bayern-Schreihälse: An der Spitze natürlich der Trainer, Louis van Gaal. Er darf, er muss – er ist der Chef. Auf Rang zwei Mark van Bommel, auf drei Michael Rensing.
Klar die Torhüter, sie müssen auch von hinten korrigieren und motivieren. Doch die Stimme der Mannschaft ist van Bommel. Das ist sein Naturell. Der 32-Jährige kann nicht ruhig. Beinahe jeden Zweikampf kommentiert der Holländer, weist auf Fehler hin, lobt, kritisiert. Und kämpft. Er will dem neuen Coach zeigen: Ich bin dein Mann, dein Kapitän.
Van Gaal aber lässt dies offen. Die Kapitänsfrage hat er hinten angestellt, er will erst einmal beobachten, wie die Gruppe zusammenpasst, wer mit wem kann, wer ein Kommunikator ist. Und welcher Spieler seiner Maxime von einem ganzheitlichen Prinzip im Sinne der Mannschaftsführung am nächsten kommt.
Nun aber hat der Coach eine (Vor-) Entscheidung getroffen. „In den Freundschaftsspielen wird zunächst Mark van Bommel die Mannschaft aufs Feld führen“, sagte van Gaal und erklärte: „So war es bei Jürgen Klinsmann, und so war es bei Jupp Heynckes. Wer bin ich, dass ich das nach ein paar Tagen schon ändere?“
Somit soll van Bommel die Bayern-Profis beim ersten Test der Saison in Salzburg gegen die Red Bulls (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet) aufs Feld führen, auch am Samstag beim „Traumspiel 2009“ gegen den Fanklub „De rodn Waginga“ in Waging. Van Bommel bleibt also vorerst im Amt – eine reine Formalie oder doch ein Fingerzeig für die neue Saison und damit auch für die Mannschaftsaufstellung?
Denn – anders als bei Klinsmann – hat van Gaal ganz klare Prinzipien: „Mein Kapitän spielt immer! Also muss ich einen Spieler wählen, der sehr wichtig ist auf dem Platz. Er muss ein Leader sein und seine Mitspieler coachen können. Das können nicht viele.“ Van Bommel bewirbt sich: „Ich war letzte Saison sehr stolz, Kapitän geworden zu sein und würde das auch gerne weitermachen. Aber wenn ich es nicht bleibe, ist es auch nicht schlimm. Wichtig ist, dass die Mannschaft gut funktioniert.“
Am liebsten mit ihm. Und das an der Seite von Anatolij Timoschtschuk, dem Neuzugang von Zenit St Petersburg. In den Trainingsspielen standen beide meist in einer Elf. „Es gibt viele Lösungen im Mittelfeld“, sagte van Bommel. Aber nur eine in der Kapitänsfrage. „Bei van Bommel weiß ich, dass er das kann. Mit ihm habe ich ja schon in der holländischen Nationalelf zusammengearbeitet“, sagte van Gaal. Doch kann er dem 32-Jährigen eine Stammplatzgarantie via Binde geben?
Die weiteren Kandidaten: Stürmer Miroslav Klose (31), der als Ballack-Stellvertreter einige Male DFB-Kapitän war. Oder doch Verteidiger Philipp Lahm (25), der vor Beginn der letzten Saison seinen Hut in den Ring geworfen hatte? Van Bommel trägt das Prädikat vorläufig.
Patrick Strasser