Kapitän vor Rückkehr: Darum genießt Neuer beim FC Bayern noch immer eine Sonderstellung

München - Es ist die Frage, die den FC Bayern seit einer gefühlten Ewigkeit beschäftigt: Wann sehen wir Manuel Neuer wieder im Tor des deutschen Rekordmeisters?
Letztmals stand der 37-Jährige beim 2:0-Erfolg gegen den FC Schalke am 12. November vergangenen Jahres zwischen den Bayern-Pfosten. Es folgten eine völlig enttäuschende Weltmeisterschaft und sein verhängnisvoller Skiausflug samt Unterschenkelfraktur. Lange wurde spekuliert, ob und wenn ja, auf welchem Niveau der gebürtige Gelsenkirchener wieder zurückkehren würde.
Manuel Neuer könnte nach der Länderspielpause zurückkehren
Für Neuer selbst war indes immer klar, dass er seinen Platz als Nummer eins bei den Bayern wieder einnehmen wolle. Seit Monaten trainiert er wie besessen für seine Rückkehr, wurde in seiner Reha aber immer wieder zurückgeworfen. Nun scheint sich seine Leidenszeit langsam aber sicher dem Ende zuzuneigen, die harte Arbeit auszuzahlen.
Vor dem Champions-League-Spiel beim FC Kopenhagen am Dienstagabend (2:1) machten erste Gerüchte die Runde, wonach Neuer nach der anstehenden Länderspielpause in der nächsten Partie der Königsklasse bei Galatasaray Istanbul in gut drei Wochen wieder auf dem Platz stehen könnte. Sportdirektor Christoph Freund wollte dies noch nicht bestätigen, gab sich aber zumindest vorsichtig optimistisch.
FC Bayern: Manuel Neuer macht im Training einen guten Eindruck
"Wir werden sehen. Wäre eine schöne Geschichte, aber ich würde es nicht ausschließen", meinte der Österreicher bei "Prime Video": "Wenn es jetzt so weitergeht die nächsten zehn Tage, dann hoffen wir, dass wir ihn bald wieder auf dem Platz sehen."
Am Donnerstag vergangener Woche hat Neuer erstmals wieder Teile des Mannschaftstrainings absolviert und dabei offenkundig einen guten Eindruck hinterlassen. "Ich war sehr beeindruckt von den letzten paar Trainingseinheiten, von seiner Aura und Ausstrahlung und Qualität", schwärmte Trainer Thomas Tuchel von seinem Kapitän.
Während sich die Mannschaft die drei Punkte in Kopenhagen erarbeitete, arbeitet Neuer weiter an seinem Comeback. Nachmittags landete das Team wieder in München. Parallel trainierte der Kapitän zusammen mit der U23 an der Säbener Straße und machte einen ordentlichen Eindruck bei Paraden im Zentrum sowie von der Seite. Auch Jérôme Boateng war wieder dabei.
Manuel Neuer vor Rückkehr, doch Thomas Tuchel will nichts überstürzen
Klar ist aber auch: Die Bayern wollen bei Neuer bloß nichts überstürzen! Der 37-Jährige wollte ursprünglich bis zum Beginn der Sommervorbereitung wieder fit sein. Dann verzögerte sich seine vermeintliche Rückkehr bis nach der Asienreise, doch auch daraus wurde nichts. Aufgrund der ständigen Rückschläge in der Reha will sich beim deutschen Rekordmeister niemand zu einer voreiligen Prognose hinreißen lassen.
"Ich will ihm keinen Rucksack aufsetzen und Vorhersagen treffen, die ich wieder zurücknehmen muss", betonte Tuchel und deutete an, dass Neuer beim Zeitpunkt für seine Rückkehr ein großes Mitspracherecht habe. "Der Manu entscheidet es selber. Wenn er will und auch kann, aber wollen tut er sowieso", so der Bayern-Coach über den Bayern-Kapitän.
Dem FC Bayern fehlt ein Organisator für die Hintermannschaft
Unabhängig von seinen Torwart-spezifischen Qualitäten würde Neuer den Bayern auch mit seiner Ausstrahlung weiterhelfen. In der bisherigen Saison wirkten die Münchner defensiv immer wieder anfällig, auch die Innenverteidigung leistet sich immer wieder Stellungsfehler. Aktuell fehlt ein Organisator in der Abwehr, der die Hintermannschaft mit klaren Anweisungen anführt.
Neuer-Vertreter Sven Ulreich macht einen soliden Job und rettete den Münchnern in Kopenhagen in letzter Sekunde mit einer Weltklasse-Parade den Sieg – in Sachen Charisma kann er den mehrfachen Welttorhüter allerdings nicht eins-zu-eins ersetzen.

Sammer: Darum hat Neuer beim FC Bayern eine Ausnahmestellung
Amazon-Experte Matthias Sammer, der zwischen 2012 und 2016 bei den Bayern mit Neuer zusammenarbeitete und größte Stücke auf den 37-Jährigen hält, hob dessen Ausnahmestellung am Dienstagabend einmal mehr hervor. "Manuel ist ein Vollprofi. Er wäre für Bayern ein wesentliches Element." Und weiter: "Mit seiner Klasse und Führungsstärke würde er der Mannschaft etwas geben, was ich aktuell noch vermisse."