Kapitän auf Abruf: „Es kann schnell gehen“
Mark van Bommel steht bei Bayern vor dem Aus. Auch der Trainer spricht sich nicht mehr für ihn aus
STUTTGART Der Mann strahlte, war bester Stimmung. Mark van Bommel blieb sofort stehen, als er aus der Kabine kam, begrüßte die Reporter und stemmte die Hände in die Hüften. „Wieso nicht?", antwortete er auf die Frage, warum er denn so gute Laune habe. „Ich habe immer gute Laune, wenn wir gewonnen haben." Der Haken daran: Das 5:3 der Bayern in Stuttgart könnte das letzte Bundesligaspiel van Bommels für den FC Bayern gewesen sein. Er ist Kapitän auf Abruf.
Er wolle noch Meister werden, sagte van Bommel. Man konnte ihm das abnehmen, so wie seine Augen funkelten. Als dann die Sprache auf seine Situation kam, auf den möglichen Abschied zur Winterpause, spätestens bei Vertragsende im Sommer 2011, versuchte der 33-Jährige, sein Lächeln aufrecht zu erhalten. Es gelang ihm so leidlich. „Der Verein entscheidet", sagte er. Es habe ein Gespräch gegeben, es sei noch nichts entschieden. Eine Verlängerung über den 30. Juni hinaus ist ihm wohl nicht angeboten worden, dafür hat sich der VfL Wolfsburg gemeldet. Dort gibt es gutes Geld und das dem Vernehmen nach sogar bis 2013. Aber es ist eben Wolfsburg.
Es ist nicht nur eine Frage des Geldes, auch eine des Stolzes. Er sagt: „Ich bin Kapitän des FC Bayern, und das sehr gerne, es wäre schon kurios, wenn der Kapitän des FC Bayern in der Winterpause geht." Kurios, sicher. Aber auch unvermeidlich? Die Bosse sollen sich mit Luiz Gustavo von Hoffenheim einig sein, der Brasilianer ist zehn Jahre jünger als van Bommel – ein Baustein für die Zukunft. Spätestens ab Sommer, womöglich schon ab Januar. Für van Bommel wäre es ein emotionaler Tiefschlag. Er versucht, das zu verbergen, man hört es dennoch aus jedem Satz. „Im Fußball ist alles möglich. Es kann sehr schnell gehen“, sagt er.
Nachfrage: Aber Sie sind doch mit dem Herzen dabei, würden Sie nicht gerne bleiben? Van Bommel überlegt sehr lange, er grinst. Eine Spur Ehrlichkeit blitzt durch: „Ich weiß es nicht." Weitere Nachfrage: Was haben die Bayern in den Gesprächen angeboten? Die nächste Antwort kam schnell und überehrlich, in einem Wort: „Nichts." Er wolle sich nicht an Spekulationen beteiligen, noch habe sich niemand gemeldet. Er mache sich aber „keine Sorgen". Im Januar muss er wohl umziehen, mit Frau und Kindern. Er ist Profi. Den FC Barcelona verließ er, nachdem man ihm sagte, dass man nicht mehr mit ihm plane. Ende August 2006 war das, kurz vor Ende der Transferfrist.
Selbst Louis van Gaal, sein Trainer und Landsmann, sein Protegé im Double-Jahr ist auf Distanz gegangen. „Es spielen immer viele Faktoren eine Rolle", sagte der Coach in „Sky". Van Gaal weiter: „Der Spieler selbst muss entscheiden – und der Vorstand. Ich bin nur ein Trainer." Aber einer, der sich für den Verbleib seines Kapitäns stark machen könnte bei den Bossen? „Wir müssen das abwarten“, sagte er nur. Es riecht nach Trennung. Am Mittwoch im Pokal, erneut in Stuttgart, könnte Mark van Bommel sein Abschiedsspiel für den FC Bayern bestreiten.
Patrick Strasser