Kane wird beim FC Bayern zum Anführer – und ordnet die Hierarchie in der Kabine neu

München - Harry Kane in bayerischer Tracht – ja mei, das hätten die Fans wirklich nur zu gerne gesehen. Aber beim zweitwichtigsten Termin im Saisonkalender des FC Bayern – nach der Meister-, Double-, oder Triple-Feier auf dem Marienplatz versteht sich – fehlte der neue Superstar am Dienstag.
Das alljährliche Foto-Shooting bei Biersponsor Paulaner musste ohne Kane stattfinden, denn der 30-Jährige war definitiv mit anderen Dingen beschäftigt: Gattin Katie hatte am Sonntag zuvor in einer Londoner Klinik Kind Nummer vier und Sohn Nummer zwei, Henry Edward, zur Welt gebracht. Da wollte der Stürmer natürlich mit dabei sein.

"Niemand muss sich sorgen": Harry Kane wird das "Mia san mia" beim FC Bayern schnell verinnerlichen
Für eine schnelle Eingewöhnung und vor allem, um das berühmte "Mia san mia" zu verinnerlichen, braucht ein Harry Kane allerdings keine Lederhosen und Haferlschuhe. Auf die bayerische Gewinner-Mentalität wird sich der Brite schneller eingestellt haben, als auf den deutschen Rechtsverkehr.
Das ist sich auch Roy Makaay, einer von Kanes Vorgängern beim FC Bayern, ganz sicher, wie er in einer "kicker"-Kolumne schreibt: "Er ist ein überragender Stürmer, niemand muss sich sorgen. Auch die Eingewöhnung sollte schnell gehen."

Tore, Tore, Tore – und Führungsqualitäten: Was der FC Bayern von Harry Kane erwartet
Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft ist Druck gewohnt und zugleich ein geborener Anführer. Genau deshalb waren die Bayern auch bereit, die Rekordsumme von 100 Millionen Euro – plus Boni – in den Nachfolger von Robert Lewandowski zu investieren.
Vom Frontmann der Three Lions werden in erster Linie Tore, Tore, Tore erwartet. Gerne noch garniert mit dem ein oder anderen Assist – so wie beim Bundesliga-Debüt in Bremen, als Kane mit einem Treffer und eben auch einer Vorlage glänzte. Aber mindestens ebenso wichtig für den Rekordmeister: Kane soll auch das Führungsvakuum füllen, das laut Karl-Heinz Rummenigge in der Bayern-Kabine zuletzt entstanden ist.
Karl-Heinz Rummenigge: "Haben einige Indianer, die geglaubt haben, dass sie Häuptlinge sind"
Beim "Sport Bild"-Award machte der langjährige Vorstandsboss, der nun wieder als Mitglied des Aufsichtsrats und der Transferkommission an die Säbener Straße zurückgekehrt ist, unmissverständlich klar, was sich die Chefetage vom Kane-Deal verspricht: "Wir haben in den letzten zwei Jahren ein bisschen die Hierarchie verloren. Und ich glaube, Harry wird dazu beitragen, dass die Hierarchie schnell zurückkommt. Dass wir dann ein paar wenige Häuptlinge haben. Aber auch einige Indianer, die vorher geglaubt haben, dass sie Häuptlinge sind." Rumms!
Vor allem der zweite Teil von Kalles Ansage lässt aufhorchen. Mit Kapitän Manuel Neuer, sobald dieser wieder zurück auf dem Platz ist, und Ur-Bayer Thomas Müller soll Kane eine Führungsachse bilden, an der sich die Kollegen orientieren können. Pikant: Rummenigge meint damit wohl auch solche Bayern-Stars, die sich bislang eigentlich selbst in einer Leader-Rolle gesehen hatten.
"Da hatte der FC Bayern noch nie ein Problem": Ulreich sieht genug Leader im Team
Nationalspieler wie Joshua Kimmich (28) oder Leon Goretzka (28), die beide aktuell im Fokus der Führungsdebatte beim FC Bayern stehen. Auch Leroy Sané und Serge Gnabry dürfen – wenn es nach Rummenigge und Co. geht – gerne mehr Verantwortung übernehmen.
Neuer-Vertreter Sven Ulreich sieht dagegen kein Leader-Problem innerhalb des Teams, widersprach am Mittwoch bei einem Termin bei Sponsor Audi sogar indirekt Boss Rummenigge: "Es ist immer wichtig, dass es in der Mannschaft eine breite Hierarchie gibt. Wir haben hier viele mündige und lautstarke Spieler – da hatte der FC Bayern ja noch nie ein Problem."