Erst Gaga, dann Hurra: Hoeneß' Wandel im Kane-Poker

München - Ein Jahr nach dem Abgang von Robert Lewandowski zum FC Barcelona will der FC Bayern wieder einen klassischen Mittelstürmer verpflichten. Dabei handelt es sich um niemand Geringeren als Harry Kane. Der Engländer ist das auserkorene Transferziel Nummer ein. Ausgerechnet Uli Hoeneß gilt als treibende Kraft im Kane-Poker – dabei hielt er einen möglichen Wechsel des 29-Jährigen nach München im März noch für "völlig gaga".

Kane ist sich mit Bayern einig – Tottenham blockt
Gespräche mit Kanes Management und dessen Familie hat es bereits gegeben. Der 29-Jährige hat sich darüber hinaus bereits mit dem Rekordmeister geeinigt und will bei einem Wechsel ins Ausland ausschließlich zum FC Bayern wechseln.
Der FC Bayern steht mit seinem neuen siebenköpfigen Transfergespann rund um Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge bereits in intensiven Verhandlungen mit Tottenham Hotspur. Vor allem Hoeneß soll laut der "Sport Bild" die treibende Kraft im Transferpoker sein. Wie das Sportmagazin berichtet, gilt die Verpflichtung des Top-Stürmers als Gemeinschaftsprojekt von Thomas Tuchel und Uli Hoeneß.

Daniel Levy – Präsident der Nord-Londoner – stellt sich bislang aber vehement gegen einen Wechsel seines Top-Stürmers. Sowohl Bayerns erstes Angebot über 70 Millionen Euro als auch die verbesserte Offerte in Höhe von 80 Millionen Euro plus Bonuszahlungen wurden von Levy abgelehnt und mit der Message an die Isar geschickt: "Das reicht noch lange nicht!".
Dass sich die Bayern tatsächlich auf Kane als Königslösung festgelegt haben, kam durchaus überraschend. Gerüchte um eine Verpflichtung gab es zwar schon häufiger, wirklich konkret wurde es allerdings nie. Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft wolle lieber auf der Insel bleiben, hieß es stets. Außerdem schien es unwahrscheinlich, dass die Münchner für einen Spieler im fortgeschrittenen Alter eine derart hohe Ablöse auf den Tisch legen.
Im März hielt Uli Hoeneß eine Kane-Verpflichtung noch für "völlig gaga"
Auch Uli Hoeneß machte daraus keinen Hehl. Im März war der Ehrenpräsident des FC Bayern auf der AZ-Veranstaltung "Das Rote Sofa" zu Gast und wurde dabei auch nach einem Transfer von Kane befragt. Für Hoeneß war eine Verpflichtung des Engländers zu diesem Zeitpunkt überhaupt kein Thema, wie er unmissverständlich klarmachte.
"Ich halte den Transfer für völlig gaga. Das ist ein super Spieler, keine Frage, aber das sind Beträge, die ich als Präsident nie bezahlen würde", stellte der langjährige Bayern-Macher klar und wischte einen Transfer des Weltklasse-Torjägers damit vom Tisch. Hoeneß weiter: "Manchester City wollte letztes Jahr noch 160 Millionen für den bezahlen. Ich glaube nicht, dass er jetzt viel billiger wäre."
Etwa vier Monate später hat sich an der Säbener Straße viel getan: Julian Nagelsmann musste als Trainer des FC Bayern den Hut nehmen. Die sportlichen Verantwortlichen Hasan Salihamdzic und Oliver Kahn wurden nur wenige Minuten nach Saisonende geschasst und auch sportlich blickt man auf keine zufriedenstellende Saison zurück. Viertelfinal-Aus in beiden Pokalwettbewerben und eine Meisterschaft, die man nur gewinnen konnte, weil Borussia Dortmund im letzten Spiel der Saison folgenschwer gegen den FSV Mainz 05 patzte.
Mit einem neuen Top-Stürmer zurück zu altem Glanz
Bayerns Identifikationsfigur Nummer eins will seinen Herzensverein wieder "zurück an die Weltspitze" führen. Dafür geht der 71-Jährige mit seinem Transfergespann in die Vollen und schreckt für dieses Vorhaben auch nicht vor einem neuen Rekordtransfer ab. Mit einer Ablöse von kolportierten 100 Millionen Euro würde Harry Kane zum mit Abstand teuersten Neuzugang der Vereinsgeschichte werden.
Tottenham will Kane umstimmen
Klar ist: Die von Hoeneß damals als "gaga" bezeichnete Summe von 160 Millionen Euro müsste man in diesem Sommer wohl nicht auf den Tisch legen, billig wäre eine Verpflichtung dennoch nicht. Tottenham ist weiterhin nicht gewillt, Kane abzugeben. Deren Klubboss Daniel Levy hat die Hoffnung einen Verbleib seines Superstars demnach noch nicht aufgegeben haben und würde am liebsten verlängern. Wie "The Athletic" berichtet, planen die Spurs, dem 29-Jährigen ein neues Vertragsangebot vorzulegen – mit einer deutlichen Gehaltserhöhung. Demnach solle Kane bei einer Unterschrift fortan 470.000 Euro die Woche verdienen. Hochgerechnet aufs Jahr wären das 25 Millionen.
Es bleibt also spannend in der Personalie Harry Kane. Entscheidet sich der Kapitän der englischen Nationalmannschaft doch noch um und verlängert bei seinem bisherigen Arbeitgeber? Laut der englischen Zeitschrift "The Telegraph" wohl nicht. Demnach sei es unwahrscheinlich, dass Kane das Spurs-Angebot annimmt. Schließlich wolle Kane Titel gewinnen und rechnet sich dabei deutlich höhere Chancen beim FC Bayern aus.