Kampf um Harry Kane: Wie zwei Wochen für den FC Bayern (fast) alles geändert haben

München/London - Für vergangenen Freitag (28. Juli) wäre eigentlich ein entscheidendes Treffen zwischen dem FC Bayern und Tottenham angesetzt gewesen. Thema, natürlich: Ein Transfer von Harry Kane nach München.
Bayern-Boss Jan-Christian Dreesen und Kaderplaner Marco Neppe mussten allerdings ihren für 10 Uhr geplanten Flug nach London annullieren. Tottenham-CEO Daniel Levy verschob das Meeting kurzerhand auf Anfang dieser Woche.
Vielversprechendes Treffen in London: FC Bayern optimistisch für kommende Verhandlungen
Dennoch ist der deutsche Rekordmeister seit dem letzten Treffen vor zwei Wochen weit gekommen. Am 13. Juli berichtete Transfer-Experte Fabrizio Romano von einem "sehr wichtigen Kontakt" zwischen Tottenham und Bayern bezüglich Harry Kane.
In diesem soll Tottenham verdeutlicht worden sein, obwohl sie das erste Angebot über 70 Millionen Euro plus Boni ablehnten, dass der FC Bayern weiter versuchen werde, Kane zu verpflichten. Man habe bei diesem Treffen herausfinden wollen, zu welchen Konditionen Levy wirklich bereit sei, seinen Topstürmer zu verkaufen. Mit einem guten Gefühl sollen die Bayern-Bosse anschließend zurück nach München gereist sein.
Im darauf folgenden Trainingslager am Tegernsee hielt sich Bayern-Trainer Thomas Tuchel noch bedeckt, was einen Transfer angeht: "Ich habe eine sehr langweilige Antwort: Ich werde nicht über Spieler sprechen, die nicht bei uns sind. Es ist bekannt, dass wir einen Neuner suchen. Wenn wir jemanden finden, der zu uns passt, werden wir alles versuchen. Wenn nicht, sind wir zufrieden mit unserem Kader."
"Dann wird Tottenham einknicken müssen": Uli Hoeneß beschleunigt die Verhandlungen selbst
Nur wenig später folgte der große Auftritt des Uli Hoeneß. Am Rande der ersten öffentlichen Trainingseinheit am 15. Juli schaute er am Tegernsee vorbei. Das Training der Stars überschattete er mit Leichtigkeit: "Bis jetzt ist es so, dass Harry in allen Gesprächen ganz klar signalisiert hat, dass seine Entscheidung steht. Und wenn die bleibt, dann kriegen wir ihn. Dann wird Tottenham einknicken müssen."
Auf AZ-Nachfrage fuhr Bayerns Ehrenpräsident fort: "Er (Kane, d. Red.) möchte international spielen. Tottenham ist da nicht tätig in der kommenden Saison – im Gegensatz zu unserem Klub. Er hat jetzt nochmal die Möglichkeit, zu einem Topklub in Europa zu kommen."
Dennoch hatte Hoeneß auch Lob für Tottenham übrig: "Levy ist ja clever. Wir müssen ihn erstmal so weit bringen, dass er einen Preis nennt. Er spielt auf Zeit, ist ein super Profi. Ich schätze ihn sehr. Aber auf der anderen Seite sind auch keine Leute, die das seit gestern machen."
Ein großer Schritt für den FC Bayern: Harry Kane wird bei Tottenham nicht verlängern
Damit waren die Verhandlungen auf dem vorläufigen Höhepunkt angekommen. Wenig überraschend kamen Hoeneß' Aussagen in England eher weniger gut an. Aber sie zeigten Wirkung. Sie zeigten, dass der FC Bayern Kane unbedingt will – und zwar wirklich unbedingt. Nur fünf Tage später vermeldeten englische Medien, dass Kane seinen auslaufenden Vertrag bei Tottenham nicht verlängern werde und bereit sei, nach München zu kommen.
Für den FC Bayern war es vielleicht der maßgebliche Schritt im Poker, da Verhandlungspartner Levy dadurch sein größtes Druckmittel verlor und nun gezwungen war, sich Bayerns Angebote ernsthaft anzuhören. Ein ablösefreier Abgang im kommenden Sommer wäre für Tottenhams CEO denkbar schlecht. Ein ablösefreier Wechsel innerhalb der Premier League sogar der absolute Worst Case.

Am 22. Juli folgte die nächste vielsagende Aktion der Kane-Seite: Ehefrau Katie Goodland soll laut "Bild" in München gewesen sein und sich nach Häusern in Grünwald sowie internationalen Schulen für die vier, bald fünf, Kinder umgeschaut haben.
Sich von seinem Jugendklub wegzustreiken, kam für Kane nie in Frage. Genau durch diese Aktionen sorgt man jedoch vereinsintern für Druck und signalisiert seine Intentionen. Besonders, wenn besagte Ehefrau im siebten Monat schwanger ist.
Auch Tottenham-Eigentümer Joe Lewis macht Druck: Entweder verlängern oder verkaufen
Den Druck bekam Levy allerdings auch von oberster Stelle. Gute 24 Stunden später schrieb der "Mirror", Tottenhams Eigentümer Joe Lewis habe seinem Vorstandsvorsitzenden die ganz klare Anweisung gegeben, entweder mit Kane in diesem Sommer zu verlängern oder den Stürmer zu verkaufen, um einen ablösefreien Abgang auszuschließen. Mit seiner Entscheidung hat Kane inzwischen jedoch klargemacht, wie es im Poker weitergeht.
Spätestens jetzt bekam Kane ein Preisschild: 100 Millionen Pfund (rund 116 Millionen Euro) wolle Tottenham für seinen Star-Stürmer haben. Um einen Deal festzumachen, traten Bayerns Vorstandsvorsitzender Dreesen und Kaderplaner Neppe die Asien-Reise des Teams nicht mit an.
Die nächste Verhandlungsrunde ist nun für diesen Montag angesetzt. Wie "Sport1" berichtet, wollen alle Seiten eine schnelle Lösung finden. Levy selbst soll sich bereits damit abgefunden haben, seinen Star-Stürmer abgeben zu müssen, sodass man sich nur noch bezüglich der Ablösesumme einigen müsse. Der FC Bayern wolle demnach unter 100 Millionen bleiben. Eine Einigung wird noch in dieser Woche erwartet. Die Saga um Harry Kane und den FC Bayern wird demnach hoffentlich bald ein Happy End für den Rekordmeister haben.