Kalter Krieg mit Holland
MÜNCHEN - Mark van Bommel plagt sich beim Nationalteam mit Knieproblemen. Bayern ruft ihn zurück, der holländische Verband weigert sich jedoch.
Es gibt Termine, da kann man nicht „nein“ sagen, da stellt der FC Bayern seine kostbaren Kicker gerne zur Verfügung. Insofern darf Mark van Bommel am 6. November nach dem Spiel in Gladbach bestimmt zum Sportpresseball. Geehrt wird der „Sportler mit Herz“, van Bommel ist nominiert. Anders ist die Stimmung, wenn Hollands Fußballverband KNVB um die Anwesenheit van Bommels und seines Landsmanns Arjen Robben bittet. Da sieht man beim FC Bayern seit dem Desaster um die Robben-Verletzung bei der WM rot statt oranje. Neuester Ausdruck des Misstrauens: eine Rückrufaktion in Sachen van Bommel.
Im Qualifikationsspiel gegen Moldau war er am Freitag aufs Knie gestürzt: „Ich habe schon einige Wochen Knieprobleme, seit dem Bremen-Spiel. Durch den vollen Terminkalender hatte ich keine Zeit, das auszukurieren. Das Knie ist ein bisschen dick. Aber wir haben das im Griff.
Beim FC Bayern sah man das anders, und so ging dienstags diese Meldung raus: „Der Vorstand hat nach Rücksprache mit Klub-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt den CEO (Geschäftsführer, d. Red.) des KNVB, Dr. Bert van Oostveen, aufgefordert, unseren Spieler Mark van Bommel unverzüglich nach München zurück zu schicken, um sich hier zur Diagnostik und in ärztliche Behandlung bei Dr. Müller-Wohlfahrt zu begeben.“ Der Vermerk „Eilt!“ wird nicht gefehlt haben, denn am Abend empfing Tabellenführer Holland in Amsterdam den Tabellenzweiten Schweden (bei Redaktionsschluss nicht begonnen). Die Antwort des KNVB: „Van Bommel ist fit. Es gibt keine medizinischen Hindernisse, und deshalb bleibt er bei uns.
Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge reagierte verärgert. „Eine unsympathische Angelegenheit, von Anfang an Anfang auf keinem guten Niveau“, sagte er zur AZ. „Wir haben nur per Zufall von Marks Verletzung erfahren. Der Verband hält es nicht für nötig, uns mitzuteilen, dass ein Spieler Probleme hat.“ Die Entscheidung des KNVB sei zu akzeptieren, da durch die Fifa-Statuten gedeckt. „Wir sind dann nicht ohnmächtig, wenn Mark gegen Hannover wegen dieser Verletzung nicht spielen kann“, so Rummenigge, „dann ist der Verband in Haftung.“ Wie bei Robben: „Dass hier noch eine gütliche, faire Einigung erzielt wird, da bin ich wenig hoffnungsvoll. Eine Antwort des Verbands ist überfällig. Wenn bis Monatsende nichts passiert, klagen wir.
Einen weiteren Verletzten nach Robben, Ribéry und womöglich Schweinsteiger kann Bayern nicht gebrauchen: „Das wäre eine Katastrophe“, so Rummenigge, „wir haben schon genug Ausfälle und zwei Wochen vor uns, die man getrost als wegweisend bezeichnen kann.“ Van Bommel selbst macht der Bayern-Boss keinen Vorwurf: „Schwierig für ihn: Er ist Kapitän hier und da, sein Schwiegervater ist Nationaltrainer. Mark hat sich rausgehalten. Das ist klug.“ Rummenigges Kritik richtet sich gegen Verbandsboss van Oostveen: „Wir hatten früher einen sehr guten Kontakt zum Verband. Seit van Oostveen da ist, ist die Atmosphäre deutlich kühler.“ Was wohl bald vor Gericht spürbar wird.
Thomas Becker