Kalle, der Aussteiger: Wie Rummenigge seine Zukunft plant
München - Endlich raus aus dem Hamsterrad und dann einfach loslassen – an diesem selbstgesteckten Vorhaben ist schon so manche prägende Persönlichkeit des Fußball-Business nach dem offiziellen Karriere-Ende krachend gescheitert.
Beispiel gefällig? Vor etwas über einem Jahr beendete Uli Hoeneß auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern seine bewegende Abschiedsrede mit den berühmten Worten: "Ich habe fertig!" Naja, heute weiß man es besser...
Bei seinem langjährigen Kompagnon in der Chef-Etage der Münchner, Karl-Heinz Rummenigge, steht der Wechsel ins Rentendasein nun Ende nächsten Jahres an, dann will - und wird (!) - der Vorstandsvorsitzende des Rekordmeisters die Geschäfte an seinen designierten Nachfolger Oliver Kahn übergeben.
Daran kann selbst die Corona-Krise nichts ändern. "Es gibt kein anderes Szenarium, das ich im Hinterkopf habe, übrigens auch nicht, um meine Tätigkeit vorher zu beenden", sagt Rummenigge.
Keine konkreten Renten-Pläne
Bleibt also die Frage nach dem berühmten "und dann?". Konkrete Renten-Pläne will der Bayern-Boss, der am kommenden Freitag seinen 65. Geburtstag feiert, noch nicht nennen, außer "in gewisser Regelmäßigkeit Spiele anschauen" – seines FC Bayern versteht sich.
Und sonst? Nichts! Eine Anschluss-Aufgabe an der Säbener Straße ("Ich habe nicht vor, irgendeinem Gremium anzugehören") schließt Aussteiger Rummenigge ebenso kategorisch aus, wie ein Amt beim Deutschen Fußballbund (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL): "Ich habe immer gewusst, was ich kann und was ich nicht kann. Ich bin völlig ungeeignet für ein Amt in einem Verband. Ich brauche das Spiel, weil das immer der Mittelpunkt meines Schaffens war", betont der einstige Weltklasse-Stürmer mit Blick auf die Zukunft.
Kein Attacke-Auftritt zu erwarten
Während also Ehrenpräsident Hoeneß nach wie vor als stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats einen wichtigen Posten an der Säbener Straße innehat und sich auch sonst gerne mal öffentlich einmischt, sieht sich Rummenigge in Zukunft eher als eine Art "Elder Statesman" der Münchner. Man könnte sogar sagen: als eine Art Anti-Hoeneß.
Die Meinung des Mannes, der den Wandel des FC Bayern vom deutschen Rekordmeister hin zu einer global operierenden Fußball-Weltmarke maßgeblich beeinflusst hat, wird an der Säbener Straße sicher auch in den nächsten Jahren noch gefragt sein. Dann aber wohl ausschließlich intern.
Dass Rummenigge einen potenziellen Wunschtransfer seines Herzensvereins zu sich nach Hause einlädt, um ihn dort mit reichlich Nestwärme von den Vorzügen einen Engagements beim FC Bayern zu überzeugen (siehe Hoeneß/Sané) ist zukünftig genauso unwahrscheinlich, wie ein Attacke-Auftritt im "Sport1-Doppelpass" um dort Spielerberater als "geldgierige Piranhas" öffentlich abzuwatschen.
Rummenigge spricht nicht gerne über Geld
Das passt einfach nicht zum distinguierten Westfalen, der bis zu seinem Rücktritt als Vorsitzender der Europäischen Klubvereinigung (ECA) jahrelang mit den Agnellis (Juve), Peréz’ (Real Mardid) oder Bartomeus (Barca) auf Augenhöhe parlierte.
Und sowieso: Über Geld spricht ein Karl-Heinz Rummenigge generell nicht gern: "Ich bin immer sehr zufriedenstellend bezahlt worden bei Bayern München. Ich mag es aber nicht, über Geld zu sprechen. Ich habe das große Glück, seit meinem 18. Lebensjahr durch den Fußball doch ein privilegiertes Leben führen zu dürfen", erklärt der Bayern-Boss, der mit dann 66 Jahren die große Bühne FC Bayern verlassen wird.
Es ist das perfekte Alter um aufzuhören, denn da fängt das Leben ja bekanntlich erst an.