Kaiser kontra Präsident

Weil Uli Hoeneß die WM in Südafrika mit großer Skepsis betrachtet, zieht er sich den Ärger von Franz Beckenbauer zu. Der wiederum erlaubt sich, erneut an der Sponsorenfront quer zu schießen
von  Abendzeitung
Der Franz zu Gast bei Freunden: Beckenbauer, WM-Organisator 2006, im WM-Stadion von Durban.
Der Franz zu Gast bei Freunden: Beckenbauer, WM-Organisator 2006, im WM-Stadion von Durban. © dpa

Weil Uli Hoeneß die WM in Südafrika mit großer Skepsis betrachtet, zieht er sich den Ärger von Franz Beckenbauer zu. Der wiederum erlaubt sich, erneut an der Sponsorenfront quer zu schießen

STUTTGART Angekündigt wurde er als „Special Guest". Und als solcher in einem neuen E-Klasse-Cabrio – bei dem Wetter! – hereingefahren in die Mercedes-Benz-Welt in Stuttgart. Franz Beckenbauer hatte seinen ganz speziellen Auftritt.

Der Ehrenpräsident des FC Bayern ist ab sofort Mercedes-Benz Marken-Repräsentant, ein Botschafter mit Stern. Im Gegensatz zum Verein. Der FC Bayern steht ja im Zeichen der Ringe, Audi ist offizieller Automobilpartner und 9,09-prozentiger Anteilsnehmer an der AG des Vereins. Beckenbauer schert wieder einmal aus – wie so oft schon in der Vergangenheit. Etwa als die Bayern ihre Partnerschaft mit T-Mobile begannen, nahm O2 den Kaiser unter Vertrag. Frühere Fälle, als Beckenbauer mit Privatsponsoren fremd ging: Etwa im Fall Mitsubishi (Bayern hatte Opel), Yello (Eon) oder E-Plus (Viag Interkom) und Erdinger Weißbier (Bayern hat Paulaner).

Beckenbauer machte sich am Donnerstag lustig darüber. „Ich Freude mich, wieder bei Mercedes-Benz gelandet zu sein. Ich bin ja damals schon in ganz jungen Jahren – ich war 23 Jahre alt und schon dreifacher Familienvater, das war 1968, Mercedes gefahren“, erzählte Beckenbauer und fügte launig hinzu: „Andere Automarken wie Audi hat's damals noch nicht gegeben – wenn ich das mal in diesem Hause erwähnen darf.“ Der 64-Jährige weiter: „Ich brauchte das Auto damals für eine große Familie. Und seitdem bin ich Mercedes-Fahrer – mit einigen Unterbrechungen. Zwischendurch bin ich dann ein bisschen fremd gegangen, hab’ da verschiedene Modelle durchprobiert. Nicht aus Überzeugung, aber als Bayern-Präsident musst du halt linienkonform sein.“ Die Lacher waren auf seiner Seite.

Danach hielt der OK-Chef der WM 2006 in Deutschland einen Appell für das Turnier in Südafrika. Und Beckenbauer war anzumerken, dass ihm die Aussagen von Bayern-Präsident Uli Hoeneß missfallen haben („Ich war nie ein großer Freund von einer WM in Südafrika oder überhaupt in Afrika, solange Sicherheitsaspekte nicht zu 100 Prozent geklärt sind. Ich bin sicher, dass Herr Blatter im stillen Kämmerlein längst begriffen hat, dass die WM-Vergabe an Südafrika eine der größten Fehlentscheidungen war, die er jemals getroffen hat.") Dazu sagte Beckenbauer in Stuttgart: „Ja, der Uli Hoeneß hat wieder was gesagt. Ich glaube eher aus Unkenntnis. Südafrika ist ein unglaubliches Land, ein Traumland. Auch bei uns ist nicht alles zu 100 Prozent sicher. Man muss Afrika die Chance geben, jetzt sind sie so weit. Der Kartenverkauf läuft noch schleppend, aber je näher es hinkommt, so glaube ich, dass wir werden ausverkaufte Stadien haben werden." Später sagte er noch zur AZ: „Die Aussagen vom Uli waren überflüssig. Aber es bringt ja nichts, wir können ja jetzt nichts mehr ändern. Wir können doch vier, fünf Monate vor Beginn der WM das Land Südafrika nicht mehr in Zweifel stellen." Der Kaiser rügt den Präsident.

Auch die Angst vor kriminellen Übergriffen, versuchte Beckenbauer zu zerstreuen. „Wenn ich heute alleine durch Soweto gehe – also das Abenteuer kannst du haben. Ich würde auch nicht nachts alleine in New York durch die South Bronx gehen. Wenn man sich an die Regeln hält, hat man nichts zu befürchten." Patrick Strasser

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.