Kaiser-Feier in der „Bamperlsendung“
MÜNCHEN - Beckenbauers große Gala im „Blickpunkt Sport“. Und das schon vier Tage vor seinem 65. Geburtstag: Lustige Anekdoten, Häme für Lothar Matthäus und gute Vorsätze für das Rentenalter.
Weil es ein harmonischer Abend war, gab es schon vor der Sendung eine Versöhnung. Zwischen dem Kaiser und dem König, dem Gerhard König, dem Sechzger-Spieler, der Franz Beckenbauer 1958 eine schmierte. Das wurde die legendärste Watschn der Stadtgeschichte, weil der kleine Franze vomSC 1906 darum eben doch nicht zum TSV 1860 ging, sondern zu den Bayern.
Jetzt, 52 Jahre später, bekam Beckenbauer von König am Montagabend keine mehr gescheuert, sondern zwei Bayern- Trikots unter die Nase gehalten. „Franz, kannst da zwoamoi unterschreibn, für meine Enkel?“, fragte König. „Logisch“, sagte der Franz, signierte und meinte noch: „Ja, hamms di oiso aa eiglo'n.“ Ja, hatten sie. Bei „Blickpunkt Sport“, von Beckenbauer einst „Bamperlsendung“ genannt, gab es nämlich ein Geburtstags- Special. Beckenbauer wird zwar erst am Samstag 65, aber einen wie ihn kann man ja nicht lange genug schon vorher feiern.
Viele Ehrengäste waren in die Kulissenstadt nach Dachau gekommen, den Drehort der Daily Soap „Dahoam is dahoam“. Dort saßen sie im fiktiven Brunnerwirt von Lansing und palaverten über alte Zeiten, das warwie immer zu solchen Anlässen recht unterhaltsam. Dettmar Cramer, Bayern- Trainer in den Siebzigern, erzählte Anekdoten aus dem Doppelbett, Sportstudio-Moderator Dieter Kürten, wie er den Bald-Jubilar an der Torwand besiegte, dazu gab es historische Bilder von der Kindheit in Giesing und vom glücklicherweise einzigen Kinofilm „Libero“. Frei nach dem Geradenoch-64-Jährigen rein schauspielerisch eher Obergiesing gegen Untergiesing.
Beckenbauer spülte die Präsentation der alten Sünden aus gut gefüllten Krügen am Stammtisch runter und vergaß dabei natürlich auch nicht die Nennung seines Brauerei- Sponsors mit Stammsitz ein paar Kilometer östlich von Dachau-Lansing: „Hmm, des Bier is aber guad.“
Weniger gut waren dann die Ansichten zu Lothar Matthäus, denn über den wurde dann doch noch kaiserliche Häme ausgeschüttet. Dabei hatte der Rekordnationalspieler via Video Beckenbauer noch gehuldigt: „Ohne ihn wären wir 1990 nie Weltmeister geworden, danke Franz“.
Doch zurück in der Wirtschaft lachte Beckenbauer nur und meinte über seinen damaligen Kapitän und dessen private Irrungen: „Er macht halt hin und wieder seine Kapriolen, weil er halt so mitteilsam ist. Ansonsten ist er ein prima Kerl, es ist schade, dass er immer mit seinen privaten Geschichten verglichen wird, das geht meistens nicht gut für ihn aus.“ Worauf vier Plätze weiter links ein unerwartet schlagfertiger Konter von Andi Brehme kam: „Da hat er ja den Franz als Vorbild.“
Doch auch Beckenbauer hat dazu gelernt, so sagte er am Ende noch, er wolle sich künftig mehr um seine kleinen Kinder kümmern, die Erziehung nicht wie bei den ersten Söhnen versäumen. „Da waren die auf einmal so groß wie ich und ich hab gefragt: 'Ja, wo kommt's ihr eigentlich her?' Nein, ich werde meine Aufgaben drastisch reduzieren.“
Darum auch eine klare Absage, ähnlich wie die WM 2006 auch die Winterspiele 2018 ins Land zu holen, nach dem Rücktritt von Willy Bogner. „Naa, einmal reicht, da müssen sich die Olympioniken drum kümmern.“ Und dann, weil er jetzt dann doch langsam auf die 70 zugeht, meinte er noch: „Ich komme jetzt ins Rentenalter, jetzt habe ich das Recht, kürzer zu treten.“ Hat er. Der Weltstar hat ja auch viel erlebt, auf seiner bald 65 Jahre dauernden Reise, von Giesing bis nach Lansing.
Florian Kinast