Kahns Vision: Nie wieder Fußball!

Oliver Kahn will nach seiner Karriere mit dem FC Bayern nichts zu tun haben. »Ich brauche Distanz«, sagt er und: »Ich bin ja nicht auf die Welt gekommen, um auf ewig Fußballer zu sein.«
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Nimmt bald seinen Hut: Oliver Kahn.
dpa Nimmt bald seinen Hut: Oliver Kahn.

Oliver Kahn will nach seiner Karriere mit dem FC Bayern nichts zu tun haben. »Ich brauche Distanz«, sagt er und: »Ich bin ja nicht auf die Welt gekommen, um auf ewig Fußballer zu sein.«

Eine Statistik hat er nicht geführt. Wäre ja noch schöner, wenn Oliver Kahn seine Trainingslager ob nun in der Winter- oder Sommervorbereitung gezählt hätte. Ich weiß es nicht genau, sagte der 38-Jährige gestern in Marbella, es können 40 oder 50 gewesen sein. Keine Ahnung.
Nur eines, das weiß der Kapitän der Bayern ganz sicher: Es wird das letzte Trainingslager als Profi, das letzte aller Zeiten für den Mann, der im November sein 20-jähriges Profi-Jubiläum gefeiert hatte und im Mai definitiv Schluss macht. Aktuell nervt auch noch eine schmerzhafte Halswirbel-Verrenkung, die ihn nicht alle Trainingseinheiten mitmachen ließ. Und so wurde der Torhüter gefragt, ob denn nun Wehmut aufkomme in dieser Woche in Andalusien. »Wehmut?«, fragte Kahn zurück und lachte amüsiert, weil er genau das Gegenteil empfindet: Vorfreude auf das Karriere-Ende.

»Wir können alle drei Titel packen«


Kahn erklärte: »Es gibt doch auch keinen Grund dafür: Ich habe alles erlebt im Fußball, ich habe so viele tolle Erfahrungen gemacht. Irgendwann kommt dann das Gefühl: Jetzt ist genug.« Ein letztes Mal habe er im Trainingslager auf Autopilot geschaltet. Das heißt: Alles ausblenden, nur das Training und die Vorbereitung auf die Rückrunde zählt.
»Wenn alles passt und wir unsere Leistungsgrenze erreichen, ist es nicht unrealistisch, alle drei Titel zu packen«, kündigte er an. DFB-Pokal und Uefa-Cup als Dreingabe zur Meisterschaft, die der FC Bayern relativ souverän gewinnen werde.

Endlich ein Tor zum Abschluss


Den Zusatz relativ konnte er dann noch exakt definieren: »Ich habe in meiner Karriere noch kein Tor erzielt, das ärgert mich. Zum Elfmeter würde ich nicht antreten, aber es wäre doch ein wunderbarer Abschluss, wenn ich im letzten Spiel der Saison gegen Hertha BSC in der 90. Minute das entscheidende Tor schießen würde.«
Ein Abgang mit einer Premiere. Keine Frage, es wäre die Pointe seiner Achterbahn-Karriere. Und ein eleganter Schlussstrich.
Denn schon im Sommer, wenn die Nationalspieler des FC Bayern in Österreich/Schweiz den EM-Titel holen wollen, will Kahn nur noch eines: seine Ruhe. »Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob ich da vorm Fernseher sitzen werde«, sagte er. Die DFB-Elf mit Keeper Jens Lehmann schauen? Wohl eher nicht.

Hoeneß-Nachfolge kein Thema mehr


Kahn will raus. Er will sich verändern. Er will ein neues Leben beginnen. »Ich brauche Distanz. Ich bin ja nicht auf die Welt gekommen, um auf ewig Fußballer, um Torhüter zu sein. Ich möchte mich nicht darauf festlegen lassen, ewig Sportler zu sein«, erzählte er gestern und resümierte: »20 Jahre als Torwart waren anstrengend. Die Frage ist: Brauche ich noch mal 20 Jahre so etwas? Ob ich wirklich wieder etwas mit Fußball zu tun haben werde, dafür gibt es keine Garantie.«
Trainer zu werden wie so viele seiner Kollegen, das hatte er schon immer ausgeschlossen. Und die früher einmal angedachte Variante, eines Tages Nachfolger von Uli Hoeneß als Bayern-Manager zu werden, hat sich mittlerweile auch erledigt. Mit der Verpflichtung von Jürgen Klinsmann ist eine Mitarbeit von Kahn für die nähere Zukunft ohnehin nicht denkbar. »Es gibt so viele interessante Dinge auf der Welt. Ich möchte Abstand gewinnen vom Fußball«, sagte Kahn gestern, vielleicht sogar für immer.
Kaum zu glauben. Der so ehrgeizige und von seiner Passion besessene Kahn macht im Sommer Schluss: mit seiner größten Leidenschaft. ps

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