Kahns Attacke auf die Doppelspitze

Der frühere DFB-Kapitän Oliver Kahn kritisiert Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger: „Flache Hierarchien“ mag er nicht.
von  Patrick Strasser
Der Adrenalin-Anführer: Ex-Bayern-Kapitän Oliver Kahn
Der Adrenalin-Anführer: Ex-Bayern-Kapitän Oliver Kahn © Rauchensteiner / Augenklick

In der Bayern-Kabine waren sie Sitznachbarn: Oliver Kahn und Bastian Schweinsteiger. Immer wieder hat der Oberaudorfer erklärt, wie wichtig der Torwart für ihn gewesen ist. Ein Vorbild an Einsatz, Wille und Mannschaftsführung. Das Immer-weiter-machen als Leitmotiv. Die klaren Worte als reinigende Gewitter – ob es den anderen passt oder nicht.
Doch die Lehrjahre an Kahns Seite haben bei Schweinsteiger offenbar nicht zu dem Effekt geführt, den sich Kahn vorgestellt hat. Schweinsteiger, mittlerweile 27 Jahre alt, ist Bayerns Vizekapitän. Vor ihm: Philipp Lahm, auch 27. Der Profi mit den beiden wichtigsten Ämtern im deutschen Fußball: Bayern-Kapitän, DFB-Kapitän. Doch ohne ganz großen Titel. Die Nationalelf wurde zuletzt 1996 Europameister.
In seiner Eurosport-Kolumne (de.eurosport.yahoo.com) fragt der früherer DFB-Kapitän: „Hängt die Titelflaute nicht vielleicht mit einer Spielergeneration zusammen, deren Stellvertreter Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger vehement leugnen, dass eine Mannschaft heutzutage echte Führungsspieler braucht? Führungsspieler, die den Finger in die Wunde legen, die auch mal unbequeme Wahrheiten aussprechen, denen ihr eigenes Image unwichtiger ist als der Erfolg, die bereit sind Mitspieler anzutreiben und die permanent die maximale Erfolgsbereitschaft einfordern?“
Ein Frontalangriff auf die Doppelspitze von Bayern und der Nationalelf, auf das Duo Lahm/Schweinsteiger, die sich in Abwesenheit des verletzten Capitano Michael Ballack während der WM 2010 in Südafrika etabliert hat. Dank Bundestrainer Joachim Löw, der flache Hierarchien predigt.
„Wenn ich als Spieler diese Eigenschaften nicht verkörpere und oftmals nur Konsens und Anpassung suche, wird schnell klar, warum Begriffe wie flache Hierarchien und das Kollektiv permanent strapaziert werden“, sagt Kahn und nennt seine Idealtypen: Ferdinand, Puyol, Xavi, Terry, Lampard oder Lucio. Kahn: „Sie sind die Leuchttürme, die Vorbilder an denen sich die jungen Spieler aufrichten und entwickeln können und die nicht abtauchen, wenn es mal nicht optimal läuft.“ Er glaubt: „Ohne echte Führungsspieler werden die Bundesliga-Klubs noch lange auf internationale Titel warten müssen.“

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