Kahn: Toni wird mein Nachfolger

„Ciao, Olli, du bist fertig, ich bin der Kapitän!“ - Diese Ansage von Luca Toni nimmt der scheidende Bayern-Keeper gerne auf. Oliver Kahn im AZ-Interview über geile Typen, eine Busfahrt vorbei am Bernabeu-Stadion und über ganz Großes, das in München entstehen kann.
von  Abendzeitung
Der Kapitän und sein Nachfolger? Oliver Kahn und Luca Toni
Der Kapitän und sein Nachfolger? Oliver Kahn und Luca Toni © firo/Augenklick

„Ciao, Olli, du bist fertig, ich bin der Kapitän!“ - Diese Ansage von Luca Toni nimmt der scheidende Bayern-Keeper gerne auf. Oliver Kahn im AZ-Interview über geile Typen, eine Busfahrt vorbei am Bernabeu-Stadion und über ganz Großes, das in München entstehen kann.

AZ: Der Kapitän bekommt die Schale als erster – wer wird in der kommenden Saison Ihr Nachfolger? Luca Toni hatte sich nach dem Spiel in Wolfsburg die Kapitänsbinde Ihres Stellvertreters Willy Sagnol geschnappt und in die TV-Kameras gerufen: „Ciao, Olli, du bist fertig, ich bin der Kapitän!“

OLIVER KAHN: Der Luca ist einfach ein geiler Typ, das kann man nicht anders sagen. Er hat das Zeug dazu, mein Nachfolger zu werden. Das einzige Problem ist die Sprache, da muss er sich verbessern. Aber vom Typ her, wie er auf Leute zugeht, passt es. Er hat die ideale Mischung aus Lockerheit und der nötigen Ernsthaftigkeit. Bei unserer Feier am Sonntag war er einer, der richtig einen drauf gemacht hat. Die Italiener können eben feiern. Das ist für den Verein auch ganz wichtig.

Wie meinen Sie das?

Beim FC Bayern stellt sich nach Titelgewinnen schnell eine gewisse Saturiertheit ein – da muss man aufpassen, da muss sich der Verein Gedanken machen. Spieler wie Toni und Ribéry sind frisch und heiß auf Titel. Aber der FC Bayern muss weiter solche hungrigen Typen verpflichten, gerade wenn man so konstant auf hohem Niveau in Deutschland spielt. Das ist der Weg. Wir waren in dieser Saison mit Abstand die beste Mannschaft, haben nur zwei Mal verloren – das muss man sich mal vorstellen! Das war schon eine wahnsinnige Leistung.

National war die Saison nicht zu toppen, das ist unbestritten. Aber international?

Ach, sind wir doch mal ehrlich: der Uefa-Cup war doch nicht das Highlight für den FC Bayern! Entschuldigung, aber wir sind nach Madrid geflogen und mit dem Bus am legendären Bernabeu vorbeigefahren, um dann in Getafe zu spielen. In Getafe! Für den FC Bayern ist die Champions League der Maßstab, wir haben uns den Uefa-Cup doch nur schön geredet.

Das klingt aber so, als hätte der FC Bayern den Pott dann locker mitnehmen müssen.

Nein, das habe ich nicht gesagt. Die Kritik an unserem Ausscheiden war nicht berechtigt, das war lächerlich. St. Petersburg hat Champions-League-Format. Wir sollten uns diese tolle Saison jetzt nicht vermiesen lassen.

Und nächstes Jahr? Wie weit kommt der FC Bayern im Jahr ein nach Oliver Kahn?

Weiß ich nicht. Eines ist sicher: In diesem Wettbewerb ist es leichter, weil du ganz anders motiviert bist, ganz anders auftrittst. Die Mannschaft ist im Aufbau, hier kann was Großes entstehen.

Mit Trainer Jürgen Klinsmann.

Das Double ist eine heiße Geschichte für ihn, es bleibt abzuwarten, ob die Mannschaft nicht ihre ganze Kraft und Konzentration auf die Champions League legt – das kann aber für die Meisterschaft gefährlich sein. Für Klinsmann wird es eine harte, schwierige Aufgabe, aber das ist für jeden Bayern-Trainer so. Der Druck bei Bayern ist so oder so immens. Gut, dass das für mich nicht mehr gilt.

Interview: Patrick Strasser

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