Kahn: Für wütende Bayern ist alles möglich
Den gehandelten Pep Guardiola hält der „Titan“ für einen „hochinteressanten“ Nachfolger für Heynckes. Außerdem seien die Bayern wütend. Schuld sei der BVB.
HAMBURG – Die Bayern sind wütend. Und das werden sie der Konkurrenz in der Rückrunde der Fußball-Bundesliga unmissverständlich klarmachen, glaubt Torwart-Ikone Oliver Kahn. Angestachelt durch die Erfolge von Borussia Dortmund ist der Rekordmeister mehr denn je bemüht, die alten Machtverhältnisse wieder herzustellen.
'Gehen Sie davon aus, dass das bei den Bayern tief sitzt – bei den Verantwortlichen und den Spielern. Es gehört zum Selbstverständnis in München, immer die Nummer eins zu sein, die Besten zu sein", sagte der 43-Jährige dem SID bei einem Pressetermin in Hamburg, bei dem er als neuer Botschafter eines Sportwettenanbieters (Tipico) vorgestellt wurde: „Und dann kommt da eine Mannschaft, die sehr attraktiv spielt und ihnen die Meisterschaft wegschnappt.“ Das könnten die Münchner nicht auf sich sitzen lassen.
Herausgefordert durch die Erfolge des BVB würden die „Roten“ aber nur noch schneller zu ihrer alten Dominanz zurückfinden. „Ich glaube aber auch, dass die Stärke von Dortmund den FC Bayern mittelfristig noch stärker macht. Das hat man jetzt schon gesehen, wie sie aufgerüstet haben“, sagte Kahn, der mit Bayern acht deutsche Meisterschaften, sechsmal den DFB-Pokal und 2001 die Champions League gewonnen hat: „Und wenn man sieht, wie sich Bayern jetzt aufstellt, kann der Konkurrenz schon angst und bange werden. Da könnte die Bundesliga in Zukunft ganz schön langweilig werden.“
Mit neun Punkten Vorsprung auf Bayer Leverkusen und zwölf auf Dortmund sei den Bayern die Meisterschaft wohl kaum mehr zu nehmen. „Und in der Champions League ist alles möglich“, sagte Kahn: „Ich habe 1999 selbst erlebt, wie es ist ein Finale zu verlieren, wie viel Energie das kostet. Aber ich habe auch erlebt, wie viel Siegeswillen man dann aus einer solchen Niederlage schöpfen kann. Man will so eine Niederlage unbedingt vergessen und man kann sie nur vergessen, wenn man den Titel holt.“ Im Finale von 2012 hatten die Bayern unglücklich gegen den FC Chelsea verloren, im Achtelfinale trifft die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes auf den FC Arsenal aus London.
Den gehandelten Pep Guardiola hält der „Titan“ für einen „hochinteressanten“ Nachfolger für Heynckes, sollte dieser zum Saisonende seine Karriere beenden. „Wenn man Guardiola über Fußball reden hört, ist es immer hochspannend. Er hat sich in Barcelona von unten nach oben gearbeitet, konnte sich und seine Philosophie in Ruhe entwickeln und hat enorme Erfolge gefeiert. Davon kann ein Klub nur profitieren“, sagte Kahn: „Die Frage ist nur, ob er das bei einem anderen Verein so schnell und so erfolgreich wieder umsetzen kann.“
Über ein Jahr vor dem ersten Anpfiff in Brasilien kann der ZDF-Experte Kahn die Weltmeisterschaft angesichts des Potenzials der Nationalmannschaft kaum noch erwarten. Der ehemalige Torhüter würde nur zu gern hinter Özil, Reus, Götze und Co. selber im Tor stehen.
„Das ist schon sensationell. Als wir 2002 die WM gespielt haben, wären wir froh gewesen, wenn wir ein oder zwei Spieler von dieser Qualität gehabt hätten“, sagte Kahn, „wir hatten Michael Ballack. Und dann wurde es auch schon eng in Sachen Kreativität.“ Am Zuckerhut könne nur der Titel das Ziel der Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw sein.
'Klar, die Mannschaft war zuletzt immer kurz davor. Das Team ist auf einem permanenten Weg nach oben. Es fehlt nicht mehr viel und das Team brennt darauf, ihre Qualität in einen Titel umzumünzen. Und das kann, wenn alles passt und zusammenkommt, jederzeit passieren. Warum soll dass nicht bei der WM in Brasilien sein?", sagte Kahn, der die DFB-Elf 2002 als Kapitän ins Finale geführt hatte.