Kahn, das Bayern-Orakel, glaubt: Das Triple ist drin
MÜNCHEN - Der ehemalige Weltklasse-Keeper, der den Hit gegen Manchester verpassen wird, glaubt an den ganz großen Triumph von van Gaals Team. Von Old Trafford und den Fans ist er aber begeistert.
Oliver Kahn und Manchster United, das ist eine ganz besondere Beziehung. Das Final-Drama von 1999 in Barcelona, das 100-Sekunden-Trauma in der Nachspielzeit, es wird dem früheren Bayern-Keeper auf ewig im Gedächtnis bleiben. Doch das ist Historie. Am Mittwoch hat eine neue Bayern-Mannschaft eine neue Chance. Im aktuellen Team von Cheftrainer Louis van Gaal spielt schließlich kein einziger Profi, der bereits 1999 dabei war.
Kahn selbst kann den Viertelfinal-Hit in der ChampionsLeague zwischen Manchester United und dem FC Bayern gar nicht live verfolgen, weder im Stadion noch vor dem Fernseher (20.45 Uhr, Sat.1 und Sky live). In den entscheidenen 90 Minuten (oder auch mehr) wird er im Flugzeug sitzen und auf dem Weg nach Hongkong sein. „Ich hoffe, dass mir dann einer in der Maschine sagt, wie es in Manchester steht", flachste er am Dienstag bei der Vorstellung des neuen Internetportals „fanorakel.de" von ZDF und „kicker“, das er am Dienstag in der Fußball-Szenekneipe „Stadion“ in der Schleißheimer Straße vorstellte.
Fanorakel? Der dreimalige Welttorhüter betätigte sich am Dienstag eher als überaus optimistisches Bayern-Orakel. Im „Stadion“ sprach der Ex-Keeper über...
...Bayerns Chancen aufs Halbfinale: „Nach der Auslosung habe ich gesagt, dass die Bayern ausscheiden, doch ich habe meine Meinung noch während des Hinspiels geändert. Mich hat beeindruckt, dass Bayern in der zweiten Halbzeit den Respekt abgelegt hat und Manchester so unter Druck gesetzt hat. Bayern ist für gegnerische Mannschaften immer schwierig zu spielen. Sie haben nun zwei große Vorteile: zum einen den psychologischen, zum anderen mag Manchester es überhaupt nicht, wie die Bayern spielen. Es spricht sehr, sehr vieles für den FC Bayern. Möglich ist in dieser Saison alles – sogar das Triple.“
...Manchesters United: „Sie spielen in einem sehr starren 4-4-2-System, was den Bayern viele Möglichkeiten eröffnet – vor allem natürlich mit ihrer Flügelzange Ribéry und Robben, die zu jeder Zeit für Unruhe sorgen kann. Ich bin gespannt, wie Ferguson taktisch reagiert. ManU wirkt einfach nicht so sattelfest, ist anfällig in der Abwehr. Außerdem scheinen sie nicht mehr so hungrig – auf Grund ihrer großen Erfolge. Sie brauchen ein Mega-Spiel, um ins Halbfinale einzuziehen.“
...Louis van Gaal: „Seine Arbeit ist ein Prozess, der sehr schnell voran schreitet, bei Jürgen Klinsmann dagegen gab es gar keinen. Van Gaal setzt auf die Philosophie des Vereins, Superstars zu kaufen und manche Positionen mit Eigengewächsen aufzufüllen. Bislang habe ich überhaupt nicht den Eindruck, dass die jungen Spieler wie Müller, Badstuber und Contento große Schwächen zeigen. Sie sind kein Risiko.“
...Bastian Schweinsteiger: „Es ist sehr wichtig, dass er nach seiner Sperre zurückkehrt. Er stabilisiert das Mittelfd ungemein. Er muss dazu die Lücken im Zentrum nutzen, die Ribéry und Robben aufreißen werden. Dann bekommt Manchester Probleme.“
...das Stadion Old Trafford: „Ich mag Manchesters Fans sehr. Als wir 2001 in der Champions League dort 1:0 gewonnen haben, sind sie aufgestanden und haben uns applaudiert. Nicht aus Hohn über ihre eigene Mannschaft, sondern weil sie gesehen haben: Der FC Bayern hat sehr gut gespielt.“
Maximilian Wassing